Karen hat geschrieben:Hallo Nora,
Ich kann nicht viel helfen, aber ein wenig erzählen wie es bei uns lauft, da manches sehr ähnlich ist und wir gleiche Fragen haben. Meine Tochter wird bald 6 und sie kommt in der 1 Klasse in August. Ich habe mal über sie schon hier geschrieben, aber es war vor 2 Jahren. Seit dem ist so einiges passiert. Momentan besucht sie auch das letzte Jahr Kindergarten und ist eher unglücklich. Wir sind aus der Schweiz - hier gibt es leider keinen freie Schulwahl und auch kein freie Kindergartenwahl, Kiga besuch ist Pflicht und für verpassen ohne Grund gibt es Folgen (inkl. finanziell und bis zu Anzeige). Auch alle Ausnahmen brauchen teilweise Jahre(!) bis sie bewilligt werden. Leider wurde ihre Kindergartengruppe in Sommer auseinandergenommen und dazu ist neue Kiga Lehrerin gekommen. Aus der letzten Kiga Gruppe waren es gerade 4 Kinder, und nur 1 der meine Tochter einigermassen zu ihre Freunden zählen konnte. Sie hat schon von Anfang an sich extrem angepasst - sie hat aufgehört schön zu malen, hat nicht mehr weiter gross entwickelt was lesen angeht (sie konnte mit 3.5 jahren einzelne Sätze lesen und schreiben, und seit dem ist nicht viel passiert, ausser dass sie schön schreiben kann wenn sie überhaupt das mal macht). Aber sie hat rechtes Sprung in Sozialverhalten gemacht. Sie ist immer noch überfordert mit grossen Gruppen, aber ich bin mir nicht mehr sicher ob ihr Sozialverhalten zu schlecht oder zu gut ist, oder beides gleichzeitig. Ihr Antwort für die Frage der Kindergärtnerin was sie gerne denn in Kiga machen würde war "anderen Helfen".
Rechnen hat sich weiter entwickelt, aber nicht so schnell wie vorher. Sie rechnet jetzt plus/minus 100, versteht aber Negative Zahlen kann in negativen und einfachen Bruchzahlen zahlen rechen, verwendet Begriffe wie Unendlich, usw. Aber alles nur bei guter Stimmung und wenn sie selber es will.
Ab Oktober hat sie angefangen sich über Langweile zu klagen - "alles ist gleich wie letztes Jahr, ich lerne nicht neues, ich will in der Schule, usw." Das tägliche Einnässen ist wieder schlimmer geworden, genauso wie ständige Beinweh und Bauchweh. Ich habe sie motiviert das selber ihre Kiga zu sagen was sie dann gemacht hat (sie ist sonst recht scheu und meldet sich fast nie), was mich sehr erstaunt hat, und es hat auch zweitweise geholfen. Ich habe ihr dann über Möglichkeit einer Abklärung gesagt und erklärt was da gemacht wird, und sie war unglaublich froh, motiviert und wollte sofort zu "so eine Ärztin" gehen. Ich war recht erstaunt und habe dann für sie ein Termin in privaten HB Praxis die hier recht bekannt reserviert. Die Abklärung wird dann innerhalb der nächsten drei Wochen stattfinden. Nach dem Terminvereinbarung, hatten wir noch ein Elterngespräch und das Thema langweile und Konzentrationsschwierigkeiten angesprochen. Die Kindergärtnerin hat auch gesehen dass meine Tochter sehr erfolgreich ihres Können versteckt und selber die Frage gestellt ob sie HB sein konnte. Sie hat eigentlich sehr gute Beziehung zu Kindergärtnerin, sie hat sie gern und Kindergärtnerin versucht glaube ich auch sie zu unterstützen. Aber sie ist alleine mit 20 Kindern - da gibt es grenzen was man machen kann, und die sind mir bewusst. Bei uns steht auch die Frage auch ob sie AD(H)S haben konnte. Sie ist oft so verstreut in Gedanken, lebt teilweise fast in Parallelwelt, verhaltet sich oft wie Kleinkind (alles in Mund ist auch ein Thema) ist anhänglich, unglaublich langsam am Morgen wenn sie ins Kiga muss. In vielem macht sie eher Rücktritte oder einfach keinen Vorschritt. Wie dein Sohn kann sie auch aggressiv sein (mit treten und spucken) aber zum Glück nur mir gegenüber. Früher hatten wir auch täglich stundenlangen schreianfällen, aber es ist jetzt fast vorbei (passiert höchstens ein mal in der Woche oder weniger).
Ich habe auch kein Antwort was ich machen soll. Wenn ich konnte, hätte ich wahrscheinlich meine Tochter einfach aus Kiga rausgenommen und mit ins Büro genommen (mit Auftrag was dort mitzuhelfen, was sie sehr gerne macht). Nach der Abklärung werden wir mit der Schule der Gespräch suchen um zu schauen was möglich ist damit sie in der 1 Klasse wieder in die gleiche Situation kommt - momentan freuet sie sich auf Schule, hat aber unrealistische Vorstellungen darüber. Sie macht übrigens Leistungssport aus eigenem Wunsch - und das scheint ihr zu gefallen, aber sie ist auch dort oft abgelenkt und ihre Bereitschafft sich anzustrengen ist eher begrenzt.
Hallo Karen,
mein Sohn hat auch "Rückschritte" gemacht, seit er emotional gestresst ist. Das ist auch ganz logisch. Da werden die Reserven woanders benötigt. Unser Sohn hat auch mit 2 das Alphabet aufgesagt und mit 3 seinen Namen geschrieben und angefangen Zahlen zu schreiben und zu rechnen (im Plus-Bereich) und bis 100 gezählt...
Dann hat er sich viel mit seinen "Spezialthemen" beschäftigt. Wölfe, Dinos, klassische Musik (der kannte jedes musikinstrument und wusste wie es klingt und so, hat Peter und den Wolf und die Zauberflöte bis zum Abwinken angehört... das war leider eine kurze Phase

). In dieser Zeit war er relativ unkompliziert. Aufmerksamkeit hat er schon immer gebraucht, viel Energie hatte auch schon IMMER. Aber aggressives VErhalten und oder bocken, schmollen, schreien...DAs haben wir erst seit dem Kita-Wechsel.
Wäre er nun durchgängig emotional ausgeglichen gewesen, dann hätte er sich kognitiv sicherlich viel mehr entwickelt...Er hat regelrecht stagniert. Ist in vielen BEreichen auch in so eine Art "Kleinkindverhalten" zurück gefallen. Zum Glück nicht mit einnässen, das ist schon ein sehr deutlicher Rückschritt, aber eben mit "oraler Phase", trotzen, weinen und er hatte plötzlich auch viele Ängste.
Schule können wir uns auch nur begrenzt aussuchen. Man ist an den Wohnort gebunden und nur mit echt guten Argumenten darf man in eine andere Grundschule. Kindergarten darf man frei wählen... Aber wir mussten wechseln, da sonst die Fahrt zum alten Kindergarten jeden Morgen und Nachmittag ca. 30 Minuten (im besten Fall) - 1,5 Stunden gedauert hätte

. Mit 3 Kindern ist das schon etwas, was man dann versucht zu vermeiden

.
Du machst für dein Kind ja nun schon alles, was du kannst. Ihr geht jetzt zu der "Ärztin" und dann wird geschaut, warum sie sich so schwer tut im Kindergarten.
Ich habe nur festgestellt, dass einem die Diagnose auch nicht unbedingt weiterhilft

...Ich weiß jetzt warum er so ist, aber kann eigentlich die Situation dennoch nicht ändern...
Er ist, ich habe mich da jetzt sehr viel eingelesen speziell zum Thema ADHS UND Hochbegabung, recht sicher beides, da er aber beides mit dem jeweils anderen "kompensiert", bzw. versteckt, kam beides nicht eindeutig zu Tage. Der Psychologin, die wir hatten, ist das leider in diesem Umfang nicht aufgefallen. Sie hat korrekt beobachtet, ABER falsch interpretiert und demnach auch falsch gehandelt

.
Bei euch kann es gut sein, dass sie auch "nur" hochbegabt ist oder "nur" AD(H)S hat, wenn ihr das Ergebnis habt, schreib hier auf jeden Fall nochmal, wenn es unklar ist oder ihr das Gefühl habt, es ist nicht stimmig. Manchmal bekommt man auch was unerfreuliches gesagt (ich fand es jetzt zum Beispiel weniger schön, dass er ADHS UND Hochbegabung aufweist. Nur eins davon wäre schon kompliziert genug) und "wehrt" sich auch erst einmal ein wenig dagegen oder sucht nach anderen Gründen... Aber manchmal passt der Schuh halt einfach ZU gut... Und dann muss man sich damit auseinandersetzen und das akzeptieren, zum Wohle des Kindes.
Es gibt auch gute und viele Informationen im Netz über das Thema, auch zu auf zwei oder dreifache Art "besonders" zu sein.... Auf Ärzte und Therapeuten kann man sich leider ja häufig nicht verlassen. Das ist schon Glückssache. Es ist eine nervenaufreibende Zeit bis zum "Ergebnis", auch die Zeit kurz nach "Diagnose"... Bei uns beruhigt sich so langsam alles (kopfkino-technisch

), aber die Alltagsprobleme bestehen weiterhin, nur zum Glück DERZEIT ohne Aggressives Verhalten und viel Theater zu Hause.
Nun müssen wir schauen, wie wir "zurecht" kommen, ohne eindeutige Diagnose, ohne Gutachten.
Ich bin gespannt auf die Schule, habe große Sorgen. Aber versuche positiv zu denken....
Dir viel Kraft und gute Nerven mit deinem schlauen Mädchen.
Nora
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.