Diskussionsthema Schule

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Momo
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Ist das nicht-einmischen dann nicht wieder angstgesteuert (das Kind könnte ja die Motivation verlieren, ein wenig reflektierender Erwachsener werden oder die Eltern nicht mehr einbeziehen)? Hört sich für mich genauso angstgesteuert an wie das einmischen, nur ist dann die Angst dahinter, das Kind könnte es "nie" lernen wenn man sich nicht einmischt und daraus könnten ihm später Nachteile entstehen...

Wenn ich meinem Kind zutraue, die Dinge, die es jetzt noch "falsch" macht später mal noch zu lernen, dann kann ich ihm genauso zutrauen, ein wütend in die Ecke gepfeffertes Teil wieder aufzuheben und weiter zu machen. Für wie schwach halte ich eigentlich ein Kind, wenn ich von Haus aus davon ausgehe dass normal formulierte Korrektur oder Kritik es derart aus der Bahn wirft, dass es zu einem lust- und phantasielosen Erwachsenen wird, der sich nichts zutraut?
Wir müssen uns doch nur mal selbst in die Situation versetzen. Stell Dir vor, Du schreibst gerade eine Geschichte, bist konzentriert und vertieft. Dann plötzlich eine Stimme von der Seite "Schau Mal, hier ist aber ein Fehler, das wird so geschrieben. Nee, so kannst Du aber die Geschichte nicht anfangen..." usw. Das ist jetzt etwas überspitzt dargestellt, doch fühl mal in Dich hinein, was fühlst Du? Mich würde das total nerven und wenn die Person nicht aufhören würde, würde ich richtig sauer werden. Wenn ich wissen möchte, wie was geschrieben wird, würde ich fragen oder nachschauen. Diese "Privatsphäre" und Kompetenz gestehe ich auch Kindern zu. Es hat für mich überhaupt nichts mit Angst zu tun (wenn das Kind wütend ist, kann es wütend sein, damit habe ich keinerlei Probleme) und das ist auch nicht der Punkt, sondern es geht mir um das Miteinander. Einem erwachsenen Menschen gegenüber würden wir uns doch auch nicht so verhalten, oder? Und wenn man Kindern zutraut, dass sie selbst die richtige Schreibweise lernen wollen und werden und sich, wenn sie nicht weiterkommen selbst Hilfe holen, dann erledigt sich die Frage von alleine.

Momo
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Willow77
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Willow77 »

Hallo,

Auf Fehler aufmerksam machen, nachdem der Text geschrieben ist, und zeigen wie es richtig ist, ist doch eigentlich ok. Rechtschreibung ist halt etwas, das geübt werden muss. Es ist ja weder angeborenes Wissen, noch durch logisches Denken zu erklären.

Auf Fehler aufmerksam machen kann ja konstruktiv sein. Oft ist es aber eher eine Art Strafe, oder mit erheblicher Mehrarbeit fürs Kind verbunden. Zum Beispiel viele Fehler = schlechte Note. Oder: für jeden Fehler den ganzen Satz abschreiben schreiben - da hat man schnell den ganzen Text/die ganze Aufgabe ab zu schreiben. Und DAS frustriert.

Bei uns wird schreiben lernen in den Schulen oft so gehandhabt, dass zuerst in der Tat nach Gehör und mit Lauttabelle gelernt wird, um überhaupt mal zu verstehen, wie lesen und schreiben funktioniert. Aber gleich danach also sogar noch in der 1. Klasse wird aber auch mit Rechtschreibung begonnen.
Ich selbst habe in meinen Klassen gute Erfahrungen gemacht mit Rechtschreibung üben, und da dann auch korrigieren und drauf pochen, und davon getrennt die Kinder auch frei schreiben lassen, und diese freien Texte unverbessert in einem Heft zu sammeln, weil man daran dann gut erkennen kann, wo das jeweilige Kind in Satzbau, Rechtschreibung und Erzählkompetenz steht. Ideal wäre nach dem freien Text einem jeden Kind individuell an seine Art Fehler angepasste Übungs-Aufgaben zu erarbeiten. Aber dafür hat der Tag nicht genug Stunden. Dafür bin ich (noch immer) nicht gut genug.

LG,
Willow77
Maca
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Maca »

Hallo,

Zur Reichen Methode muß ich auch nochmal meinen Senf dazugeben.
Der gute Jürgen lebte ja in Hamburg und hat hier die Lehrer ausgebildet,daher wurde Lesen durch Schreiben ja direkt von Hamburg in alle anderen Bundesländer exportiert und........
DIREKT auch wieder in Hamburg als dem ersten Bundesland ausdrücklich VERBOTEN!
Weil es nämlich bei Schreibproben,Lernstandserhebungen sehr deutlich wurde,daß gerade die Kinder mit Elternhäusern,die kaum unterstützen können und Kinder mit Migrationshintergrund starke Defizite aufwiesen .Somit war ihnen der Weg auf das Gymnasium eher verschlossen.
Die Korrelation zwischen Bildungshintergrund der Eltern und Bildungserfolg der Kinder verschärft sich eh immer mehr!!!!!

Da braucht es keine Methode ,die das noch unterstützt. Im Gegenteil sie ist sozial in ihren Auswirkungen sehr ungerecht!!!!!

Als Mutter einer Legashenikerin bin ich sogar der Meinung,daß diese Spielerei vielen Kindern erheblich geschadet hat und nach der anfänglichen Schreibeuphorie kam die große Verunsicherung. Ich habe es in der Grundschule so erlebt,daß viele Kinder ohne klare Regeln und Anleitung keine Orientierung hatten und viel lieber gerechnet als geschrieben haben.
Deutsch war kein Lieblingsfach!
Sehr schade!

Hätten meine Kinder allerdings VOR DER SCHULE schon Schreiben wollen,wäre ich natürlich nicht auf die Idee gekommen mich hinter sie zu stellen und immer ´Falsch´ zu rufen,wenn Fehler entstünden.
Klar ,da hätte ich sie auch nur bei ausdrücklichem Interesse korrigiert,aber in die Schule geht man halt nicht mehr freiwillig,und den Kindern etwas freizustellen,was man dann aber nach der 4. Klasse knallhart einfordert ( richtiges Schreiben),finde ich schon fast zynisch.
:fahne:
Rabaukenmama
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:
Wir müssen uns doch nur mal selbst in die Situation versetzen. Stell Dir vor, Du schreibst gerade eine Geschichte, bist konzentriert und vertieft. Dann plötzlich eine Stimme von der Seite "Schau Mal, hier ist aber ein Fehler, das wird so geschrieben. Nee, so kannst Du aber die Geschichte nicht anfangen..." usw. Das ist jetzt etwas überspitzt dargestellt, doch fühl mal in Dich hinein, was fühlst Du?
Im Moment fühle ich dass du deine Schilderung mit der Aussage von mir nichts zu tun hat. Zur Erinnerung: ich habe folgendes geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
Über das freie schreiben habe ich hier ja schon oft diskutiert weil ich früher nicht verstanden habe, was daran schlecht sein soll. Ich wußte gar nicht dass beim "freien Schreiben" üblich ist, dass die Kinder nicht korrigiert werden. Und genau DAS finde ich extrem seltsam und auch kontraproduktiv.
....
Und wenn das Kind ganz normal und freundlich auf einen Schreibfehler aufmerksam gemacht - warum sollte es dann frustriert sein und die Lust verlieren?...
Bei meinem Sohn habe ich die Erfahrung gemacht dass er nicht immer, wenn er auf einen Fehler aufmerksam gemacht wird, sofort bereit ist, ihn auszubessern. Er will es oft einfach noch auf "seine" Art machen und das gestehe ich ihm auch zu. Schließlich ist er noch nicht mal 6 Jahre alt und es geht um nichts, da muß ich nicht päpstlicher als der Papst sein. Aber ihm gar nicht zu sagen wenn was falsch ist (egal ob beim schreiben oder sonst wo) empfinde ich als fahrlässig. Gerade beim schreiben (anders als beim kochen) erschließt sich einem Kind nicht, was es hätte anders machen sollen - daher hat es ein Recht auf diese Information. Ob, wann und wie es diese Info umsetzt ist eine andere Sache.
Was hat das ganze jetzt mit deinem übertriebenen Beispiel zu tun? Habe ich mich wirklich so schlecht ausgedrückt dass du annimmst, ich würde ständig hinter meinem Sohn stehen und jeden Fehler korrigieren? Oder habe ich mit meiner Aussage "angstgesteuert" einen wunden Punkt getroffen?

Heute hatte ich übrigens ein ganz anderes Erlebnis. Ich habe nämlich bei der Mutter des Mädchens angerufen, das einige Zeit die beste Freundin meines Sohnes im Kindergarten war. Das Mädchen besucht ja jetzt einen anderen Kindergarten, mein Sohn spricht aber immer wieder von ihr und würde es auch gerne auf seine Geburtstagsfeier (für die wir wieder den Kindergarten mieten) einladen. Ich rufe also die Mutter an (Nummer habe ich noch von früher, als das Mädchen meinen Sohn auch zu Hause besucht hat) und frage sie, wohin ich die Einladung schicken kann.

...schweigen... dann ein stotterndes "ähhhhhm, das begeistert mich eigentlich jetzt nicht sonderlich...." und dann weiter "die xxx hat sich jetzt so gut in ihrem Kindergarten eingelebt dass ich das eigentlich gar nicht gut finde"...."ähmmm, nein das halte ich für keine sonderlich gute Idee wenn sie zu der Geburtstagsfeier kommt...".

Ich war ziemlich fassungslos am anderen Ende der Leitung wie angstgesteuert man als Eltern sein kann dass man sogar bei einer Einladung zur Geburtstagsfeier Gefahr für das eigene Kind sieht. Aber natürlich blieb mir nichts übrig als das zu aktzeptieren. Ich habe der Mutter dann noch gesagt dass mein Sohn häufig von ihrer Tochter spricht und sie gerne mal wieder sehen würde (in der Hoffnung dass dann vielleicht der Vorschlag kommt, die Kinder könnten sich ohne Geburtstagsfeier mal treffen), aber keine Reaktion außer "Ähhmm, eigentlich halte ich das für keine sonderlich gute Idee" :( .

Naja, am Abend habe ich meinen Sohn dann drüber informiert dass die Einladung für den ehemaligen Kindergartenfreund, der jetzt schon in die erste Klasse geht, per Post abgeschickt wurde und mein Sohn hat natürlich sofort gefragt ob ich die Einladung an seine Freundin auch abgeschickt habe. Ich habe ihm dann die Wahrheit gesagt, nämlich dass die Mutter seiner Freundin nicht will dass das Mädchen zu seinem Geburtstag kommt. Seine Reaktion war ein enttäuschte Aufschrei "Na geeeeh!" aber sonst nichts mehr. Ich habe auch nicht nachgehakt weil ich froh war dass keine weiteren Fragen gekommen sind. Mir käme es dann nämlich unfair vor, über die Motive der Mutter des Mädchens mit meinem Sohn zu sprechen, weil ich sie weder verteidigen noch schlecht reden will. Und meinen Sohn zu belügen ("die xxx hat leider keine Zeit") wäre für mich nicht in Frage gekommen. Ich kann von meinem Kind schließlich nur dann Ehrlichkeit erwarten wenn ich selbst ehrlich bin.

Das hat jetzt nichts mehr mit Diskussionsthema Schule oder lesen vor schreiben zu tun, aber es zeigt, wie sehr Angst und das-eigene-Kind-für-zu-zerbrechlich-halten genau DIESES Kind um schöne Erlebnisse oder Freundschaften bringen kann. Alles ist nur "gut gemeint", man will ja nicht frustrieren oder entmutigen und wenn man ortet dass sich aus irgend etwas VIELLEICHT ein Problem ergeben KÖNNTE dann gilt es natürlich, genau das zu vermeiden.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Bliss
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Bliss »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich war ziemlich fassungslos am anderen Ende der Leitung wie angstgesteuert man als Eltern sein kann dass man sogar bei einer Einladung zur Geburtstagsfeier Gefahr für das eigene Kind sieht. Aber natürlich blieb mir nichts übrig als das zu aktzeptieren. Ich habe der Mutter dann noch gesagt dass mein Sohn häufig von ihrer Tochter spricht und sie gerne mal wieder sehen würde (in der Hoffnung dass dann vielleicht der Vorschlag kommt, die Kinder könnten sich ohne Geburtstagsfeier mal treffen), aber keine Reaktion außer "Ähhmm, eigentlich halte ich das für keine sonderlich gute Idee" :( .
Wo siehst du denn da Angst? Das ist doch eine recht eindeutige: "Danke, aber wir sind hier mit Sozialkontakten so gut versorgt, dass wir kein Bedarf mehr an alten Verbindungen haben" Aussage.
Momo
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Momo »

Momo hat geschrieben:

Wir müssen uns doch nur mal selbst in die Situation versetzen. Stell Dir vor, Du schreibst gerade eine Geschichte, bist konzentriert und vertieft. Dann plötzlich eine Stimme von der Seite "Schau Mal, hier ist aber ein Fehler, das wird so geschrieben. Nee, so kannst Du aber die Geschichte nicht anfangen..." usw. Das ist jetzt etwas überspitzt dargestellt, doch fühl mal in Dich hinein, was fühlst Du?


Rabaukenmama hat geschrieben:

Im Moment fühle ich dass du deine Schilderung mit der Aussage von mir nichts zu tun hat. Zur Erinnerung: ich habe folgendes geschrieben:

Über das freie schreiben habe ich hier ja schon oft diskutiert weil ich früher nicht verstanden habe, was daran schlecht sein soll. Ich wußte gar nicht dass beim "freien Schreiben" üblich ist, dass die Kinder nicht korrigiert werden. Und genau DAS finde ich extrem seltsam und auch kontraproduktiv.
....
Und wenn das Kind ganz normal und freundlich auf einen Schreibfehler aufmerksam gemacht - warum sollte es dann frustriert sein und die Lust verlieren?...
Bei meinem Sohn habe ich die Erfahrung gemacht dass er nicht immer, wenn er auf einen Fehler aufmerksam gemacht wird, sofort bereit ist, ihn auszubessern. Er will es oft einfach noch auf "seine" Art machen und das gestehe ich ihm auch zu. Schließlich ist er noch nicht mal 6 Jahre alt und es geht um nichts, da muß ich nicht päpstlicher als der Papst sein. Aber ihm gar nicht zu sagen wenn was falsch ist (egal ob beim schreiben oder sonst wo) empfinde ich als fahrlässig. Gerade beim schreiben (anders als beim kochen) erschließt sich einem Kind nicht, was es hätte anders machen sollen - daher hat es ein Recht auf diese Information. Ob, wann und wie es diese Info umsetzt ist eine andere Sache.


Was hat das ganze jetzt mit deinem übertriebenen Beispiel zu tun? Habe ich mich wirklich so schlecht ausgedrückt dass du annimmst, ich würde ständig hinter meinem Sohn stehen und jeden Fehler korrigieren? Oder habe ich mit meiner Aussage "angstgesteuert" einen wunden Punkt getroffen?

Liebe Rabaukenmama, dieses Beispiel war gar nicht auf Dich bezogen gemeint, sorry, wenn es so angekommen ist. Ich möchte durch dieses Beispiel nur dazu anregen, sich in die Situation den Kindes zu versetzen und einfach mal nachzufühlen, wie Verbesserungsvorschläge auf einen selbst wirken. Im Grunde müssten wir über diese Frage gar nicht so lange diskutieren, wenn wir uns in die Situation und in das Gegenüber hineinversetzen. Denn im Grunde ist es menschlich und klar. Meinem Partner gegenüber übe ich natürlich auch Kritik, gebe Anregungen und mache Verbesserungsvorschläge und natürlich auch meiner Tochter gegenüber. Das gehört auch zur Auseinandersetzung miteinander. Doch es macht für mich einen Unterschied, WIE ich auf mein Gegenüber zugehe. Wenn ich spüre, mein Partner ist gerade überhaupt nicht offen für Kritik, weil er entweder konzentriert in einem Prozess steckt oder einfach erstmal selbst Erfahrungen sammeln möchte, dann lasse ich ihn natürlich in Ruhe. Genauso würde ich es mir in dieser Situation für mich auch wünschen, dass so mit mir selbst umgegangen wird. Du auch? Angenommen, ich baue gerade einen Schrank zusammen und mein Partner, der dies vermeintlich besser kann, kommt mit gut gemeinten Ratschlägen um die Ecke. Dann kann es hilfreich und konstruktiv sein, wenn ich in einer entspannten Stimmung bin. Doch wenn ich es selbst schaffen möchte, gerade super konzentriert nach Lösungen suche oder einfach nur mal in Ruhe tüfteln will, dann nerven mich diese Vorschläge. Und genauso reagieren Kinder, noch purer, unmittelbarer und klarer als Erwachsene. Und ich kann es total nachvollziehen. Das will ich damit sagen, das hat mit angstgesteuertem Verhalten rein gar nichts zu tun, ich denke, da liegt ein Missverständnis vor. Es hat mit Achtung vor dem Gegenüber zu tun, sei es ein Kind oder ein Erwachsener, das macht für mich keinen Unterschied!

LG Momo
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Rabaukenmama
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Momo hat geschrieben:
Liebe Rabaukenmama, dieses Beispiel war gar nicht auf Dich bezogen gemeint, sorry, wenn es so angekommen ist.
Ich habe mir schon gedacht dass es nicht persönlich gemeint war, aber natürlich wäre auch so ein Schluss naheliegend denn schließlich hast du mich zitiert.
Momo hat geschrieben:Ich möchte durch dieses Beispiel nur dazu anregen, sich in die Situation den Kindes zu versetzen und einfach mal nachzufühlen, wie Verbesserungsvorschläge auf einen selbst wirken. Im Grunde müssten wir über diese Frage gar nicht so lange diskutieren, wenn wir uns in die Situation und in das Gegenüber hineinversetzen.
Gerad deshalb verstehe ich so ein Extrem-Beispiel nicht. Ich kenne etliche Eltern mit den unterschiedlichsten Einstellungen zu Schule und lernen, aber keine, die so agieren wie du das beschreibst. Warum soll ich mich also in eine fiktive Situation reinversetzen die mit dem, was ich geschrieben habe, gar nichts zu tun hat?

Ich kann mich in die Situation reinversetzen wenn ich (als Kind) eine Geschichte schreibe und diese dann z.B. meinem Vater zeige. Die Geschichte handelt z.B. von einer Katze, wobei das Wort natürlich oft vorkommt, aber immer KAZE geschrieben wurde. Mein Vater liest die Geschichte laut, bespricht dann mit mir was ihm daran gefällt und DANN weist er mich ganz normal darauf hin dass man Katze mit Z schreibt. Was empfinde ich? Ich bin dankbar dass er es mir gesagt hat weil ich ja richtig schreiben WILL. Vielleicht ärgert mich ein bißchen dass ich jetzt überall ein Z reinflicken muss (wenn ich das selbst für nötig halte), aber das ist nur kurzfristig. Langfristig bin ich froh, jetzt zu wissen, wie man Katze richtig schreibt.
Momo hat geschrieben: Denn im Grunde ist es menschlich und klar. Meinem Partner gegenüber übe ich natürlich auch Kritik, gebe Anregungen und mache Verbesserungsvorschläge und natürlich auch meiner Tochter gegenüber. Das gehört auch zur Auseinandersetzung miteinander. Doch es macht für mich einen Unterschied, WIE ich auf mein Gegenüber zugehe. Wenn ich spüre, mein Partner ist gerade überhaupt nicht offen für Kritik, weil er entweder konzentriert in einem Prozess steckt oder einfach erstmal selbst Erfahrungen sammeln möchte, dann lasse ich ihn natürlich in Ruhe. Genauso würde ich es mir in dieser Situation für mich auch wünschen, dass so mit mir selbst umgegangen wird. Du auch?
Ja natürlich. Daraum handhabe ich es auch genau so.
Momo hat geschrieben:Angenommen, ich baue gerade einen Schrank zusammen und mein Partner, der dies vermeintlich besser kann, kommt mit gut gemeinten Ratschlägen um die Ecke. Dann kann es hilfreich und konstruktiv sein, wenn ich in einer entspannten Stimmung bin. Doch wenn ich es selbst schaffen möchte, gerade super konzentriert nach Lösungen suche oder einfach nur mal in Ruhe tüfteln will, dann nerven mich diese Vorschläge. Und genauso reagieren Kinder, noch purer, unmittelbarer und klarer als Erwachsene. Und ich kann es total nachvollziehen. Das will ich damit sagen, das hat mit angstgesteuertem Verhalten rein gar nichts zu tun, ich denke, da liegt ein Missverständnis vor. Es hat mit Achtung vor dem Gegenüber zu tun, sei es ein Kind oder ein Erwachsener, das macht für mich keinen Unterschied!
Ja, da liegt ein Mißverständnis vor, denn in dem Beitrag, auf den ich Dir geantwortet habe, war davon nicht die Rede. Statt stand da geschrieben:
Momo hat geschrieben: Doch ich achte auf ihre Bereitschaft. Denn ich habe gemerkt, wenn ich ihr über die Schulter schaue und sie korrigiere und sei es noch so wohlwollend gemeint, dann verliert sie die Lust und kommt vollkommen aus dem kreativen Prozess. Wütend schmeißt sie im Extremfall das Papier in die Ecke und hat keinerlei Motivation mehr, weiterzumachen. Die Folge könnte sein, wenn ich als Erwachsener wenig reflektiert bin, und mein Verhalten nicht überdenke, dass sie irgendwann gar nicht mehr aus eigener Motivation schreibt. Oder dass sie mich nicht mehr einbezieht.Ich glaube, das können kennen wir alle und können es nachvollziehen, oder? Also auch hier gibt es keinen starren Weg, doch es hilft, sich selbst einfach zurückzunehmen und auf die Fähigkeiten des Kindes zu vertrauen.
Und GENAU DAS kommt mir angstgesteuert vor. Natürlich kann ich mich irren aber es kommt für mich so rüber als würdest du dein Kind nur auf ausdrücklichen Wunsch korrigieren weil du davon ausgehst dass es sonst die Motivation verliert (vielleicht sogar dauerhaft), ein wenig reflektierter Erwachsener wird oder dich nicht mehr einbezieht. Es ist ein Unterschied ob ich merke dass mein Kind gerade nicht OFFEN für Korrektur ist und darauf Rücksicht nehme oder ob ich überhaupt nur dann korrigiere wenn es ausdrücklich verlangt wird weil ich davon ausgehe dass mein Kind sonst Schaden nimmt.

Und DIESE Einstellung empfinde ich als übertriebenes beschützen und genau das Gegenteil von "auf die Fähigkeiten des Kindes vertrauen". Denn ist auch eine Fähigkeit, mit Korrektur und Kritik angemessen umzugehen und genau wie alle anderen Fähigkeiten ist auch diese von Kind zu Kind verschieden ausgeprägt. Einige können es von Natur aus, andere müssen es - teils schwer - lernen. Aber dann empfinde ich es als besser wenn sie es von Menschen lernen, die sie achten und lieben, als irgendwann einmal von irgendwem.
Zuletzt geändert von Rabaukenmama am Sa 20. Feb 2016, 23:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Rabaukenmama
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Bliss hat geschrieben:
Rabaukenmama hat geschrieben:
Ich war ziemlich fassungslos am anderen Ende der Leitung wie angstgesteuert man als Eltern sein kann dass man sogar bei einer Einladung zur Geburtstagsfeier Gefahr für das eigene Kind sieht. Aber natürlich blieb mir nichts übrig als das zu aktzeptieren. Ich habe der Mutter dann noch gesagt dass mein Sohn häufig von ihrer Tochter spricht und sie gerne mal wieder sehen würde (in der Hoffnung dass dann vielleicht der Vorschlag kommt, die Kinder könnten sich ohne Geburtstagsfeier mal treffen), aber keine Reaktion außer "Ähhmm, eigentlich halte ich das für keine sonderlich gute Idee" :( .
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Aus dem Gespräch ging für mich deutlich hervor dass es nicht um die Anzahl von Sozialkontakten geht sondern um die Angst, das Mädchen könnte vielleicht wieder an die Freunde im alten Kindergartn erinnert werden und daher nicht so viel Freude haben, in den neuen Kindergarten zu gehen.

Vielleicht war ich auch deshalb gekränkt weil ich mir auf einen Anruf wegen einer Einladung zum Kindergeburtstag keine solche Reaktion erwartet hatte. Eine freundliche Ablehnung vielleicht, aber nicht in der Art und dem Ton wie es geschehen ist. Es ist eine Reaktion, die ich vielleicht auch deshalb nicht verstehen kann, weil ich selbst komplett anders "ticke". Denn ich würde NIE verhindern dass mein Sohn eine Einladung bekommt aus Angst, er könnte sie annehmen. Nicht mal wenn ich mit dem Kind, welches einlädt, oder dessen Eltern nichts anfangen kann, würde ich so agieren.
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Momo »

Rabaukenmama hat geschrieben:
Und GENAU DAS kommt mir angstgesteuert vor. Natürlich kann ich mich irren aber es kommt für mich so rüber als würdest du dein Kind nur auf ausdrücklichen Wunsch korrigieren weil du davon ausgehst dass es sonst die Motivation verliert (vielleicht sogar dauerhaft), ein wenig reflektierter Erwachsener wird oder dich nicht mehr einbezieht. Es ist ein Unterschied ob ich merke dass mein Kind gerade nicht OFFEN für Korrektur ist und darauf Rücksicht nehme oder ob ich überhaupt nur dann korrigiere wenn es ausdrücklich verlangt wird weil ich davon ausgehe dass mein Kind sonst Schaden nimmt.

Und DIESE Einstellung empfinde ich als übertriebenes beschützen und genau das Gegenteil von "auf die Fähigkeiten des Kindes vertrauen". Denn ist auch eine Fähigkeit, mit Korrektur und Kritik angemessen umzugehen und genau wie alle anderen Fähigkeiten ist auch diese von Kind zu Kind verschieden ausgeprägt. Einige können es von Natur aus, andere müssen es - teils schwer - lernen. Aber dann empfinde ich es als besser wenn sie es von Menschen lernen, die sie achten und lieben, als irgendwann einmal von irgendwem.
Ich habe das Gefühl, je theoretischer man an dieses Thema herangeht, umso mehr Missverständnisse ergeben sich. Letztendlich ist es eine intuitive Entscheidung, wie wir auf Kinder eingehen und auf ihre Aktivitäten reagieren. Und worauf wir unseren eigenen Fokus setzen. Ich fühle im Moment immer wieder sehr deutlich einfach nur die pure Freude meiner Tochter, z.B. etwas geschrieben zu haben und ich freue mich dann einfach mit ihr. Egal wie viele Fehler ich sehe ;) In meinem Fokus steht erstmal die Freude und die Motivation der Kinder. Und alles andere, wie Kritik, Verbesserungsvorschläge etc. etc. kommt erst danach! Und hier gehe ich ganz intuitiv vor und spüre, wann Kritik wichtig ist (und meine Tochter kann z.B. sehr gut mit Kritik umgehen) und wann ich mich selbst zurücknehme und erstmal abwarte. Das ist der Punkt. Und genauso würde ich es mir für die Kinder auch in der Schule wünschen.

Momo
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Momo »

Mir fällt gerade noch etwas dazu ein. Rabaukenmama, wenn Du gerade das Gefühl hast, dass Dein Sohn z.B. gerade Dein Feedback braucht und gerne genau wissen möchte, wie was richtig geschrieben wird, dann ist es ja eine ganz andere Situation! Dann will er es selbst und von sich aus wissen und es ist genau das, was er jetzt braucht. Doch wenn Kinder (noch) nicht fragen, dann halte ich mich erstmal zurück und beobachte. Dann sind sie gerade in einem anderen Prozess. Die Fragen kommen ganz von alleine, ebenso bei meiner Tochter. Und dann ist natürlich die Zeit für korrekte Antworten gekommen ;)

Momo
Zuletzt geändert von Momo am So 21. Feb 2016, 12:36, insgesamt 1-mal geändert.
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