Wir wollen uns vorstellen

Einfach nur über sich und seine Kinder erzählen
Fagussylvatica
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Registriert: Di 19. Jul 2022, 09:24

Re: Wir wollen uns vorstellen

Beitrag von Fagussylvatica »

Hallo Mimsa,

ich musste mich jetzt nur wegen deinem Beitrag hier im Forum anmelden. Ich war immer nur stille Leserin, aber es ist als würdest du mein 3-jähriges Kind beschreiben.

Es wird von nahestehenden gerne als kleiner Professor bezeichnet, fängt mit knapp 3 jetzt an die Buchstaben zusammenzuziehen und zu lesen. Mit knapp 2 konnte es Autos malen und Menschen skizzieren, hat verschiedene Spezialthemen und ist super streng mit sich selbst und perfektionistisch, weshalb es manche Dinge wie malen oder lesen dann wieder Monate lang nicht macht. Dann ist es - ohne zu üben - wieder eine Stufe weiter und zeigt seine Talente. Sprachlich ist es super gewandt und kann einem Löcher in den Bauch fragen und argumentieren, diskutieren, bis einem die Puste wegbleibt. Man hat keine Sekunde Zeit zum Durchatmen und ist ständig gefragt. Ich war teils arg irritiert einem 2jährigen Kind alles über den Tod erklären zu müssen. Abends gibt es Zeiten, wo es um 23h - nach dem 6. Buch - immer noch nicht müde ist. Es hat viel zu viele Spielsachen, weil ich ständig das Gefühl habe, dass es neuen Input braucht. Die Bibliothek von meinem Kind ist größer als meine, weil es Bücher nach einem Mal lesen erstmal wieder uninteressant findet und sich noch nach Wochen an die meisten Details erinnert. Das Konzept einer Bibliothek findet es aber auch doof, weil es die Bücher nicht teilen möchte. Das sind wahre Schätze für es.

Dafür ist es weniger an anderen Kindern interessiert. Sagt ganz deutlich, dass es am liebsten mit sich selber spielt und es am schönsten in der Kita ist, wenn alle anderen Kinder im Urlaub sind. Wenn wir Kinder nach Hause einladen, dann klappt es aber schon auch, dass sie zusammen schön spielen. Nur bei größeren Gruppen nimmt es sich eher raus, beobachtet oder macht sein eigenes Ding. Es geht in eine Kita mit besserem Betreuungsschlüssel und auch kleinere Gruppen. In eine städtische Kita könnte ich es nie geben. Veränderungen sind hier auch nur sehr schwer zu verkraften und müssen gut vorbereitet und begleitet werden. Ansonsten ist es furchtbar. Hast du vielleicht auch so eine Kita in der Nähe? Vielleicht wäre das eine Option? Wir nehmen krasse Fahrtwege und höhere Kosten dafür auf, aber es ist es wirklich wert und bislang kamen keine Anmerkungen der Erzieher, dass sich das Kind auffällig verhält, außer dass es eher ruhig spielt und gerne allein. Den Kindern wird hier auch mehr geboten. Mein Kind meint oft, dass die Kita zu langweilig ist. Wenn dann aber coole Projekte angegangen werden, geht es wieder. Ich versuche dabei aber auch so offen wie möglich mit den Erziehern zu sein, wenn mein Kind Unmut äußert und habe auch das Gefühl, dass liebevoll auf es eingegangen wird.

Beim Kinderturnen habe ich uns auch gerade wieder abgemeldet, weil es dem Kind zu laut ist und zu viele Kinder dort sind. Wir mussten oft auf dem Weg dorthin schon wieder kehrt machen oder ich musste mich mit dem Kind in eine Ecke verziehen und kuscheln oder Ball spielen. Ansonsten hat sich mein Kind immer einfach nur aufgeregt, wenn andere Kinder im Kurs sich nicht an die Regeln halten. Schwierig so neue Freunde zu finden. 😵‍💫 Es sitzt lieber daheim und puzzelt mit uns Eltern am Lego rum. Alleine wird eigentlich nie gespielt. Ich würde es nie irgendwo in der Freizeit hingeben, wo es nicht hinwill. Ich finde toll, dass es so schön kommuniziert, was es will und braucht. Welcher Erwachsene kann das heute von sich behaupten? Teilweise war ich auch traurig, dass es nicht so ist wie andere Kleinkinder. Jetzt finde ich es aber einfach cool, weil es mir so viel Spaß macht mit meinem Kind zu reimen, Witze zu erzählen, Geschichten zu erfinden oder Sachbücher oder Comics zu lesen. Ich lerne dabei selber so viel. Anfangs haben wir es auch für uns behalten, dass das Kind bei manchen Dingen so weit ist. Aber warum? Ich stehe da jetzt mittlerweile sehr für es ein und meide alle Menschen, die mir mit Kritik kommen. Manch einen versuche ich noch mit Argumenten von seinen verkorksten Gedankengängen und alten Erziehungsbla rauszuholen und gebe Gedankenanstöße mit. So habe ich mich auch schon mit dem Kinderarzt angelegt, der meinte mein Kind habe einen zu starken Willen. Furchtbar, dass solche Menschen als Experten andere beraten, die eventuell unsicherer sind. Daher wirklich mein Tipp, bilde dir immer erstmal eine eigene Meinung und vertraue darauf, dass du dein Kind kennst. Du scheinst leider in einer Umgebung zu leben, wo dein Kind häufiger aneckt, weil es sich nicht wie die Norm verhält. Mein Kind hat zwar nicht den Wunsch zu sortieren, aber führt auch oft sowas wie Sozialexperimente durch. Greift anderen unterwegs einfach an den Po oder beschimpft Fremde. Es hat lange gedauert bis ich begriffen haben, dass es es spannend findet die Reaktionen zu beobachten, die die Menschen machen und weil bei so einem kleinen Menschen kaum einer negativ reagiert, denkt es natürlich „Super! So kann ich mit ihnen interagieren, wenn ich Lust habe.“… manchmal steht es auch im Geschäft und schreit einfach ganz laut, weil die Emotionen überkochen, es glücklich überzuckert vom Eis ist oder warum auch immer. Ich versuche dann einfach locker zu bleiben und lächle mein Kind liebevoll an und spreche ruhig. Anfangs war ich auch super nervös, aber das überträgt sich ja auf das Kleine und es wird genauso unsicher, andere Menschen meinen einem dann mit schlauen Tipps helfen zu müssen. Irgendwie habe ich mittlerweile aber so eine Aura entwickelt, dass das keiner mehr macht und wenn dann gucke ich einfach nur noch vernichtend zurück oder rolle mit den Augen. 😬 Ich würde auch jederzeit den Kontakt zu Verwandten abbrechen, würden sie mein Kind nicht so akzeptieren wie es ist. Ich will nicht dass es in einer toxischen Umgebung groß wird.

Manchmal schwappt bei mir auch der Gedanke auf, dass das Sozialverhalten nicht ganz der Norm entspricht und ich frage mich, ob ich was abklären müsste. Momentan ist mein Gefühl aber eher, dass das Kind zu sehr auf seine Wissensaneignung fixiert war, dass sich der soziale Bereich garnicht so schnell symmetrisch mitentwickeln konnte und es eh noch so klein ist. Ich würde es jetzt niemals zu Ärzten oder Diagnostikern geben, weil es für mein Kind völlig überfordernd wäre und es vermutlich sogar traumatisieren würde, wenn eine Fachperson ein doofes Kommentar abgibt. Mein Kind merkt sich sowas nämlich auf ewig.

Ich hoffe, dass ihr mittlerweile eine Lösung finden konntet?! ☀️
Zuletzt geändert von Fagussylvatica am Fr 12. Aug 2022, 09:14, insgesamt 1-mal geändert.
Katze_keine_Ahnung
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Re: Wir wollen uns vorstellen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich weiß, dass du es nicht hören willst. Wenn das so ist, dann lies einfach nicht weiter. Kleinen Kinder, die sich sozial daneben verhalten, wird manchmal ein Lächeln und manchmal ein böser Blick geschenkt. Ab dem Vorschulalter wird so ein Verhalten immer durch eine gesellschaftliche Abwertung bestraft. Das ist dann deine Entscheidung, ob du sich darum kümmerst oder nicht. Die Auffassung, dass Ärzte und Psychologen einen 3-järhigen abwertend beurteilen würden zeigt, dass nicht er, sondern du diese Beurteilung fürchtest. Was bringt es dir, dich davor zu verstecken? Wenn ein Problem da ist, wird es früher oder später manifest. Meine älteren Kinder sind schon fast erwachsen. Unbehandelte, nicht angesprochen Probleme und Verhaltensweisen wurden mit dem Alter nur größer. Spätestens ab dem Pubertät hilft dem Kind deine Aura nicht wirklich.
Fagussylvatica
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Re: Wir wollen uns vorstellen

Beitrag von Fagussylvatica »

Hallo 😊 danke für deine Nachricht. Du hast auf jeden Fall Recht, dass ich Angst vor solchen Reaktionen habe. In der Vergangenheit hat es meist dazu geführt, dass das Problem noch schlimmer wurde, wenn ich gegen mein Gefühl auf Ratschläge gehört habe. Das fängt bei der Eingewöhnung in der Kita an, wo einem das Kind entrissen wurde und das dann stundenlang durchgeschrien hat oder beim Arzt, der das Kind an Stellen untersucht, bei denen wir vereinbart haben, dass das ein Elternteil übernimmt. Es ist aber auf keinen Fall so, dass ich mich dann vor Personen verschließe, mit denen ich schlechte Erfahrungen gemacht habe. Ich versuche nur in künftigen Situationen besser für mein Kind einzustehen.

Es ist auch nicht so, dass wir nicht an den „Problemen“ arbeiten. Ich lasse es natürlich nicht so stehen, wenn es Fremden sagt sie seien böse etc. Dann erkläre ich ruhig, wie sich sein Gegenüber fühlt und biete ihm Handlungsalternativen an, wenn es Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen will. Das passiert aber meist nur, wenn mein Kind überdreht ist oder etwas Langeweile hat. Meist ist es Fremden gegenüber eher schüchtern. Ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass das Verhalten für ein gerade 3 gewordenes Kind unnormal ist.

Bei Ärzten ist mein Kind sehr verängstigt. Es will dann einfach raus und kooperiert nur, wenn sich der Arzt viel Zeit nimmt und auf es eingeht. Es hat sich gemerkt, dass es beim Arzt auch mal weh tut kann. Schon mit gerade 2 Jahren hat es dann den konkreten Fluchtweg aus der Praxis beschrieben, den wir gehen sollen. Unser Kinderarzt oder unsere Kita hat uns auch keine weiteren Untersuchungen etc. vorgeschlagen. Hochbegabung steht im Raum. Gebe es jetzt etwas ganz konkretes abzuklären oder zu behandeln, würden wir das natürlich machen.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Wir wollen uns vorstellen

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Es tut mir Leid, dass ihr solche schlechte Erfahrungen bis jetzt hattet. Nicht alle Ärzte sind so. Es gibt genug, die Feingefühl für Kinder und ihre Eltern haben. Fühlst du dich bei deinem Arzt nicht wohl, such dir einen neuen. Hochbegabung mit 3 Jahren ist kein Grund für Probleme. Es ist immer etwas anderes, was Probleme macht. Im Gegenteil, die Hochbegabung hilft das Urproblem zu kompensieren, weswegen es später erkannt wird. Ich will es nicht übermäßig pathologisieren. Du kennst dein Kind und Bauchgefühl ist richtig. Nur ist das leider so, dass Eltern selbst bei sehr schwerwiegenden Problemen die lange Zeit nicht wahrnehmen wollen. Da spreche ich auch aus eigener Erfahrung. Falls der Kindergarten oder später die Schule Andeutungen machen, dass das Kind sich anders verhält als sie es kennen und erwarten, ist es ein Grund, sich darüber Gedanken zu machen. Inkompetenz kommt oft genug vor, aber die Erzieher und Lehrer sehen das was die Eltern nicht sehen können: das Verhalten in der Gruppe. Aufgrund diesen Beobachtungen können sie auch ein anderes Bild vor Augen haben, welches nicht unbedingt falsch ist.
Fagussylvatica
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Re: Wir wollen uns vorstellen

Beitrag von Fagussylvatica »

Danke dir für deine Antwort! Hochbegabung an sich ist natürlich nie ein Problem. Ich nehme es bei meinem Kind allerdings schon so wahr, dass es die Welt anders begreift und erkundet als Altersgenossen. Und das kann in dem Sinne zu einem Problem werden, weil die Kommunikationsebene zwischen (meinem) Kind und Gleichaltrigen erst viel später die gleiche sein kann. Bestes Beispiel war, das mein Kind mit dem Nachbarskind, das sogar etwas älter ist, lange Zeit nichts anfangen konnte, weil es sich noch überhaupt nicht richtig ausdrücken konnte. Es wollte vor allem umherlaufen und die Welt physisch erkunden, mein Kind stand da und versuchte es mit Rollenspielen oder erklärte dem anderen Kind die Unterschiede zwischen den Pflanzen im Beet oder wie die Bienen Honig machen. Gleichzeitig hatten ältere Kinder aber auch nie Interesse an meinem Kind, obwohl es dort auch Kontaktaufnahmen versucht hat, aber mein Kind hat dafür noch zu undeutlich gesprochen. So kann es auf Dauer auch bei einem 2-3 jährigem Kind zu Frustration kommen und mit Sicherheit bewirken, dass das Kind lieber erstmal Einzelgänger wird oder mit Erwachsenen spielt. Mein Kind kann auch Gefahren ganz anders einschätzen und ist Perfektionist. Anders als andere Kinder tobt es daher nicht gleich drauf los, sondern beobachtet erstmal und legt los, wenn es die Systematik hinter dem Spiel verstanden hat und auch nur in einem geschützten Raum. Könnte von außen betrachtet komisch wirken, ist so gesehen aber eigentlich ganz logisch und nachvollziehbar. Kinder, die so früh schon so viel nachdenken und verstehen wollen, haben einfach auch mehr Ängste als Gleichaltrige - würde ich jetzt mal ganz pauschal behaupten - ob das zu einem Problem wird, hängt denke ich auch von der Reaktion der Außenwelt und wie man seine Kleinen mit ihren Sorgen und Nöten begleitet.

Ich habe eine ganz interessante Seite zu dem Thema entdeckt, die noch mehr Auffälligkeiten beschreibt, die aus einer Hochbegabung resultieren können: https://www.kindergartenpaedagogik.de/f ... inder/557/

Ich glaube daher schon, dass ein Kind mit Hochbegabung „Verhaltensauffälligkeiten“ entwickeln kann, die aber nur als solche wahrgenommen werden, wenn das Kind ständig missverstanden wird und sich an den Standard anzupassen hat. Ich glaube, dass das leider viel zu oft passiert. Daher bin ich immer erstmal ein Freund davon die Bedürfnisse des Kindes zu verstehen und dann zu gucken, wie weit man die Außenwelt danach anpassen kann, bevor ein bestimmtes negativ wahrgenommenes Verhalten pathalogisiert wird. Natürlich sollte man aber wachsam sein und reagieren, wenn es nicht besser wird oder sich Hinweise auf eine Verhaltensstörung etc. häufen. Und natürlich muss ein Kind auch lernen sich anzupassen und zu integrieren. Aber wann ist dafür der richtige Zeitpunkt?! Das zu begleiten ist wohl die Gradwanderung und Herausforderung für uns Eltern und das wird schwieriger je weiter ein Kind von der Norm abweicht. Nur ein Entwicklungsvorsprung zu haben, ist dabei wahrscheinlich die geringste Herausforderung, aber zu missachten ist es dennoch nicht. Ich hoffe, dass ich meine Gedanken dazu verständlich ausdrücken konnte. Ich wünsche dir einen guten Start ins Wochenende! :)
Karen
Dauergast
Beiträge: 317
Registriert: Mo 27. Jul 2015, 22:46

Re: Wir wollen uns vorstellen

Beitrag von Karen »

Ich sehe viel parallelen zu meiner Tochter ausser Arztbesuch. Ärzte liebte sie weil sie damals selbst Ärztin werden wollte. Meine Tochter hatte überall sozialle Schwierigkeiten. In Kita ging sie nie gerne. Kiga-verweigerung war den Grund für Abklärung und danach wurde sie sofort aus Kindergarten ins 1 Klasse mitten in Jahr versetzt. Ab dann hatte sie fast keine sozialle Schwierigkeiten mehr. Vor kurzem (sie ist 9) hat mein Mann sie mit andere Kinder beobachtet (eins von denen hat sie früher gemobbt) und kommentiert dass die andere endlich jetzt reif genug sind mit ihr richtig zu spielen. (mein Mann interessiert sich sonst gar nich für HB Literatur oder sowas, es war einfach nur eine nicht wertende Beobachtung und es war sehr passend). Ich würde jetzt sich eigentlich nur darum kümmern dass für dein Kind möglichst passendes Umfeld da ist und wenn nicht -aktiv suchen nach anderem Arzt, anderem Kita usw. Abklären mit 3 macht nicht viel Sinn ausser ihr könnt von irgendwelchen Angeboten profitieren. Und soziales würde ich momentan nicht überbewerten weil es völlig unterschiedlich sich entwickeln kann: ganz verschwinden wenn Umfeld passend ist oder eben nicht. Und dann kann es ein unpassendes Umfeld Probleme bieten, oder es sind versteckte ADHD, Asperger, was auch immer. Mit 3 Jahren ist es unmöglich zu wissen. In dem dass du auf seine Bedürfnisse achtest machst du schon vieles richtig.
Fagussylvatica
Beiträge: 5
Registriert: Di 19. Jul 2022, 09:24

Re: Wir wollen uns vorstellen

Beitrag von Fagussylvatica »

Fagussylvatica hat geschrieben: Di 19. Jul 2022, 11:03 Hallo Mimsa,

ich musste mich jetzt nur wegen deinem Beitrag hier im Forum anmelden. Ich war immer nur stille Leserin, aber es ist als würdest du mein 3-jähriges Kind beschreiben.

Es wird von nahestehenden gerne als kleiner Professor bezeichnet, fängt mit knapp 3 jetzt an die Buchstaben zusammenzuziehen und zu lesen. Mit knapp 2 konnte es Autos malen und Menschen skizzieren, hat verschiedene Spezialthemen und ist super streng mit sich selbst und perfektionistisch, weshalb es manche Dinge wie malen oder lesen dann wieder Monate lang nicht macht. Dann ist es - ohne zu üben - wieder eine Stufe weiter und zeigt seine Talente. Sprachlich ist es super gewandt und kann einem Löcher in den Bauch fragen und argumentieren, diskutieren, bis einem die Puste wegbleibt. Man hat keine Sekunde Zeit zum Durchatmen und ist ständig gefragt. Ich war teils arg irritiert einem 2jährigen Kind alles über den Tod erklären zu müssen. Abends gibt es Zeiten, wo es um 23h - nach dem 6. Buch - immer noch nicht müde ist. Es hat viel zu viele Spielsachen, weil ich ständig das Gefühl habe, dass es neuen Input braucht. Die Bibliothek von meinem Kind ist größer als meine, weil es Bücher nach einem Mal lesen erstmal wieder uninteressant findet und sich noch nach Wochen an die meisten Details erinnert. Das Konzept einer Bibliothek findet es aber auch doof, weil es die Bücher nicht teilen möchte. Das sind wahre Schätze für es.

Dafür ist es weniger an anderen Kindern interessiert. Sagt ganz deutlich, dass es am liebsten mit sich selber spielt und es am schönsten in der Kita ist, wenn alle anderen Kinder im Urlaub sind. Wenn wir Kinder nach Hause einladen, dann klappt es aber schon auch, dass sie zusammen schön spielen. Nur bei größeren Gruppen nimmt es sich eher raus, beobachtet oder macht sein eigenes Ding. Es geht in eine Kita mit besserem Betreuungsschlüssel und auch kleinere Gruppen. In eine städtische Kita könnte ich es nie geben. Veränderungen sind hier auch nur sehr schwer zu verkraften und müssen gut vorbereitet und begleitet werden. Ansonsten ist es furchtbar. Hast du vielleicht auch so eine Kita in der Nähe? Vielleicht wäre das eine Option? Wir nehmen krasse Fahrtwege und höhere Kosten dafür auf, aber es ist es wirklich wert und bislang kamen keine Anmerkungen der Erzieher, dass sich das Kind auffällig verhält, außer dass es eher ruhig spielt und gerne allein. Den Kindern wird hier auch mehr geboten. Mein Kind meint oft, dass die Kita zu langweilig ist. Wenn dann aber coole Projekte angegangen werden, geht es wieder. Ich versuche dabei aber auch so offen wie möglich mit den Erziehern zu sein, wenn mein Kind Unmut äußert und habe auch das Gefühl, dass liebevoll auf es eingegangen wird.

Beim Kinderturnen habe ich uns auch gerade wieder abgemeldet, weil es dem Kind zu laut ist und zu viele Kinder dort sind. Wir mussten oft auf dem Weg dorthin schon wieder kehrt machen oder ich musste mich mit dem Kind in eine Ecke verziehen und kuscheln oder Ball spielen. Ansonsten hat sich mein Kind immer einfach nur aufgeregt, wenn andere Kinder im Kurs sich nicht an die Regeln halten. Schwierig so neue Freunde zu finden. 😵‍💫 Es sitzt lieber daheim und puzzelt mit uns Eltern am Lego rum. Alleine wird eigentlich nie gespielt. Ich würde es nie irgendwo in der Freizeit hingeben, wo es nicht hinwill. Ich finde toll, dass es so schön kommuniziert, was es will und braucht. Welcher Erwachsene kann das heute von sich behaupten? Teilweise war ich auch traurig, dass es nicht so ist wie andere Kleinkinder. Jetzt finde ich es aber einfach cool, weil es mir so viel Spaß macht mit meinem Kind zu reimen, Witze zu erzählen, Geschichten zu erfinden oder Sachbücher oder Comics zu lesen. Ich lerne dabei selber so viel. Anfangs haben wir es auch für uns behalten, dass das Kind bei manchen Dingen so weit ist. Aber warum? Ich stehe da jetzt mittlerweile sehr für es ein und meide alle Menschen, die mir mit Kritik kommen. Manch einen versuche ich noch mit Argumenten von seinen verkorksten Gedankengängen und alten Erziehungsbla rauszuholen und gebe Gedankenanstöße mit. So habe ich mich auch schon mit dem Kinderarzt angelegt, der meinte mein Kind habe einen zu starken Willen. Furchtbar, dass solche Menschen als Experten andere beraten, die eventuell unsicherer sind. Daher wirklich mein Tipp, bilde dir immer erstmal eine eigene Meinung und vertraue darauf, dass du dein Kind kennst. Du scheinst leider in einer Umgebung zu leben, wo dein Kind häufiger aneckt, weil es sich nicht wie die Norm verhält. Mein Kind hat zwar nicht den Wunsch zu sortieren, aber führt auch oft sowas wie Sozialexperimente durch. Greift anderen unterwegs einfach an den Po oder beschimpft Fremde. Es hat lange gedauert bis ich begriffen haben, dass es es spannend findet die Reaktionen zu beobachten, die die Menschen machen und weil bei so einem kleinen Menschen kaum einer negativ reagiert, denkt es natürlich „Super! So kann ich mit ihnen interagieren, wenn ich Lust habe.“… manchmal steht es auch im Geschäft und schreit einfach ganz laut, weil die Emotionen überkochen, es glücklich überzuckert vom Eis ist oder warum auch immer. Ich versuche dann einfach locker zu bleiben und lächle mein Kind liebevoll an und spreche ruhig. Anfangs war ich auch super nervös, aber das überträgt sich ja auf das Kleine und es wird genauso unsicher, andere Menschen meinen einem dann mit schlauen Tipps helfen zu müssen. Irgendwie habe ich mittlerweile aber so eine Aura entwickelt, dass das keiner mehr macht und wenn dann gucke ich einfach nur noch vernichtend zurück oder rolle mit den Augen. 😬 Ich würde auch jederzeit den Kontakt zu Verwandten abbrechen, würden sie mein Kind nicht so akzeptieren wie es ist. Ich will nicht dass es in einer toxischen Umgebung groß wird.

Manchmal schwappt bei mir auch der Gedanke auf, dass das Sozialverhalten nicht ganz der Norm entspricht und ich frage mich, ob ich was abklären müsste. Momentan ist mein Gefühl aber eher, dass das Kind zu sehr auf seine Wissensaneignung fixiert war, dass sich der soziale Bereich garnicht so schnell symmetrisch mitentwickeln konnte und es eh noch so klein ist. Ich würde es jetzt niemals zu Ärzten oder Diagnostikern geben, weil es für mein Kind völlig überfordernd wäre und es vermutlich sogar traumatisieren würde, wenn eine Fachperson ein doofes Kommentar abgibt. Mein Kind merkt sich sowas nämlich auf ewig.

Ich hoffe, dass ihr mittlerweile eine Lösung finden konntet?! ☀️
Mimsa
Beiträge: 5
Registriert: Fr 11. Feb 2022, 18:37

Re: Wir wollen uns vorstellen

Beitrag von Mimsa »

Hallo🤗
Wir sind momentan weiter in der Diagnostik.
Ich denke mittlerweile, das jedes Kind einfach unterschiedlich ist und wir das als Eltern unbedingt akzeptieren sollten. Auch wenn andere mich zum Beispiel schräg anschauen weil mein Kleiner bei Lidl in der Schlange mit seinen 3 Jahren über den pazifischen Feuerring uns verschiedene Vulkanarten spricht oder ihm vorgeworfen wird er sei altklug.
Er ist aus seiner Kindergruppe rausgebeten worden weil er der Erzieherin zu schlau und anstrengend war (wortwörtlich im Gespräch).
Gut. Dann ist es so. Mein Kind wird sich deswegen nicht ändern können (und sollen).
Am Anfang hier wurde mir geschrieben, daß ich ein dickes Fell brauchen werde und das kann ich nur immer mehr bestätigen.
Sei es bei irgendwelchen Ärzten, die behaupten, die meisten Schlauheiteb und sozialen Auffälligkeiten liegen an den Eltern und ihrer Erziehung, in der Familie wenn das eigene Kind aus der Reihe tanzt, in der Öffentlichkeit.... .
Ich bin froh, für die Stellen, die uns ernst nehmen und nach Lösungen und Hilfen für meinen Sohn suchen.
So bekommt er für die sozialen Auffälligkeiten (Verdacht auf Autismus) Ergotherapie und ist super mit dabei und macht wirklich Fortschritte.
Für seinen Lernwunsch habe ich super Materialien bekommen wo er in seinem Tempo mit Zahlen, Buchstaben usw arbeiten kann, wie er Lust hat.
Übrigens hat er gar nicht immer Lust. Aber nach einer Pause kann er meistens plötzlich mehr als vorher.
LG
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