Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Sibi
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Registriert: Do 29. Aug 2019, 07:10

Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Beitrag von Sibi »

Hallo, ich bin hier gelandet als ich auf der suche nach mehr Infos zu HB war.
Kurze Vorstellung, ich bin 33 Jahre alt und meiner Meinung nach Durchschnittlich genauso wie mein Mann

Es geht aber um mein Sohn, er ist 2,4 Jahre alt. Er hat mit 19 Monaten angefangen zu "sprechen", er wiederholte alles was man ihm sagte und so erweiterte er sein Wortschatz. Mit 20 Monaten konnte er das ABC ( also nicht nur aufsagen sondern auch mit hinzeigen wusste er welche Buchstabe es ist), seitdem hat er mehr dazu gelernt, soweit kann er auch die Zahlen bis 50 aufsagen und bis 20 erkennt er sie. Kinderbücher lernt er auswendig nachdem wir es paar mal gelesen haben, anhand der Bilder kann er sagen was da drin steht. Auch wenn das was er sagt nicht immer sehr klar ist, spricht er schon ziemlich gut in Deutsch und Englisch (beide sprachen gleich gut). Ich habe ihn nie zu etwas gezwungen, er kommt immer von selbst mit Zeitungen, Magazine etc und fragt "Was ist das", momentan interessieren ihn die Kleinbuchstaben.
Was seine Persönlichkeit angeht, hat er vor sehr vielen Sachen Angst, wie zum Beispiel einem Blatt, dass sich im Wind bewegt, er hat erst vor einigen Monaten Angefangen nicht mehr zu Fremdeln bzw Angst vor anderen zu haben, diese Angst vor anderen hat mit 3 Monaten angefangen, auch von meiner Schwester oder Mama, es war für uns sehr schwierig irgendwohin zu gehen, zum glück hat sich das jetzt schon gelegt aber Angst hat er noch immer vor vielen Sachen. Er ist auch nicht Abenteuerlustig, im Park sitzt er nur in der Wippe oder lässt sich schaukeln, auch die Treppen im Haus geht er mit Vorsicht rauf und runter ( er erkennt nehme ich mal an die Gefahr). Er spielt auch nur mit grösseren Kindern, wie meine Nichte und Neffe (9 und 10) aber mit gleichaltrigen von Freunden ignoriert er, da spielt er lieber alleine.

Ich weiß nicht ob mein Sohn Hochbegabt ist, ehrlich gesagt weiß ich nicht mal wirklich was das überhaupt heißt, ich dachte das sind immer die super klugen.
Ich bin ziemlich verwirrt und ich weiß nicht wirklich was zu tun, ich moechte ihn so gerne mehr fördern aber seit der Geburt von meiner Tochter (4 Monate) habe ich leider nicht mehr soviel zeit für ihn, ich merke dass er ziemlich gelangweilt ist, seitdem schaut er viel mehr TV. Ich habe gelesen dass man HB kindern früh fördern soll, sonst verlieren sie das Interesse am Lernen. Ich habe unglaubliche Schuldgefühle und weiß nicht mehr was zu tun.

Ich wüsste jetzt auch nicht ob ihn "Testen" lassen soll und falls ja, wo oder wie mache ich das? Ich hatte gelesen, dass es in Wien Spezial Kindergarten gibt wo HB Kinder mehr gefördert werden. Er geht übrigens erst mit 3 in den Kindergarten. Es würde mir auch reichen mal mit jemanden zu Reden der HB Kinder fördert oder sich darauf spezialisiert hat, ich weiß nicht ob es sowas gibt.

Ich erhoffe mir hier etwas mehr Klarheiten, ich würde mich auf Ratschlägen, Erfahrungen und Meinungen freuen. Ich kenne leider niemanden mit ähnlicheren Erfahrungen.

Ich freue mich auf euer Antworten und sorry für den Roman.

Ps: ich hatte mich hier in die Mailingliste eingetragen vor über einer Woche aber leider bis jetzt nichts erhalten, dauert es etwas bis man in die Liste eingetragen wird? In der Junk box ist auch nichts.

Vielen Dank und liebe Grüsse,
Sibi
Auguste
Dauergast
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Registriert: Do 4. Jul 2019, 22:34

Re: Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Beitrag von Auguste »

Hallo!

Was Du erzählst, hört sich schon danach an, dass Dein Sohn hochbegabt sein könnte. Er kann vieles, was andere Kinder erst Jahre später lernen.

Um ihn zu fördern, musst Du ihn jedoch nicht zu irgendwelchen "Spezialisten" schicken, keine Tests machen und auch keine Kurse belegen. Ihm ist öfter mal langweilig? Das ist o.k. Kinder müssen auch lernen, mit Langeweile umzugehen ;)

Du schreibst, er ist nicht abenteuerlustig. Nicht jeder Junge ist abenteuerlustig. Mein Sohn (jetzt 9 Jahre, teil-hochbegabt) hat auch immer nur im Sandkasten gesessen und die anderen Kinder beobachtet. Das erste Mal aufs Klettergerüst hat er sich mit 3,5 Jahren gewagt - auf die 3. Stufe ;) Meine Tochter (auch intelligent, nicht getestet) ist mit 14 Monaten bis ganz oben in den Kletterturm gestiegen - allein. Mein Sohn konnte mit 14 Monaten noch nicht mal laufen - er wollte auch nicht ;)
Meine Tochter ist mit 2 Jahren aufs Laufrad gestiegen und losgefahren. Mein Sohn (damals schon 2,5 Jahre) hat sein Laufrad 6 Monate lang neben sich hergeschoben, bevor er sich das erste Mal draufgesetzt hat - um dann direkt den nächsten Hügel hinunterzusausen.

Jedes Kind entwickelt sich anders. Es kann durchaus sein, dass Dein Sohn besonders vorsichtig ist, weil er gewisse Gefahren schon erkennen kann. Wenn er sich sicher ist, dass er die Gefahr ausreichend einschätzen kann, dann wird er auch die Dinge tun, die er sich jetzt noch nicht zutraut.

Wenn du ihn fördern willst, dann nimm ihn mit, wenn Du mit dem Baby spazieren gehst, erkläre ihm draußen die Welt, beantworte seine Fragen, gib ihm Bücher zum anschauen, lies ihm die Bücher vor, die er mag (mein Sohn wollte auch immer nur aus Sachbüchern vorgelesen bekommen). Es gibt auch CDs, wo Sachthemen kindgerecht erklärt werden, ähnlich wie Hörspiele. Die mochte mein Sohn besonders als er noch nicht lesen konnte.

So lange Dein Sohn glücklich ist, neugierig bleibt und nicht verhaltensauffällig wird, musst Du ihn auch nicht unbedingt testen lassen. Bei so jungen Kindern sind die Tests meist auch nicht sehr aussagefähig. Nicht jedes hochbegabte Kind muss speziell (von extra geschulten Menschen) gefördert werden. Den meisten reicht es, wenn die Eltern ihnen zuhören, geduldig ihre Fragen beantworten und die Eltern sie einfach so lieben, wie sie sind ;)
sinus
Dauergast
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Registriert: Fr 26. Nov 2010, 10:52

Re: Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Beitrag von sinus »

Angst und eine schlechtes Gewissen haben musst du ganz sicher nicht.
Du beobachtest und machst dir Gedanken. Das ist schonmal der richtige Ansatz.

Ich würde empfehlen, vor allem zu REAGIEREN, also klar kannst du ihm vieles anbieten, aber oft zeigen die Kinder selbst deutlich, was sie interessiert und was sie brauchen.
Meine große, schon früh auffällige (eigentlich von Anfang an), schließlich mit 9 Jahren hochbegabt getestete Tochter bspw wollte und braucht gar nicht so extrem viel. Sie hatte im Kindergartenalter so viele Möglichkeiten - Chor, Malkurs bzw "Buchkinder" (malen & Geschichten erfinden gleichzeitig), Instrumentenkarussell, Sport, im Kindergarten Tanz...
Außerdem war sie von Anfang an immer mit in Konzerten und die Großeltern haben sie oft mitgenommen zu Ausflügen, ins Puppentheater eingeladen etc.

An den meisten dieser Angebote hatte sie gar keine große Freude. :? Sie wollte viel lieber über ihre Zeit frei verfügen, endlos Rollenspiele spielen, Geschichten vorgelesen bekommen, für sich sein, malen.
Jedewede fremdbestimmt ver-/geplante Zeit ist ihr ein Graus. Bis heute.
Sehr vorsichtig war und ist sie übrigens auch, wobei das im Grundschulater deutlich "besser" wurde.

Was ich immer gemacht habe ist, auf ihre Impulse einzugehen. Wenn sie ein Thema interessierte, habe ich Bücher dazu angeschafft, wir haben passende Filme geschaut, im Internet recherchiert, passende Museen besucht...
Als sie sich eine Weile lang sehr für die Siegfried Sage begeisterte, haben wir sogar mit einem selbst gebastelten Drachen, simplen Equipment wie rot leuchtender Taschenlampe und aus Kissen gebauter Höhle und mit einem einfachen Fotoapparat selbst einen kleinen Film dazu gedreht.
Zu Omas Geburtstag haben wir "Bambi" als kleines Schauspiel aufgeführt. Ich war Erzähler und sie, damals so 3-4 Jahre alt, hat Bambi gespielt. Ihre 4-8 Jahre älteren Cousins/Cousinen haben die anderen Rollen übernommen.
Einmal habe ich ihr - da war sie 4 - ausführlich erklären müssen, was mit toten Körpern passiert nach der Beerdigung.
Aber sie wollte es ganz genau wissen und ich habe ihr auf alle ihre Fragen geantwortet. (bis hin zu Bakterien, Verwesung etc)
Ich erinnere mich auch an intensive Gespräche zu philosophischen Fragen. Gibt's Gott bzw wo wohnt er? Was passiert mit der Seele nach dem Tod bzw gibt es eine Seele. "Wozu bin ich da?" fragte sie mich, noch bevor sie 4 Jahre alt war.
Bei solchen Themen habe ich immer drauf geachtet, ihr keine vorgefertigten, erwachsenen/abgeklärten Antworten zu geben, sondern immer erstmal zu fragen, "Was denkst du denn?" und dann auf ihre Ideen und Theorien reagiert bzw mit ihr zusammen ihre eigenen Theorien weitergesponnen.
(Das waren sooo schöne, immer auch für mich sehr bereichernde Gespräche!!! Ihre Theorie zu den Seelen war damals z.B., dass unsere Seelen eine Weile im Universum herumreisen und dann irgendwo auf einem fernen Planeten wieder zusammentreffen)

Mit 4 wollte sie übrigens damals unbedingt den Hobbit vorgelesen bekommen. Ich war skeptisch, das Buch ist ja streckenweise schon auch etwas langatmig und an sich "ab 8 Jahren" empfohlen, aber ich dachte dann, sie meldet sich schon, wenn es ihr zu langweilig wird.
Sie HING mir dann förmlich an den Lippen und in der Zeit weckte sie mich morgens mit der Bitte, gleich weiter vorzulesen!
Jede freie Minute musste ich das Buch weiterlesen.

Ansonsten - neben ihrer von Anfang an auffällig reichen Fantasie - ist "ihr Thema" vor allem Tiere und Natur. Fast von Anfang an. (Erstes Wort "Buwe" für Blume mit so 7/8 Monaten, mit eineinhalb fragte sie die Oma im Garten, wo die "Akelei hin?" sei. Ihr war aufgefallen, dass die Akeleien nicht mehr blühten...
So mit 3-4 Jahren hatte sie schon fast alles an bekannten Tierdokus gesehen gehabt, was es da so gab: Reise der Pinguine, weinendes Kamel, Igel Hogi, Lustige Welt der Tiere, usw usf. und kannte mehr Pflanzen mit Namen, als ich.
Wir haben sicherlich über 20 DVD mit Tierdokus hier, die sie damals immer wieder sehen wollte.
Mit 5,6 Jahren sammelte sie überall tote Tiere auf, Insekten, aus dem Nest gefallene Vogelkinder, ist im Besitz einer toten Eidechse und selbst gefundene Schlangenhaut und Reste eines Schwaneneis gehören zu ihrer Sammlung.
Manches davon wurde in Alkohol eingelegt und steht im Schuppen. (ich wollte die "Leichen" nicht im Haus haben :roll: )
Wenn wir jemanden kannten, der sich mit einem Thema gut auskannte, haben wir versucht, den Kontakt herzustellen. So unterhielt sie sich ab und an mit einem Tierarzt der in der Siedlung wohnte und besuchte ab und an seine Vorträge über heimische Vögel.
Am Gartenteich der Großeltern hat sie - besonders im Frühling - viele glücklich Stunden verbracht - für sich allein und bei der Beobachtung der Pflanzen und Tiere, die sich da so tummeln.
Als sie in der Grundschule begann, sich für Minecraft und Programmieren zu interessieren, konnte ich ihr da nicht viel bieten, außer Bücher anzuschaffen, was ich tat.
Sie hat dann eine zeitlang auch ihr Taschengeld für passende Sachbücher ausgegeben und so haben wir auch da jetzt eine ordentliche Sammlung.
Außerdem habe ich immer geschaut, welche Spielkameraden zu ihr passen. Das waren nicht viele, aber wenn jemand gut passte, habe ich versucht, dass sich die Kinder möglichst oft sehen und in Ruhe in 1:1 Situation spielen können. (Mit/in Gruppen hatte Tochter immer Probleme)
Erst letztens war ich (abends) mit ihr bei einem Vortrag des hiesigen Naturkundemuseums über die wieder zurückkehrende Wildkatzenpopulation.
Sie war das einzige Kind, war aber sehr interessiert und stellte sogar einige Fragen, wo sie doch sonst immer so zurückhaltend auftritt...

Die kleine Schwester, ebenfalls recht klug und jetzt grad 5 Jahre at, liebt Brettspiele und spielt gern Spiele für ältere mit.
Die Großeltern spielen z.B. Romme in vereinfachter Version mit ihr. Ich hab mit ihr schon "Set" gespielt, obwohl das an sich auch erst ab 8 (oder 10?) ist.
(Sie hat die Regeln sofort kapiert...)
Bei Brettspielen/Kartenspielen können kluge Kinder - denke ich - hervorragend ihre Fähigkeiten einsetzen und unglaublich viel lernen und Spaß haben.
Für meine Große war das allerdings nichts - bis hinein ins Grundschulalter hat sie sich solchen Spielen komplett verweigert, weil sie nicht verlieren wollte und wohl instinktiv schon wusste, dass ihr das (emotional) große Probleme machen könnte. Was auch - bis heute - zutreffend ist.
Allerdings kann sie inzwischen einigermaßen damit umgehen und spielt jetzt ganz gern. Wenn das Umfeld passt.
Ich als Mutter spiele aber nach wie vor ungern mit ihr, denn das absolut Schlimmste für sie ist, gegen MICH zu verlieren und sowas bleibt ja nunmal nicht aus...
Aber bei spielbegeisterten Freunden ist sie immer voll dabei und diese nehmen sie auch mit zu Spielemessen und -abenden, wo sie auch in altersgemischten Runden (also mit Erwachsenen) mitspielen kann.

Also mein Rat wäre, genau hinzuschauen und ihm vor allem das zu geben, wonach er gerade verlangt. Fragen beantworten, mit ihm zusammen Themen "erforschen", die ihn interessieren. Auch wenns mal nicht was ist, was man an Interesse/Thema bei einem Kind erwartet.
Viel Naturerfahrung ermöglichen - grad so sensible Kinder haben oft einen ganz besonderen Zugang zu Tieren und Natur.
Spiele spielen. Kontakte zu passenden Kindern suchen
Mehr muss in dem Alter noch gar nicht sein, denke ich.
Und Überfordern tut man so ein Kind mit Wissen wohl eher nicht, denn in dem Alter schalten sie von allein ab, wenns zu viel wird. Das merkt man dann schon.

Worauf ich achten würde und was mir immer weder schwer fiel und fällt ist, das Kind EMOTIONAL nicht zu überfordern. Man begeht glaube ich schnell den Fehler, bei einem kognitiv so weiten Kind auch zu erwarten, dass es emotional/auf Gefühlsebene ebenso reif ist.
Ist es aber eher nicht, allein weil es eben auch mit ungewöhnlicher Beobachtungsgabe und Intelligenz nicht unbedingt auch mehr Lebenserfahrung und Selbsterfahrung sammeln kann und viele Entwicklungsschritte einfach auch zu einem bestimmten Zeitpunkt erst stattfinden.
Nie vergessen werde ich, wie meine Tochter, damals gerade erst zwei (!), einen intensiven Trotzanfall hatte (weil sie den Reißverschluss ihre Jacke nicht zubekommen hatte übrigens) und ich schließlich nach ca. einer halben Stunde Weinen und Zetern die Geduld mit ihr verlor und "verlangte", sie solle sich jetzt endlich mal wieder einkriegen.
Darauf schluchzte sie: "Ich möchte ja aufhören, aber ich KANN nicht!"
Damit hat sie mir was sehr wichtiges gesagt: auch kluge Kinder können nicht "über ihren Schatten springen" und für sie ist gerade das womöglich besonders bitter, da sie in der Lage sind, das selbst zu erkennen und zu reflektieren.
Also mitunter muss man in dem Bereich ganz besonders viel Fingerspitzengefühl einsetzen... Und dazu braucht man vor allem Empathie und emotionale Zugewandtheit. Das ist glaube ich sehr viel wichtiger und hilfreicher, als ein frühes "Förderprogramm".
(Inzwischen ist Tochter fast 11 Jahre als und erst kürzlich saß sie nach einem Streit unterm Tisch... sehr befremdlich, wenn man bedenkt, dass man ansonsten mit ihr oft wie mit einem Erwachsenen reden kann... Ich sagte übrigens zu ihr: "Jetzt sei doch nicht so kindisch." Sie daraufhin: "Mama, ich BIN ein Kind!")
Das ist so typisch: Kluge Kinder können so verdammt weise und gleichzeitig ebenso unreif-"kindisch" sein...

Also meine Erfahrung ist vor allem, dass es die emotionale Entwicklung ist, auf die man achten sollte und wo man Einiges falsch machen kann.
Die passende kognitive Förderung ist zumindest im aufmerksamen Elternhaus dagegen eigentlich gar nicht allzu schwer.
Zuletzt geändert von sinus am Do 29. Aug 2019, 22:57, insgesamt 23-mal geändert.
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Rabaukenmama
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Re: Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Sibi!

Erst mal herzlich willkommen hier. Das, was du von deinem Sohn schreibst, erinnert mich stark an meinen älteren Sohn in dem Alter. Er begann mit 18 Monaten, sich für Zahlen und Buchstaben zu interessieren. An seinem 2. Geburtstag konnte er perfekt buchstabieren (Groß- und Kleinbuchstaben) und zweistellige Zahlen korrekt lesen, zählen über 100 bis ihm langweilig wurde, Teile von Kinderliedern auswendig,...aber noch nicht mal richtig (in ganzen Sätzen) sprechen :P . Das hat er erst mit 2 Jahren und 4 Monaten begonnen und binnen 2 Monaten sprach er wie ein "Großer", mit großteils korrekter Grammatik in langen Sätzen und mit einem erstaunlichem Wortschatz. Mit 3 Jahren konnte er ihm bekannte Wörter am Wortbild "als Ganzes" erkennen, etwa 30-50 Bilderbücher und Kinderlieder auswendig und mindestens 50 Automarken :mrgreen: . Mit 4 Jahren konnte er (noch bevor das sinnerfassende lesen kam) frei nach Gehör schreiben. Da im Kindergarten eine Betreuerin native speakerin war und englisch mit dem Kindern sprach konnte mein Sohn auch grammatikalisch korrekt einfaches englisch. Als er mit 4 1/2 Jahren sinnerfassend zu lesen begann konnte er auch englische Texte mit korrekter Aussprache lesen. Mit 5 Jahren begann er, selbst Bücher zu lesen, und bis zu seiner Einschulung mit 6 1/2 Jahren hatte er weit über 100 Bücher (großteils Kinder-Wissensbücher) selbst gelesen.

Ok, das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass mein Sohn mit 4 Jahren schon klar "anders" war als andere Kinder, nicht nur was den kognitiven Vorsprung betraf. Er machte seltsame Sachen, zum Beispiel hat er im Kindergarten einem anderen Kind über den Arm geleckt, als es hieß "alle räumen EIN" hat er AUSgeräumt, er hat anderen Kinder dreckige Socken unter die Nase gehalten und fand das furchtbar witzig,...nichts tragisches, aber eben auffällig. Der Kindergarten riet zu einer Entwicklungsdiagnostik. Da ich davon (leider) selbst nicht überzeugt war habe ich die kostenlose Variante in einem SPZ gemacht - und bin an eine total unfähige KJP gekommen, die eigentlich nur Unsinn geredet hat und deren Befund von Falschdiagnosen nur so gestrotz hat. Jeder, der meinen Sohn gekannt hat, hat nur den Kopf geschüttelt, als er den Befund gelesen hat. Aber sie hat nach 5 Minuten auch ADHS und Autismus kategorisch ausgeschlossen, was ich ihr geglaubt habe, weil ich es hatte hören wollen.

Mittlerweile ist mein älterer Sohn 9 Jahre alt und hat beide Diagnosen (ADHS und atypischer Asperger Autismus) mehrfach gesichert. Er ist immer noch sehr klug und tut sich in der Schule sehr leicht. Alles, was er liest oder hört speichert er in nullkommanix ab und merkt es sich auf Dauer. Aber er ist auch (auffälliger denn je) sozial-emotional deutlich "hintennach", hat eine sehr geringe Frustrationsschwelle und obwohl er super-schnell logische Schlüsse ziehen kann, versteht er (autismusbedingt) ganz normale, soziale Situationen komplett falsch. Er textet alle Leute ungefragt mit "seinen" Themen zu und erwartet, dass ihm jeder zuhört. Das ist aber nicht so einfach, weil er in sehr verschachtelten Sätzen spricht und außerdem (nur, wenn er was erzählt) stottert, so dass es auch bei gutem Willen sehr schwer ist, ihm zu folgen.

IQ-Test habe ich bei ihm nie machen lassen, bei der Entwicklungsdiagnostik mit 4 Jahren kam raus, dass er in allen Bereichen entweder "überdurchschnittlich" oder "außergewöhnlich überdurchschnittlich" abgeschnitten hat. Da ich selbst getestet HB bin gehe ich aber von einer Hochbegabung aus, wobei es für mich auch keinen Unterschied machen würde, wenn sein Zahlenwert-Ergebnis unter 130 wäre.

Ich habe auch einen jüngeren Sohn, der ist jetzt 7 Jahre alt und mehrfach behindert (gehörlos und frühkindlicher Autist). Bei ihm wurden schon mehrere (nunverbale) IQ-Tests gemacht, die aber allesamt "nicht auswertbar" waren, weil zwischen bestem und schlechtestem Teilergebnis über 70 IQ-Punkte waren. Kognitiv ist auch mein jüngerer Sohn in den meisten Bereichen ziemlich fit, aber in Sachen "gelerntes Wissen" gerät er immer mehr ins Hintertreffen, weil die Kombi gehörlos und Autismus die Kommunikation doch sehr beeinträchtigt. Obwohl wir beide Gebärdensprache können reichen seine Aufmerksamkeitsspanne und sein Blickkontakt nicht für längere Erklärungen und nebenbei bekommt er auch nichts mit (wie das bei hörenden Kindern der Fall wäre). Hörimplantete hat er, haben bei ihm aber keinen Effekt bzw. weigert er sich großteils, seine "Horchis" zu tragen, und auf den Kopf tackern kann ich sie ihm nicht.

So viel mal zu uns, ist eh länger geworden als ich geplant hatte ;) .

Bei deiner Vorstellung ist mir folgender Satz aufgefallen: Ich habe gelesen dass man HB kindern früh fördern soll, sonst verlieren sie das Interesse am Lernen.

Mich würde echt interessieren, wo du solchen Quatsch gelesen hast. Ich tippe mal auf so eine Zeitschrift, wie man sie im Frisörladen findet. Ich schließe mich koschka zu 100% an: es reicht, wenn du aufmerksam bist, auf die Interessen deines Sohnes eingehst, und ihn nicht (z.B. mit Worten wie "dafür bist du noch zu jung/klein" oder "das ist noch nichts für dich") ausbremst. Gerade mit einem so jungen klugen Kind kann man so viele tolle Dinge machen ohne irgendwelche Kurse oder Förderprogramme. Man kann z.B. bei einem Spaziergang in der Natur so einen kleinen Taschen-Ratgeber mitnehmen und gemeinsam mit dem Kind raussuchen, wie die Blumen und Bäume heißen. Man kann mit dem Kind eine "Expedition" zu den Mistkübeln machen und es (mit etwas Hilfe) selbst sortieren lassen, wo Weißglas, Buntglas, Papier, Metall und Kunststoff reinkommt. Es gibt so viele tolle, kreative Spiele für dieses Alter: Fingerfarben, Playmais, Knetmassen, wenn das Kind Interesse hat auch gerne schon das "kleine" Lego (wenn nicht ist Duplo auch super). Man kann den Tagesablauf visualiserien (z.B. auf einem whiteboard), lesen und rechnen lässt sich auch mit ganz normalen Werbeprospekten üben, Seifenblasen (z.B. sehr große, da gibt es tolle Rezepte für Lösungen!) finden auch die meisten Kinder toll.

Was Spiele, Bücher, Fernsehsendungen und Videos betrifft ist das gut, was das Kind gerade interessiert - unabängig von irgendwelchen Altersangaben. Mein älterer Sohn hat z.B. sehr gerne "Caillou" geschaut, aber auch "Die Sendung mit der Maus" und davon vor allem "Bibliothek der Sachgeschichten" fand er interessant. Normale Kinderserien haben ihm oft Angst gemacht, weil er immer schon sehr sensibel war. Sogar "Barbapapa" und "Yakari" waren ihm zu schlimm. "Biene Maja" war ihm zu blöd,... Heute schaut er sehr gerne Dokus für Erwachsene und englischsprachige Wissens-Videos aus dem Internet an.

Der zweite Satz, der mir bei deiner Vorstellung aufgefallen ist, lautet "Ich habe unglaubliche Schuldgefühle und weiß nicht mehr was zu tun.". Hier will ich mal genauer nachhaken, WAS Dir Schuldgefühle macht, und WAS du konkret glaubst, MEHR tun zu sollen. Mir ist nämlich mal überhaupt nichts aufgefallen. Einen Chinesisch-Kurs oder Geigenunterricht wird dein Sohn vermutlich nicht brauchen, um glücklich zu sein. Und wenn er mal an was davon Interesse zeigen sollte, kannst du dann immer noch überlegen, ob und wie du es ihm ermöglichen kannst ;) .

Ich schreibe hier manchmal, dass Fragen wie "Wie kann ich mein kluges Kind bestmöglich fördern damit nur ja keine von seinen wertvollen Gaben verloren geht?" Luxus-Probleme sind. Denn wenn man dem Kind keine Steine in den Weg legt, sondern einfach offen für das ist, was von ihm selbst kommt, kann man gar nichts falsch machen. Meine Eischätzung, was bei Kindern ein "Problem" darstellt, ist schlichtweg eine andere :fahne: .

Mein jüngerer Sohn ist schwer behindert, kann (trotz normaler Intelligenz) weder hören noch sprechen, lautiert, hat immer wieder autistische Wutanfälle (Meltdowns), braucht mit 7 Jahren noch Tag und Nacht Windeln. Er besucht eine Sonder-Klasse für gebärdensprachige, gehörlose Autisten und ist während des Schuljahres im Internat untergebracht, weil wir zu Hause einfach total überfordert mit ihm sind. Mein älterer Sohn hat keine Freunde, hat trotz seiner Intelligenz nicht viel Selbstgefühl (autismusbedingt) und gerät durch (für uns) nichtige Auslöser immer wieder in akute Wut-Zustände. Mein Mann und ich sind in psychotherapeutischer Behandlung, um den Alltag irgendwie zu bewältigen.

Der nächste Satz von Dir, auf den ich speziell eingehe, ist "Ich wüsste jetzt auch nicht ob ihn "Testen" lassen soll und falls ja, wo oder wie mache ich das? Ich hatte gelesen, dass es in Wien Spezial Kindergarten gibt wo HB Kinder mehr gefördert werden."

Dazu meine eigene Erfahrung: mein älterer Sohn hat einen ganz "normalen" Privatkindergarten besucht, wo wirklich super auf ihn eingegangen wurde. Er begann mit dem Kindergarten als er 2 Jahre und 4 Monate alt war (und unbedingt selbst hin wollte). Wir brauchten kein Testergebnis, dort ist den Betreuerinnen schon nach einer Woche selbst aufgefallen, dass mein Sohn kognitiv deutlich weiter ist als alle anderen Kinder seines Alters. Er durfte im Kindergarten IMMER seinen Interessen nachgehen und es wurde immer auf seine Bedürfnisse eingegangen. Als er mit 2 Jahren und 9 Monaten von sich aus keinen Mittagsschlaf mehr halten wollte, wurde das genauso problemlos akzeptiert, wie das wieder-einnässen mit knapp 4 Jahren, nachdem er schon längere Zeit komplett trocken und sauber gewesen war. Nie wurde ihm gesagt, dass er für was "zu klein" wäre oder dass etwas für ihn "noch nichts" sei. Als er lesen konnte durfte er sich frei in der Kindergarten-Bibliothek bedienen und wenn es wo "Preise" gab, war er das einzige KInd, das ein Buch bekam. Obwohl mein Sohn nie ein "einfaches" Kind war, ging er bis zum letzten Tag gern in den Kindergarten.

Wenn ein Kindergarten einen Intelligenztest braucht, um ein Kind zu fördern, dann haben die Leute dort weder eine Ahnung von Kindern noch von Begabung. Ich würde mir daher an deiner Stelle die in Frage kommenden Kindergärten einfach mal genau anschauen, mit den BetreuerInnen reden, Fragen stellen, wenn möglich hospizieren und dann denjenigen aussuchen, wo dein Bauchgefühl am ehesten JA sagt ;) .

Alles Gute, vielleicht melde ich mich später noch mal :) .
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sinus
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Re: Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Beitrag von sinus »

Ach ja - für den Einstieg ins Thema sehr schön kurz zusammengefasst und trotzdem sehr informativ finde ich das Buch (oder eher Heft):

"Elterntraining Hochbegabung: Fit für Ihr schlaues Kind in drei Tagen" von Gabriele Gorny

Das kann man an einem Nachmittag durchlesen, ich habe es auch noch ein, zwei weitere Male gelesen, mir wichtige Abschnitte markiert und finde es recht "praxisnah".
Gern liste ich dir noch weitere Bücher auf, wobei ich das genannte zum Einstieg wirklich gut finde und es für euch sicherlich auch erstmal "reicht".
(Aiga Stapf, das von Koschka empfohlene Buch, ist dagegen ist schon seeehr umfangreich... und an vielen Punkten auch sehr theoretisch.)
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Rabaukenmama
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Re: Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Sibi!

Auf eine Frage will ich kurz noch eingehen und zwar nach "jemand zum reden, der HB Kinder fördert". Das ist nämlich gar nicht so leicht. Man kann nur selbst suchen, wobei du dazu schon genauer wissen solltest, was du unter "fördern" verstehst. Also z.B. ein Au-pair, das eine andere Sprache spricht oder jemanden, der z.B. musikalische Frühförderung macht,...und natürlich ist das alles privat zu bezahlen.

Bei hochbegabten Kindern geht niemand davon aus, dass sie spezielle Förderung "brauchen". Es gibt leider auch (immer noch) hartnäckige Vorurteile gegenüber hochbegabten Kindern und (vor allem unter anderen Eltern) Neider, die dann laut hinausposaunen, dass IHR Kind ja spielen darf und nicht zu Hause Buchstaben lernen muss. So, als würde man das eigene Kind gegen seinen Willen zu dem nötigen, was es tatsächlich von sich aus einfordert :roll: . Gott sei Dank sind solche Neider nicht so zahlreich, aber einige sind mir davon schon untergekommen und es nützt gar nichts, zu erklären oder zu argumentieren, denn es wird einem nichts geglaubt.

Aber der Großteil der Bevölkerung ist trotzdem der Ansicht, dass es vollkommen ausreicht, wenn ein Kind in der Schule oder frühestens in der Vorschule lesen, schreiben und rechnen lernt. Stimmt ja grundsätzlich auch, bei einer Hochbegabtenförderung würde es aber um was anderes gehen. Eine Kostenübernahme für die Förderung hochbegabter Kleinkinder würde viele Eltern normal begabter Kinder auf die Barrikaden rufen. Gefördert wird daher nur, wer eben NICHT ausreichend begabt ist (also lernbehinderte oder geistig behinderte Kinder) sowie Kinder mit Sinnesbehinderungen, wie mein jüngerer Sohn.

Der hat kostenlos (ab einem Alter von 4 Monaten bis Schuleintritt. pro Woche 2 Stunden Frühförderung bekommen und später noch zusätzlich 1/2 Stunde Einzelförderung im Kindergarten. Zusätzlich hat er noch Logo und Ergo bekommen, auch das wäre bei Kassentherapeuten für uns kostenlos gewesen, wir haben aber die Stunden bei gebärdensprachkompetenten Therapeutinnen privat bezahlt und daher nur einen Teil der Kosten refundiert bekommen.

Ich will Dir auf diesem Weg Mut machen, dir einfach zuzutrauen, den Bedürfnissen deines Sohnes entsprechen. Im Prinzip ist ein 2jähriges Kind mit einem (fiktiven) IQ von 150 einfach nur schon auf dem Stand eines 3jährigen Kindes. Dein Sohn macht also dieselbe Entwicklung durch wie andere Kinder, nur schneller. Probleme, geistig mit ihm Schritt zu halten, werden (wenn überhaupt) erst in etlichen Jahren auftreten. Jetzt sind die Herausforderungen, drüber zu stehen, wenn andere dich allein auf Grund der Fitness deines Sohnes für eine "Eislaufmutter" halten und sich einfach nicht um Altersangaben (auf Büchern oder Spielen) oder Erziehungsratgeber wo steht "ím Alter soundso interessiert die Kinder das und jenes" zu scheren.

Alles Gute und wenn du noch Fragen hast, her damit!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Sibi
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Registriert: Do 29. Aug 2019, 07:10

Re: Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Beitrag von Sibi »

Viele liebe Dank euch allen für die Beiträge, eure Erfahrungen und Ratschläge. Ihr könnt euch ja nicht vorstellen, wie gut es tut und beruhigt ich jetzt bin. Ich bin mir sicher ich werde mich wieder bald mit weiteren Fragen melden, ich hoffe das geht in Ordnung. :) ;)

Danke nochmal :D
Meine3
Dauergast
Beiträge: 1074
Registriert: Mo 11. Mär 2019, 10:55

Re: Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Beitrag von Meine3 »

Hallo Sibi und herzlich willkommen hier!

Bin Mama von 3 Kindern und auch durch meinen Sohn (das älteste Kind, momentan 6;10 Jahre alt und steht kurz vor der Einschulung) hier gelandet. Unser Sohn hat eine ähnliche kognitive Entwicklung wie dein Knirps. Allerdings war mein Sohn immer alles andere als ängstlich ;) . Das kenne ich jedoch von meiner Jüngsten, die sicherlich auch nicht auf den Kopf gefallen ist ( ist 2 und interessiert sich auch grade SEHR für Buchstaben und Zahlen und versucht zu schreiben, was aber feinmotorisch noch nicht so hinhaut). Sie ist auch SEHR vorsichtig, sehr ängstlich. Kennt alle Regeln, ermahnt jeden aufzupassen, an bestimmte Dinge zu denken und hat Angst vor Autos, großen Tieren, lauten Geräuschen, der Nacht, etc pp.

Zurück zu meinem Sohn und den Parallelen zu deinem: er fing mit 18 Monaten an mit 2-3-Wortsätzen und mit 25 Monaten sprach er grammatikalisch korrekt (bis auf einige Wörter, die er eben phonetisch noch nicht richtig aussprach). Er hörte ein Buch 1-3 Mal und konnte es dann (fast) wörtlich rezitieren. Sein Lieblingsbuch war "Henriette Bimmelbahn". Ich hab ein ultraputziges Video, wie er mit 2 Jahren und 2 Monaten vor diesem Buch hockt und anhand der Bilder das Buch "vorliest"... Er nimmt sprachliches auditiv unheimlich schnell auf und speichert dies dann auch langfristig ab... Falls es dich interessiert: sein Sprachverständnis liegt laut IQ-Testung bei 148 IQ Punkten.

Gelaufen ist er mit 10,5 Monaten. Mit 12 Monaten ist er GERANNT :lol:...

Gerechnet hat er mit 3. Wann er mit dem zählen angefangen hat, weiß ich nicht mehr genau, war aber mit 2 irgendwann... Mit 6 (zum Zeitpunkt des Tests) rechnete er in den 4 Grundrechenarten unterschiedlich gut. Wirklcih "beigebracht" haben wir ihm all das nicht. Er hat gefragt. Wir haben, sogar meist recht knapp" geantwortet, er zog seine Schlüsse daraus. Allerdings hat er es nicht mit geschriebenen Zahlen oder Buchstaben. So kann er z.B. im 1000er Bereich im Kopf addieren, aber kann eine Zahl, die aus mehr als 2 Ziffern besteht korrekt noch nicht lesen :geek: . Im mathematisch-logischen Bereich liegt er laut IQ-Testung im knapp überdurchschnittlichen Bereich (115), wobei es hier die ein oder andere Aufgabe gab, die er so garnicht mochte (Mosaikpuzzle) und die er dementsprechend unmotiviert absolviert hat.

Er hat das Prinzip des Lesens ganz selbstverständlich "gelernt" :gruebel:, da er aber kein großes Interesse an Buchstaben hat, kann er nur die Wörter lesen, dessen Buchstaben er kennt... Begabung oder Hochbegabung kann sich sehr unterschiedlich äußern.

Mit Sicherheit ist dein Kind, wenn es mit 2 Jahren Buchstaben kennt und Zahlen und sehr gut spricht (überdies zweisprachig), überdurchschnittlich intelligent, wahrscheinlich sogar hochbegabt, oder zumindest TEILhochbegabt (z.B. im sprachlichen Bereich). Meine persönliche Vermutung ist, rein von dem was du beschreibst, dass er hochbegabt ist.

Ich möchte dir deine Angst nehmen. Auf vielen Internetseiten wird man sozusagen "gewarnt", dass man eine vermutliche Hochbegabung so früh als möglich per Test nachweisen lassen soll und dass es wichtig wäre, dies so früh wie möglich zu "wissen". Ich halte das für Humbug. WISSEN ist diesbezüglich im Kleinkindalter bis ins Vorschulalter sehr relativ. Die Tests sind in diesem Alter nicht wirklich aussagekräftig. Und auch dann hängt sehr viel davon ab, ob ihr an eine Person geratet, die ihr Handwerk versteht und den Test korrekt interpretiert, bzw. das Verhalten des Kindes und ob dein Kind "mitmacht" oder nicht, ob es gut geschlafen hat, oder vielleicht ein wenig kränkelt und so weiter... Der Test spiegelt im Kleinkind und Vorschulalter lediglich wider, was das Kind zum Zeitpunkt des Tests bereit war zu zeigen. So kann ein Wert nach oben hin (Rechenfehler des Auswerters einmal ausgeschlossen) nicht "falsch" sein, denn man kann nicht vorgeben, etwas zu können, was man nicht kann. Die Werte können jedoch nach unten sehr wohl verfälscht sein (wie oben beschrieben, durch Unlust, Unausgeschlafenheit, Hunger, Verunsicherung, Ablenkung, etc.).

So richtig "Sinn" macht so ein Test wohl erst ab 10-12 Jahren. Denn da wissen die Kinder zum Einen, was genau sie da eigentlich tun und zum anderen haben sie das nötige Sitzfleisch solch einen Test problemlos durchzuhalten, auch wenn es ihnen nicht 100%ig gut geht oder kurzfristig etwas ablenkt.

Unser Sohn wurde mit 6 als Vorschulkind getestet, noch im Kindergarten (er ist Kann-Kind), da er nach Umzug und einhergehendem Kiga-Wechsel verhaltensauffällig wurde. Wir wurden quasi dazu gedrängt ihn auf Hochbegabung testen zu lassen. Die Erzieher waren felsenfest überzeugt, dass er hochbegabt ist. Der Test war jedoch nicht aussagekräftig. Er fiel sehr heterogen aus, da er bei stupiden und langweiligen Aufgaben SEHR schnell abschaltet. Er kann sich dann nicht konzentrieren, bzw. sieht die Notwendigkeit dazu einfach nicht ;) . Er hat demnach nur gezeigt, was er WOLLTE und nicht was er konnte. Somit hat er Teilbereiche im Test, die nur knapp im Durchschnitt liegen :lol: (85-115 glaub ich ist Durchschnitt), andere liegen im Höchstbegabten-Bereich (über 145IQ Punkte), wieder andere sind überdurchschnittlich oder knapp unter der HB-Grenze. Die Testung hat uns also kein eindeutiges Ergebnis gebracht, aber die Tendenz ist klar ;). Übrigens wurde er wegen seines umtriebigen Verhaltens auch auf ADHS getestet, mit ähnlichem Ergebnis. Er weist Merkmale auf (im Bereich der Hyperaktivität), aber nicht genug um ADHS zum jetzigen Zeitpunkt eindeutig zu diagnostizieren.

Also mach dich nicht verrückt. Du musst dein Kind auf keinen Fall jetzt schon testen lassen. Dies stellt ja auch immer eine Belastung dar und sollte immer auf seinen Nutzen und die Notwendigkeit hin geprüft werden. Wenn das Kind also in der Schule oder im Kindergarten "leidet", der Verdacht auf eine Unterforderung besteht oder soziale Probleme entstehen, so macht eine Testung auch vor dem Schuleintritt eventuell Sinn...Ob es bei Euch also überhaupt mal nötig wird, wird das Leben zeigen.

Fördern: nun. Ich halte es so. Ich gebe meinen Kindern was sie brauchen, bzw. versuche es (meine 3 Kinder liegen altersmäßig sehr nah beieinander, nicht immer habe ich daher die Zeit, so viel Aufmerksamkeit zu schenken, wie gebraucht oder gewünscht wird). Interessiert sich mein Sohn beispielsweise für den menschlichen Körper, so lese ich mit ihm ein Kinderbuch über dieses Thema. Kommt hier schnell Langeweile und das Bedürfnis nach mehr Details auf, so suche ich ein Buch für Jugendliche oder Erwachsene zu dem Thema. Letztendlich sind wir dann bei einem Atlas über den menschlichen Körper gelandet, den ich damals fürs Abi benutzt habe ;) .

Dies nur als Beispiel. FÖRDERN heißt nicht, dass das Kind in eine bestimmte Schule muss, in einen speziellen Kindergarten oder spezielle Kurse macht oder ähnliches. Fördern bedeutet für mich eher "füttern". Das Kind fordert Wissen ein, ich vermittle dem Kind dieses Wissen, und zwar in dem Niveau, in dem das Kind es braucht und welches Niveau das ist, das signalisiert ein Kind schon sehr gut. Ich halte mich dabei nicht an irgendwelche Altersempfehlungen, zumindest nicht bei Büchern, Spielen oder Hörspielen. Für mich persönlich gibt es da keine Grenzen nach oben oder unten. Das Kind gibt das vor. Beispielsweise hasste mein Sohn schon immer Puzzles. Also musste er auch keine machen, auch wenn ihn das sicher "gefördert" hätte, da es ja etwas ist, was er von sich aus nicht gut kann, was ihm eben nicht zufliegt. Mit 6 puzzelte er plötzlich von ganz allein. Und puzzelt jetzt Puzzles die für sein Alter "normal" sind oder ein wenig drüber, während seine 1,5 Jahre jüngere Schwester schon seit einem halben Jahr Puzzles für 8-10 Jährige macht...

Ich glaube herauszuhören, dass es dir eventuell vielmehr auch um die Bewältigung des Alltags als 2fach Mutter geht. Ja. Es ist schwer, ein sehr kluges Kind ausreichend zu "füttern", wenn noch kleinere Geschwister da sind, die viel Aufmerksamkeit benötigen. Aber davon nimmt das Kind keinen Schaden! Auch die Begabung nicht. Teilen und warten und auch mal Langeweile aushalten lernen, ist nichts, was deinem Sohn auf lange Sicht nicht gut tun wird. Im Gegenteil.

Hochbegabung geht auch nicht verloren und ein sehr begabtes, bzw. hochbegabtes Kind hat von sich aus eine intrinsische Motivation zu lernen und zu erfahren, die auch nicht "verfliegt", wenn man nicht ununterbrochen "fördert". Da muss schon lang anhaltende Frustration herrschen...

Tatsächlich kann es aber Probleme in diesem Bereich geben, wenn nämlich eine chronische und langanhaltende Unterforderung stattfindet, die nicht kompensiert werden kann. Wie zum Beispiel in der Schule. Viele hochbegabte Kinder tun sich in der Schule schwer. Die einen sind so gelangweilt, dass sie anfangen sich und andere abzulenken, den Klassenclown zu spielen oder wirklich negativ aufzufallen. So wie es mein Sohn in der Vorschule gemacht hat. Andere Kinder gehen mit der Unterforderung anders um. Sie bekommen Bauchweh oder andere psychosomatische Symptome und eine regelrechte "Schulunlust", da sie nicht wissen, wohin mit ihren Gefühlen. Sie fressen die Langeweile und den Frust in sich hinein und werden darüber krank. Wieder andere (so eine war ich), merken, dass sie "anders" sind und versuchen dann sich anzupassen. Das kann entweder ganz gut laufen oder aber auch krankhafte Züge annehmen und in negatives Verhalten umschlagen. Ich habe beispielsweise ab der höheren Schule absichtlich schlechte Noten geschrieben und mich daneben benommen, um dazu zu gehören, da ich anfangs als Streber verschrien war und dieses Image loswerden wollte. Viele Hochbegabte lernen aber schlicht und einfach mit der Langeweile und Unterforderung umzugehen und kompensieren dies dann mit Freizeitaktivitäten oder weiterführenden Aufgaben und Projekten (mein Neffe, höchstbegabt, 1er Schüler, war nie verhaltensauffällig, ein ausgeglichenes Kind wie es im Buche steht, nun kurz vorm Abitur).

Du weißt wohin die Tendenz geht, kannst beobachten und darauf eingehen. Hochbegabung ist keine Krankheit, die man schnell heilen muss :fahne: . Es heißt lediglich, dass man Informationen schneller verarbeitet und bei "Aufgaben" schneller als "der Durchschnitt" bewältigt und oft auch unkonventionelle Lösungswege ermittelt. Im Moment ist dein Kind einfach in der Entwicklung weiter als andere Kleinkinder. Nichts, was man jetzt schon gezielt fördern müsste. Möchte man einen zweiten Mozart oder ähnliches "heranziehen", so empfiehlt es sich natürlich früh zu "fördern" (diesmal eher im Sinne von "trimmen"), aber wenn dir einfach daran liegt, dein Kind glücklich und zufrieden heranwachsen zu sehen, bleib einfach aufmerksam und gehe auf ihn ein so gut es geht.

Gruß, Meine3
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Sibi
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Registriert: Do 29. Aug 2019, 07:10

Re: Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Beitrag von Sibi »

Nein auf keinen Fall will ich ihn zu irgendwas erzwingen oder zu einem zweiten Mozart erziehen, er ist so ein fröhlicher, hat schon als Baby immer gelächelt, mir ist es wichtig, dass er so bleibt, ich will nicht das er frustriert oder deprimiert wird weil er etwas tun muss was er nicht möchte.

Ich hätte mal eine Frage zum Thema Fernsehen, was oder wieviel ist eurer Meinung nach ideal? Mein Sohn würde zum Beispiel gerne den ganzen Tag Fernsehen wollen ( hat so mit der Geburt meiner Tochter begonnen) aber er schaut sich immer nur das gleiche an Cars 1 und 3 oder Bob the Train, er will nichts Neues probieren.

Danke und LG
Sibi
Meine3
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Re: Mein 2 Jähriger und ich möchten uns Vorstellen

Beitrag von Meine3 »

Huhu,

ich finde das mit dem Fernsehen muss jede Familie für sich selbst entscheiden. Es gibt Familien da wird sehr viel Fern geschaut und die Kinder spielen trotzdem noch gern und viel und gehen gern raus. Dann finde ich das auch okay. Andere Kinder wieder werden durch Fernsehen schnell lustlos und einfallslos. Da wäre ich dann vorsichtiger mit dem Fern sehen...

Bei uns gibt es bislang recht wenig Fernsehen. Es gibt keine klare Regel bei uns zu Hause, wenn die Kinder fragen und draußen nicht herrlicher Sonnenschein herrscht, dann dürfen sie ne halbe Stunde fern sehen. Wenn es draußen schön ist, ziehe ich es vor, mit den Kindern raus zu gehen. Das ist für jedes Kind gesund und wichtig. In der Natur sind die meisten Kinder auch ausgeglichener als zu Hause. Zumindest erlebe ich das so.

Am Sonntag gibt's die Sendung mit der Maus, die dürfen sie auch immer sehen. Wir schauen auch kein TV, sondern nur DVDs (bis auf die Sendung mit der Maus), da ich finde, im TV kommt echt viel Mist 8-). Ich würde meine Kinder das auch nicht "ungeprüft" anschauen lassen. Wir selektieren da schon noch gut... Wenn sie dann älter sind, setze ich mich näher damit auseinander, grade in Punkto Wissenssendungen und Dokus, da mein Sohn ja sehr wissbegierig ist und mir den ganzen Tag Löcher in den Bauch fragt...

Es ist auch sehr unterschiedlich, wie Kinder Fernsehen verkraften. Mein Sohn konnte zum Beispiel mit 5 immer noch nicht Jimp Knopf sehen (die Folge mit der Drachenstadt), da er das zu spannend fand ;) ... Meine Tochter ist da wesentlich "robuster".

Aber derzeit schauen meine Kinder im Schnitt 0-1,5 Stunden Fernsehen in der Woche ;), wobei 1,5 Stunden viel sind und das nur in Ausnahmefällen vorkommt... Wenn die Kids krank sind, dann dürfen sie auch länger und mehr Fern sehen, da sie ja dann ausruhen und nicht so viel herumtoben sollen.

Ich habe so den Eindruck, als tröste er sich ein wenig mit dem Fernsehen, was, wenn das stimmt, nicht so gut wäre. Wie sieht es denn mit Aktivitäten außer Haus aus? Ist das sehr viel weniger geworden, seit das Kleine da ist? Was ist mit Freunden? Spielst du noch mit ihm? Ich persönlich würde ihn nicht den ganzen Tag gucken lassen. Auf Dauer macht das schon ein wenig stumpf :mrgreen: . Aber wie gesagt: ist ein heikles Thema und muss wohl jede Familie für sich selbst entscheiden.

Offizielle Empfehlungen sind dazu:

https://www.bmfsfj.de/blob/93926/a21d21 ... r-data.pdf

Grüße,

Nora
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
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