Momo hat geschrieben:
Liebe Rabaukenmama, dieses Beispiel war gar nicht auf Dich bezogen gemeint, sorry, wenn es so angekommen ist.
Ich habe mir schon gedacht dass es nicht persönlich gemeint war, aber natürlich wäre auch so ein Schluss naheliegend denn schließlich hast du mich zitiert.
Momo hat geschrieben:Ich möchte durch dieses Beispiel nur dazu anregen, sich in die Situation den Kindes zu versetzen und einfach mal nachzufühlen, wie Verbesserungsvorschläge auf einen selbst wirken. Im Grunde müssten wir über diese Frage gar nicht so lange diskutieren, wenn wir uns in die Situation und in das Gegenüber hineinversetzen.
Gerad deshalb verstehe ich so ein Extrem-Beispiel nicht. Ich kenne etliche Eltern mit den unterschiedlichsten Einstellungen zu Schule und lernen, aber keine, die so agieren wie du das beschreibst. Warum soll ich mich also in eine fiktive Situation reinversetzen die mit dem, was ich geschrieben habe, gar nichts zu tun hat?
Ich kann mich in die Situation reinversetzen wenn ich (als Kind) eine Geschichte schreibe und diese dann z.B. meinem Vater zeige. Die Geschichte handelt z.B. von einer Katze, wobei das Wort natürlich oft vorkommt, aber immer KAZE geschrieben wurde. Mein Vater liest die Geschichte laut, bespricht dann mit mir was ihm daran gefällt und DANN weist er mich ganz normal darauf hin dass man Katze mit Z schreibt. Was empfinde ich? Ich bin dankbar dass er es mir gesagt hat weil ich ja richtig schreiben WILL. Vielleicht ärgert mich ein bißchen dass ich jetzt überall ein Z reinflicken muss (wenn ich das selbst für nötig halte), aber das ist nur kurzfristig. Langfristig bin ich froh, jetzt zu wissen, wie man Katze richtig schreibt.
Momo hat geschrieben:
Denn im Grunde ist es menschlich und klar. Meinem Partner gegenüber übe ich natürlich auch Kritik, gebe Anregungen und mache Verbesserungsvorschläge und natürlich auch meiner Tochter gegenüber. Das gehört auch zur Auseinandersetzung miteinander. Doch es macht für mich einen Unterschied, WIE ich auf mein Gegenüber zugehe. Wenn ich spüre, mein Partner ist gerade überhaupt nicht offen für Kritik, weil er entweder konzentriert in einem Prozess steckt oder einfach erstmal selbst Erfahrungen sammeln möchte, dann lasse ich ihn natürlich in Ruhe. Genauso würde ich es mir in dieser Situation für mich auch wünschen, dass so mit mir selbst umgegangen wird. Du auch?
Ja natürlich. Daraum handhabe ich es auch genau so.
Momo hat geschrieben:Angenommen, ich baue gerade einen Schrank zusammen und mein Partner, der dies vermeintlich besser kann, kommt mit gut gemeinten Ratschlägen um die Ecke. Dann kann es hilfreich und konstruktiv sein, wenn ich in einer entspannten Stimmung bin. Doch wenn ich es selbst schaffen möchte, gerade super konzentriert nach Lösungen suche oder einfach nur mal in Ruhe tüfteln will, dann nerven mich diese Vorschläge. Und genauso reagieren Kinder, noch purer, unmittelbarer und klarer als Erwachsene. Und ich kann es total nachvollziehen. Das will ich damit sagen, das hat mit angstgesteuertem Verhalten rein gar nichts zu tun, ich denke, da liegt ein Missverständnis vor. Es hat mit Achtung vor dem Gegenüber zu tun, sei es ein Kind oder ein Erwachsener, das macht für mich keinen Unterschied!
Ja, da liegt ein Mißverständnis vor, denn in dem Beitrag, auf den ich Dir geantwortet habe, war davon nicht die Rede. Statt stand da geschrieben:
Momo hat geschrieben:
Doch ich achte auf ihre Bereitschaft. Denn ich habe gemerkt, wenn ich ihr über die Schulter schaue und sie korrigiere und sei es noch so wohlwollend gemeint, dann verliert sie die Lust und kommt vollkommen aus dem kreativen Prozess. Wütend schmeißt sie im Extremfall das Papier in die Ecke und hat keinerlei Motivation mehr, weiterzumachen. Die Folge könnte sein, wenn ich als Erwachsener wenig reflektiert bin, und mein Verhalten nicht überdenke, dass sie irgendwann gar nicht mehr aus eigener Motivation schreibt. Oder dass sie mich nicht mehr einbezieht.Ich glaube, das können kennen wir alle und können es nachvollziehen, oder? Also auch hier gibt es keinen starren Weg, doch es hilft, sich selbst einfach zurückzunehmen und auf die Fähigkeiten des Kindes zu vertrauen.
Und GENAU DAS kommt mir angstgesteuert vor. Natürlich kann ich mich irren aber es kommt für mich so rüber als würdest du dein Kind nur auf ausdrücklichen Wunsch korrigieren weil du davon ausgehst dass es sonst die Motivation verliert (vielleicht sogar dauerhaft), ein wenig reflektierter Erwachsener wird oder dich nicht mehr einbezieht. Es ist ein Unterschied ob ich merke dass mein Kind gerade nicht OFFEN für Korrektur ist und darauf Rücksicht nehme oder ob ich überhaupt nur dann korrigiere wenn es ausdrücklich verlangt wird weil ich davon ausgehe dass mein Kind sonst Schaden nimmt.
Und DIESE Einstellung empfinde ich als übertriebenes beschützen und genau das Gegenteil von "auf die Fähigkeiten des Kindes vertrauen". Denn ist auch eine Fähigkeit, mit Korrektur und Kritik angemessen umzugehen und genau wie alle anderen Fähigkeiten ist auch diese von Kind zu Kind verschieden ausgeprägt. Einige können es von Natur aus, andere müssen es - teils schwer - lernen. Aber dann empfinde ich es als besser wenn sie es von Menschen lernen, die sie achten und lieben, als irgendwann einmal von irgendwem.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)