ich musste mich jetzt nur wegen deinem Beitrag hier im Forum anmelden. Ich war immer nur stille Leserin, aber es ist als würdest du mein 3-jähriges Kind beschreiben.
Es wird von nahestehenden gerne als kleiner Professor bezeichnet, fängt mit knapp 3 jetzt an die Buchstaben zusammenzuziehen und zu lesen. Mit knapp 2 konnte es Autos malen und Menschen skizzieren, hat verschiedene Spezialthemen und ist super streng mit sich selbst und perfektionistisch, weshalb es manche Dinge wie malen oder lesen dann wieder Monate lang nicht macht. Dann ist es - ohne zu üben - wieder eine Stufe weiter und zeigt seine Talente. Sprachlich ist es super gewandt und kann einem Löcher in den Bauch fragen und argumentieren, diskutieren, bis einem die Puste wegbleibt. Man hat keine Sekunde Zeit zum Durchatmen und ist ständig gefragt. Ich war teils arg irritiert einem 2jährigen Kind alles über den Tod erklären zu müssen. Abends gibt es Zeiten, wo es um 23h - nach dem 6. Buch - immer noch nicht müde ist. Es hat viel zu viele Spielsachen, weil ich ständig das Gefühl habe, dass es neuen Input braucht. Die Bibliothek von meinem Kind ist größer als meine, weil es Bücher nach einem Mal lesen erstmal wieder uninteressant findet und sich noch nach Wochen an die meisten Details erinnert. Das Konzept einer Bibliothek findet es aber auch doof, weil es die Bücher nicht teilen möchte. Das sind wahre Schätze für es.
Dafür ist es weniger an anderen Kindern interessiert. Sagt ganz deutlich, dass es am liebsten mit sich selber spielt und es am schönsten in der Kita ist, wenn alle anderen Kinder im Urlaub sind. Wenn wir Kinder nach Hause einladen, dann klappt es aber schon auch, dass sie zusammen schön spielen. Nur bei größeren Gruppen nimmt es sich eher raus, beobachtet oder macht sein eigenes Ding. Es geht in eine Kita mit besserem Betreuungsschlüssel und auch kleinere Gruppen. In eine städtische Kita könnte ich es nie geben. Veränderungen sind hier auch nur sehr schwer zu verkraften und müssen gut vorbereitet und begleitet werden. Ansonsten ist es furchtbar. Hast du vielleicht auch so eine Kita in der Nähe? Vielleicht wäre das eine Option? Wir nehmen krasse Fahrtwege und höhere Kosten dafür auf, aber es ist es wirklich wert und bislang kamen keine Anmerkungen der Erzieher, dass sich das Kind auffällig verhält, außer dass es eher ruhig spielt und gerne allein. Den Kindern wird hier auch mehr geboten. Mein Kind meint oft, dass die Kita zu langweilig ist. Wenn dann aber coole Projekte angegangen werden, geht es wieder. Ich versuche dabei aber auch so offen wie möglich mit den Erziehern zu sein, wenn mein Kind Unmut äußert und habe auch das Gefühl, dass liebevoll auf es eingegangen wird.
Beim Kinderturnen habe ich uns auch gerade wieder abgemeldet, weil es dem Kind zu laut ist und zu viele Kinder dort sind. Wir mussten oft auf dem Weg dorthin schon wieder kehrt machen oder ich musste mich mit dem Kind in eine Ecke verziehen und kuscheln oder Ball spielen. Ansonsten hat sich mein Kind immer einfach nur aufgeregt, wenn andere Kinder im Kurs sich nicht an die Regeln halten. Schwierig so neue Freunde zu finden.
Manchmal schwappt bei mir auch der Gedanke auf, dass das Sozialverhalten nicht ganz der Norm entspricht und ich frage mich, ob ich was abklären müsste. Momentan ist mein Gefühl aber eher, dass das Kind zu sehr auf seine Wissensaneignung fixiert war, dass sich der soziale Bereich garnicht so schnell symmetrisch mitentwickeln konnte und es eh noch so klein ist. Ich würde es jetzt niemals zu Ärzten oder Diagnostikern geben, weil es für mein Kind völlig überfordernd wäre und es vermutlich sogar traumatisieren würde, wenn eine Fachperson ein doofes Kommentar abgibt. Mein Kind merkt sich sowas nämlich auf ewig.
Ich hoffe, dass ihr mittlerweile eine Lösung finden konntet?!