Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Sabine1979
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Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Beitrag von Sabine1979 »

Hallo, ich bin neu hier und Mutter eines 7-jährigen Sohnes, verzweifelt - nicht wissend, wie ich bzw. wir meinem Sohn noch helfen oder unterstützen können.

Vorab: Unser Sohn wurde im vergangenen Monat HB-getestet. Durschnitts IQ bei 125, räumllich-visuell 133 - die Begabungsdiagnostikerin geht von weit mehr aus, da er auf viele Dinge einfach keine Lust hatte. Hier bieten wir viele Förder- und Fordermöglichkeiten an und decken das meiste privat ganz gut ab.

Unser Problem: Er ist in der Schule stark verhaltensauffällig. Wir haben den Eindruck einer Wahrnehmungsstörung und haben daher mit einer INPP-Therapie angefangen. ADHS und Autismus sind ausgeschlossen. Allerdings ist er nur in der Schule so massiv auffällig (Jekyll & Mr. Hyde). In der Klasse arbeitet er gut mit, hat nach Lehrerin auch große Stärken - sobald die Pausen kommen mit offenen Situationen eskaliert es. Er fängt an andere Kinder zu beleidigen und zu beschimpfen, piesackt sie(piekst sie mit dem Finger in den Po oder in den Rücken usw.). Er ist nie grob aggressiv auffällig, primär verbal. Heute wurde uns mitgeteilt, dass es wieder eine Situation gab in der er vor dem Lehrerzimmer sitzen musste, weil etwas vorgefallen ist. Ein 3. Klässler sei an ihm vorbeigegangen und er habe seine (also unser Sohn) Hose runtergezogen und dem Jungen seinen Po zugestreckt. Er selbst schätzt sich als sozial super kompatibel ein, wenn man ihn drauf anspricht (zuhause trifft das ja auch tatsächlich meist zu).

Ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Alles Auffälligkeiten die er zuhause in keiner Weise so zeigt. Die Lehrerin ist sicher, dass er in der Klasse nicht unterfordert ist (die Frage stellte ich, da er zuhause immer wieder berichtet, dass ihm langweilig ist, alles sei zu einfach).

Wir möchten ihm so gern helfen - mir gehen allerdings die Ansätze aus :?:
Londonmaus
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Re: Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Beitrag von Londonmaus »

Hallo Sabine, oh je. Richtig gute Ideen habe ich nicht - nur: Wir haben ähnliche Probleme. Respektloses Verhalten, Probleme, sich anzupassen. Und dann wieder ein Engel. Allerdings nicht nur in der Schule, sondern insgesamt. Auch im Unterricht, was bei euch ja weniger zu sein scheint. Wir sind in der Erziehungsberatung und haben auch gefragt, ob es da Sozialkompetenz-Trainings o.ä. für 6-Jährige gibt. Ist aber wohl nicht so gängig. Die Schule versucht bei uns, mit auf ihn angepassten Smiley-Plänen zu arbeiten und bereitet gerade den Klassensprung vor. Ich glaube aber nicht, dass das alle Probleme beheben wird.

Wie war es bei deinem Sohn im Kindergarten?

Wenn es wirklich nur in der Schule auftritt, dann würde ich auf emotionale Überforderung schließen, die er nicht anders kompensieren kann. Kann auch mit einer schulischen Unterforderung zusammenhängen. Fühlt er sich wohl in der Klasse? Hat er Freunde?
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Er möchte Kontakt, weiß aber nicht wie man ihn aufbaut, daher geht er gleich zur Provokation über, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Sabine1979
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Re: Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Beitrag von Sabine1979 »

@londonmaus:

Im Kindergarten war er auch immer lebhaft und kognitiv sehr weit, aber oft im gewöhnlichen, kindlichen Rahmen.
Mit großen Gruppen hatte er dort manchmal Probleme.
Sabine1979
Beiträge: 5
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Re: Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Beitrag von Sabine1979 »

@katze_keine_Ahnung:

Wie könnten wir ihm dabei helfen?
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Registriert: Do 23. Jan 2020, 09:33

Re: Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich weiß nicht, es hängt von Ressourcen ab... wenn ein Kind über die Jahre Probleme in Gruppen hat, gibt es dafür wahrscheinlich eine Ursache. Auch wenn diese Ursache keine Diagnose ist, sondern eher summa summarum verschiedener kleineren Umständen und Auffälligkeiten, können Kind und Familie von professioneller Hilfe profitieren. Ich würde einer einen klassischen KJP suchen, der Verhaltenstherapie anbietet. Besteht diese Möglichkeit nicht, kann man sich an die Schulpsychologin oder Sozialarbeiterin wenden.

Was genau fällt euch auf, dass ihr einen Verdacht in Richtung Wahrnehmungsstörung habt?
Sabine1979
Beiträge: 5
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Re: Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Beitrag von Sabine1979 »

Grenzen erkennen fällt ihm schwer, Impulse (Ticken spielen z.B.) fallen immer stärker aus (er tickt dann nicht, sondern schubst dann eher).
Er ist sonst wirklich sehr lieb, bis auf die schulischen Auffälligkeiten, und reflektiert, dass es nicht in Ordnung ist. Aber es scheint eher so, auch in Rücksprache mit ihm, dass er gar nicht bemerkt, das er eine Spur drüber reagiert hat und als könne er es steuern.
Katze_keine_Ahnung
Dauergast
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Re: Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Rücksprache hilft da nicht wirklich. Die Situation insgesamt ist für ihn nicht vorteilhaft: emotionale Überforderung plus kognitive Unterforderung, plus wahrscheinlich schulische Konsequenzlosigkeit... Mehr als Reden, egal wie schlimm man sich daneben benimmt, machen sie nicht. Man kann sich nur dickes Fell zulegen und sich freuen, dass Probleme nicht zuhause auftreten. Die Standardtipps wegen des Mannschaftssports habt ihr wahrscheinlich schon 100 Mal gehört...
Sabine1979
Beiträge: 5
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Re: Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Beitrag von Sabine1979 »

Ja, tatsächlich 🤣 generell interessiert er sich da auch weniger. Er ist jetzt bei einer Schul-Fußball-AG und beim Judo (fürs Körpergefühl).
Mal schauen!

Dickes Fell ... ja, das wäre gut. Gefühlt hat die Schule keinen Bock auf und mit ihm. Wir haben unsere Psychologin nochmal auf die Schule angesetzt - ich bin gespannt, wie ihr Eindruck ist.
Londonmaus
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Re: Innerschulisch massive Verhaltensauffälligkeiten

Beitrag von Londonmaus »

Hallo Sabine, das sind doch schon tolle Ansätze!

Wie gesagt, wir haben auch Probleme mit unserem Sohn im Sozialverhalten. Die Lehrerin ruft auch öfter an. Aber sie gibt mir das Gefühl, dass sie sich um ihn bemüht. Er bekommt schon zahlreiche "Extra-Würste" in der Klasse, damit die Situation nicht eskaliert. Manchmal läuft es besser, dann kommt wieder ein schlechterer Tag. Natürlich bin ich trotzdem genervt, wenn ich die Nummer der Lehrerin auf dem Handy sehe. Einfach weil ich es mir auch leichter wünschen würde. Und dass wir die Wunderlösung finden. Aber mittlerweile finde ich mich mit dem Gedanken ab, dass uns das Thema noch viele Jahre beschäftigen wird. Daher freue ich mich über die kleinen Schritte, die er macht. Wenn etwas gut läuft und er es stolz erzählt. Oder wir einfach 2 Wochen lang nichts von der Lehrerin hören.

Vielleicht wäre es da auch hilfreich für dich, dir bewusst zu machen, dass euer Kind, ihr und die Schule in einem Boot sitzt. Im Endeffekt wollen doch alle, dass euer Sohn glücklich zur Schule geht und in der Klassengemeinschaft zurecht kommt. Dafür gilt es Lösungen zu finden und zwar gemeinsam. Diese Sichtweise löst zwar nicht die Probleme, aber verhindert, dass ihr in eine Wir-vs-Schule Logik rutscht.
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