Ich vermute, dass das Problem nicht das Malen ist. Malen ist ein Ausdruck für ein grundlegenderes Problem. Häufig spielt die Frustrationstoleranz eine Rolle. Deine Tochter steck in zwei Wiedersprüchen fest: einerseits ist sie mit dem Ergebnis unzufrieden, andererseits macht ihr Üben kein Spaß, so dass das Ergebnis auch nicht besser wird. Manche Kinder, vor allem wenn sie kognitiv gut unterwegs sind, glauben alles sofort können zu müssen. Klapp es nicht auf Anhieb, sind sie wütend. Vielleicht wäre alles ein Stück entspannter, wenn sie außerhalb des Hauses sich kreativ beschäftigt, in der Gruppe etwa gleichaltrigen, z.b. bei einer Kunstschule oder einem Malkurs. Alternativ malt doch einfach gemeinsam. Wenn ihr einen Menschen malt, dann fängt sie an, und malt das erste Element. Du fügst mit der gleichen Farbe was hinzu, so dass das ganze Bild hübscher aussieht. Danach ist deine Tochter wieder dran. Der Papa kann auch mitmachen, und selbst der Hund darf seine Pfote abdrücken. Das wichtigste - die Spannung muss aus dem Prozess weg. Dann macht das allen mehr Spaß.
Um Stifthaltung zu verbessern, kann man nach Umwegen suchen. Z.B. Bilder von Punkt zu Punkt (man muss Zahlen verbinden), Wege in die Labyrinthe einzeichnen (mögen viele Begabte). Es gibt umgekehrte Malbücher, in denen die Bilder schon ausgemalt sind, und man muss die Konturen zufügen. Vielleicht mag sie ausmalen, wenn es leuchtende Filzstifte sind? Es gilt ein einziges Kriterium - sie soll Spaß daran haben und sich dabei entspannen können, ohne das es für sie langweilig ist. Die moderne Pädagogik lässt manchen Kindern mehr Freiheit, als sie es ertragen können. Für manche Kinder sind genaue Vorgaben und Schritt für Schritt Anleitungen eine notwendige Voraussetzung, um selbst was anfangen zu können.
Mein älterer Sohn zeichnete fast ausschließlich mit einem Lineal, weil die Linien sonst nicht perfekt gerade waren. Während alle anderen den feinen Sandstrand genossen, hätte er den am liebsten einbetoniert, damit seine Sandburgen und Brunnen nicht ständig abstürzen. Man konnte die Ideen aus dem Kopf nicht perfekt umsetzen. Als Kind wollte er auch nicht malen. Dafür baute er viel mit Lego, das ist auch genug Entwicklung für die Feinmotorik. Jetzt ist er 15 und der Kunstlehrer ist der einzige der mit mit seinen Bildern konfrontiert wird. Ab dem nächsten Schuljahr wählt er Kunst ab, so dass auch diese Unfreiheit verschwindet.
Perfektionismus blockiert das Malen
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- Dauergast
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Re: Perfektionismus blockiert das Malen
Hallo Ruby,
ich habe es bei unserem Sohn so gemacht, dass ich wirklich das Malen nur gemacht habe, wenn er wollte...ansonsten wie geschrieben über den Umweg mit Stickkarten die er ausmalen konnte oder Mathezetteln etc... dass mochte er gerne, weil es eben kein freies Malen war.
In unserem Kiga waren die Erzieher aber auch anders drauf.... " Jeder malt das so gut er kann" war immer die Ansage, wenn es wirklich mal eine Malaufgabe für alle Vorschulkinder gab.....dass hat unser Sohn auch so verinnerlicht, so konnte er mitmalen, auch wenn er sein Ergebnis nicht toll fand...und wenn alle Bilder aufgehängt wurden, dann standen die Namen auf der Rückseite, waren also nicht ersichtlich, wer wie gemalt hat..
Das mit dem " Erzieher machen fertig" gab es hier nicht, er hat dann halt mal länger gebraucht, kein Problem ( beim Laterne basteln bspw.) dann war das halt so.
Das fing erst in der Schule an, wenn FSJler mithelfen sollten und das dann statt zu helfen und anzuleiten es selber ausgeschnitten haben....
wir haben dann zu Hause schneiden geübt, also wie mache ich was in welcher Reihenfolge, damit es einfacher ist etc. Da war er aber ja schon 6 und wir haben ihm halt klar gesagt, dass er das jetzt üben muss, weil er im Kiga keine Lust dazu hatte.... und dann wurde es halt geübt... wo ander Mathe üben müssen, musste er halt schneiden üben.
Ihm war/ ist es auch bewusst, dass er in Mathe fixer ist, aber dafür bspw. in Kunst noch langsamer ist.... ist auch gar nicht so schelcht für ihn, das zu sehen.
In Bezug auf Gesellschaftsspiele---guck doch mal nach Kooperationsspielen... wie der Klassiker Obstgarten.... davon gibt es einige... wenn man zusammen gegen das Spiel gewinnt.
Das mit dem genauen Plan im Kopf wie etwas gespielt werden soll haben wir hier auch-- ständig---war bei der Großen auch schon so.
Das Problem mit den Mitspielern / andern Kindern ist dann, dass die immer zu kindlich spielen oder die Idee nicht verstehen, weil unsere Kids zu komplex denken.
Hat bei unserem Sohn selbst die Kl festgestellt--- das er ganz andere weitreichendere Ideen hat, als die anderen Kinder und es deshalb für ihn halt schwierig ist, mit anderen einen Anknüpfungspunkt zu finden. Hinzu kommt, dass der Pausenhof wegen Corona seit 2020-- also seit er zur Schule geht-- in Zonen eingeteilt ist und seine Klasse sehr oft in der Fußballzone landet---unser Sohn hasst Fußball....
Mittlerweile hat er gelernt sich an das Spiel der anderen auch mal anzupassen und deren Ideen aufzugreifen---aber klar, am Anfang hat er dann lieber alleine gespielt als etwas "Babyhaftes".....
Habe aber auch schon sehr oft gelesen, dass das für Hb Kids typisch ist, von daher---solange er die Pausen trotz allem gerne mag, lassen wir es so laufen...
Wenn er hier zu Hause mit seiner Schwester spielt ( sie ist 14 und auch HB) dann ist das auch eher so dass sie EWIG brauchen um den Spielablauf festzulegen....bis sie dann endlich mal anfangen zu spielen....hinzu kommt das er mittlerweile auch alles hinterfragt ( das geht aber nicht/ das gibt es nicht/ dass kann das Tier nicht etc. etc.) das selbst die Schwester dann mal sagt " das ist aber jetzt mal so
Wir haben auch schon Gesellschaftsspiele einfach umgewandelt... zusammen gespielt und geguckt welche Farbe gwinnt bspw. bei Colorama....
oder er hat alleine "Mensch ärgere Dich" gespielt und alle 4 Farben parallel gespielt und geschaut welche gweinnt etc.etc.
Da gibt es ja auch einige Möglichkeiten.
LG
ich habe es bei unserem Sohn so gemacht, dass ich wirklich das Malen nur gemacht habe, wenn er wollte...ansonsten wie geschrieben über den Umweg mit Stickkarten die er ausmalen konnte oder Mathezetteln etc... dass mochte er gerne, weil es eben kein freies Malen war.
In unserem Kiga waren die Erzieher aber auch anders drauf.... " Jeder malt das so gut er kann" war immer die Ansage, wenn es wirklich mal eine Malaufgabe für alle Vorschulkinder gab.....dass hat unser Sohn auch so verinnerlicht, so konnte er mitmalen, auch wenn er sein Ergebnis nicht toll fand...und wenn alle Bilder aufgehängt wurden, dann standen die Namen auf der Rückseite, waren also nicht ersichtlich, wer wie gemalt hat..
Das mit dem " Erzieher machen fertig" gab es hier nicht, er hat dann halt mal länger gebraucht, kein Problem ( beim Laterne basteln bspw.) dann war das halt so.
Das fing erst in der Schule an, wenn FSJler mithelfen sollten und das dann statt zu helfen und anzuleiten es selber ausgeschnitten haben....
wir haben dann zu Hause schneiden geübt, also wie mache ich was in welcher Reihenfolge, damit es einfacher ist etc. Da war er aber ja schon 6 und wir haben ihm halt klar gesagt, dass er das jetzt üben muss, weil er im Kiga keine Lust dazu hatte.... und dann wurde es halt geübt... wo ander Mathe üben müssen, musste er halt schneiden üben.
Ihm war/ ist es auch bewusst, dass er in Mathe fixer ist, aber dafür bspw. in Kunst noch langsamer ist.... ist auch gar nicht so schelcht für ihn, das zu sehen.
In Bezug auf Gesellschaftsspiele---guck doch mal nach Kooperationsspielen... wie der Klassiker Obstgarten.... davon gibt es einige... wenn man zusammen gegen das Spiel gewinnt.
Das mit dem genauen Plan im Kopf wie etwas gespielt werden soll haben wir hier auch-- ständig---war bei der Großen auch schon so.
Das Problem mit den Mitspielern / andern Kindern ist dann, dass die immer zu kindlich spielen oder die Idee nicht verstehen, weil unsere Kids zu komplex denken.
Hat bei unserem Sohn selbst die Kl festgestellt--- das er ganz andere weitreichendere Ideen hat, als die anderen Kinder und es deshalb für ihn halt schwierig ist, mit anderen einen Anknüpfungspunkt zu finden. Hinzu kommt, dass der Pausenhof wegen Corona seit 2020-- also seit er zur Schule geht-- in Zonen eingeteilt ist und seine Klasse sehr oft in der Fußballzone landet---unser Sohn hasst Fußball....
Mittlerweile hat er gelernt sich an das Spiel der anderen auch mal anzupassen und deren Ideen aufzugreifen---aber klar, am Anfang hat er dann lieber alleine gespielt als etwas "Babyhaftes".....
Habe aber auch schon sehr oft gelesen, dass das für Hb Kids typisch ist, von daher---solange er die Pausen trotz allem gerne mag, lassen wir es so laufen...
Wenn er hier zu Hause mit seiner Schwester spielt ( sie ist 14 und auch HB) dann ist das auch eher so dass sie EWIG brauchen um den Spielablauf festzulegen....bis sie dann endlich mal anfangen zu spielen....hinzu kommt das er mittlerweile auch alles hinterfragt ( das geht aber nicht/ das gibt es nicht/ dass kann das Tier nicht etc. etc.) das selbst die Schwester dann mal sagt " das ist aber jetzt mal so
Wir haben auch schon Gesellschaftsspiele einfach umgewandelt... zusammen gespielt und geguckt welche Farbe gwinnt bspw. bei Colorama....
oder er hat alleine "Mensch ärgere Dich" gespielt und alle 4 Farben parallel gespielt und geschaut welche gweinnt etc.etc.
Da gibt es ja auch einige Möglichkeiten.
LG
Re: Perfektionismus blockiert das Malen
Leider waren zwei meiner Beiträge einfach weg
An einen Kreativkurs habe ich auch schon gedacht, allerdings ist sie von dem Schlag, dass sie sich sehr vergleicht und dann am Ende ganz verweigert. Zumindest ist es bei uns so. Da möchte ich das Thema erstmal nicht so ausreizen. Bei der Ergo hat sie nun erste Malerfolge mit den neuen Stiften verbucht. Das mit dem Lineal haben wir auch schon ausprobiert. Aber sie möchte es unbedingt frei malen können ! Manchmal ist man auch einfach mit seinem Latein am Ende. Dann hilft auch kein Zuspruch. Im Kiga malt sie ab und an mal mit, dann aber nur Krickelkrakel und bloß ganz schnell fertig werden. Wenn sie da mal 5 min sitzt ist das schon lange. Zu Hause sagt sie dann, die anderen sagen sie malt doof, sie kann das nicht so gut...! Ich denke nicht das es so krass ist, aber sie interpretiert in jeder Zwischenzeile Kritik und nimmt es sich dann sehr zu Herzen.
In ihrer "Freizeit" geht sie einmal wöchentlich zum Ballett und einmal im Monat in einen Bauernhofkurs. Dort fühlt sie sich sehr wohl. Beim Ballett beschwert sie sich ab und zu über die Lautstärke, sagt dann aber auch Bescheid.
Alles in allem habt ihr mir aber tolle Tipps gegeben. Vielen Dank
An einen Kreativkurs habe ich auch schon gedacht, allerdings ist sie von dem Schlag, dass sie sich sehr vergleicht und dann am Ende ganz verweigert. Zumindest ist es bei uns so. Da möchte ich das Thema erstmal nicht so ausreizen. Bei der Ergo hat sie nun erste Malerfolge mit den neuen Stiften verbucht. Das mit dem Lineal haben wir auch schon ausprobiert. Aber sie möchte es unbedingt frei malen können ! Manchmal ist man auch einfach mit seinem Latein am Ende. Dann hilft auch kein Zuspruch. Im Kiga malt sie ab und an mal mit, dann aber nur Krickelkrakel und bloß ganz schnell fertig werden. Wenn sie da mal 5 min sitzt ist das schon lange. Zu Hause sagt sie dann, die anderen sagen sie malt doof, sie kann das nicht so gut...! Ich denke nicht das es so krass ist, aber sie interpretiert in jeder Zwischenzeile Kritik und nimmt es sich dann sehr zu Herzen.
In ihrer "Freizeit" geht sie einmal wöchentlich zum Ballett und einmal im Monat in einen Bauernhofkurs. Dort fühlt sie sich sehr wohl. Beim Ballett beschwert sie sich ab und zu über die Lautstärke, sagt dann aber auch Bescheid.
Alles in allem habt ihr mir aber tolle Tipps gegeben. Vielen Dank
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- Dauergast
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- Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33
Re: Perfektionismus blockiert das Malen
Hallo Ruby,
die Geschichte im original finde ich nicht mehr, aber sie wurde mir als eine wahre Gegebenheit erzählt. Weiße Ausländer sammeln im schwarzen Afrika immer Scharen von Kindern um sich. Um Kindern ein Spiel zu bieten, haben die Weißen mal einen Korb mit Süßigkeiten unter einen Baum gestellt, eine Startlinie gezogen und den Kindern so gut es geht erklärt, dass sie um die Wette zu den Süßigkeiten rennen sollen. Zu den Verblüffung der Weißen, statt um die Wette zu rennen, nahmen sich die Dorfkinder alle an den Händen, und gingen alle gemeinsam in Ruhe und Frieden zum Korb. Erwachsene nennen das Ubuntu.
Vielleicht schafft ihr durch achtsame Handlung den Konkurenzverhalten von euer Tochter so zu mildern. Der schnellste, egal wo, soll nicht belohnt, sondern ignoriert werden. Wer als Erster seinen Teller hinreicht, bekommt als Letzter zu essen. Wer als erster sich anzieht, geht als letzter raus... und so weiter, überall im Alltag. Der Kindergarten kann auch mitmachen. Das wäre sogar noch wirksamer. Da könnte man auf die Idee kommen, dass man schneller dran ist, wenn man dem langsamsten hilft.
Wie oben schon erwähnt, es gibt eine ganze Reihe von Spielen, die man gemeinsam gegen das Spiel gewinnt, oder eben verliert. Für das Alter von deiner Tochter wäre das Detektivspiel Verfuxt passend.
die Geschichte im original finde ich nicht mehr, aber sie wurde mir als eine wahre Gegebenheit erzählt. Weiße Ausländer sammeln im schwarzen Afrika immer Scharen von Kindern um sich. Um Kindern ein Spiel zu bieten, haben die Weißen mal einen Korb mit Süßigkeiten unter einen Baum gestellt, eine Startlinie gezogen und den Kindern so gut es geht erklärt, dass sie um die Wette zu den Süßigkeiten rennen sollen. Zu den Verblüffung der Weißen, statt um die Wette zu rennen, nahmen sich die Dorfkinder alle an den Händen, und gingen alle gemeinsam in Ruhe und Frieden zum Korb. Erwachsene nennen das Ubuntu.
Vielleicht schafft ihr durch achtsame Handlung den Konkurenzverhalten von euer Tochter so zu mildern. Der schnellste, egal wo, soll nicht belohnt, sondern ignoriert werden. Wer als Erster seinen Teller hinreicht, bekommt als Letzter zu essen. Wer als erster sich anzieht, geht als letzter raus... und so weiter, überall im Alltag. Der Kindergarten kann auch mitmachen. Das wäre sogar noch wirksamer. Da könnte man auf die Idee kommen, dass man schneller dran ist, wenn man dem langsamsten hilft.
Wie oben schon erwähnt, es gibt eine ganze Reihe von Spielen, die man gemeinsam gegen das Spiel gewinnt, oder eben verliert. Für das Alter von deiner Tochter wäre das Detektivspiel Verfuxt passend.
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Re: Perfektionismus blockiert das Malen
Hallo ihr Lieben,
der Beitrag liegt schon etwas zurück, aber ich kenne das Problem tatsächlich nur zu gut. Ich finde, dass hier echt tolle Tipps dabei waren, und es würde mich sehr interessieren, wie es weitergegangen ist? Ich denke, dass perfektionistische Phasen dazu gehören. Manchmal braucht man auch Abstand von einer Sache, die man liebt, um dann mit neuen Ideen und einem neuen Blick zurückzukommen - egal in welchem Alter.
Ich fand es deswegen immer ganz wichtig, unserem Kind verschiedene Hobbies anzubieten, sodass er dann immer wieder entscheiden konnte, wovon er Ruhe braucht (weil z.B. festgefahren) und wo Potential liegt.
Viel Abwechslung inspiriert sich da sogar oft gegenseitig!
der Beitrag liegt schon etwas zurück, aber ich kenne das Problem tatsächlich nur zu gut. Ich finde, dass hier echt tolle Tipps dabei waren, und es würde mich sehr interessieren, wie es weitergegangen ist? Ich denke, dass perfektionistische Phasen dazu gehören. Manchmal braucht man auch Abstand von einer Sache, die man liebt, um dann mit neuen Ideen und einem neuen Blick zurückzukommen - egal in welchem Alter.
Ich fand es deswegen immer ganz wichtig, unserem Kind verschiedene Hobbies anzubieten, sodass er dann immer wieder entscheiden konnte, wovon er Ruhe braucht (weil z.B. festgefahren) und wo Potential liegt.
Viel Abwechslung inspiriert sich da sogar oft gegenseitig!