Hallo, erst mal herzlich willkommen hier!
Gleich vorweg - bezüglich Autismus ist der KIA eindeutig der falsche Ansprechpartner. Aber im Alter von 2 Jahren und 3 Monaten ist Autismus (wenn es das wäre) ohnehin kaum zu diagnostizieren. Mein älterer Sohn (8) ist übrigens Asperger-Autist und mein jüngerer Sohn (wir in 2 Monaten 6) ist frühkindlicher Autist - ich weiß also, wovon ich schreibe! Und sie sind vom Wesen so unterschiedlich wie Tag und Nacht! Daher finde ich die Aussage vom Kinderarzt, dass Autismus "ganz anders aussähe" sehr befremdlich. Wirkt mir irgendwie klischeebehaftet, so nach dem Motto "Autisten schauen ja nicht in die Augen, lehnen Körperkontakt an, wiederholen stundenlang irgendwelche Handlungen,..." - was durchaus stimmen KANN, aber absolut kein Diagnosekriterium ist.
Mit Hochbegabung ist es ähnlich - auch sie kann in dem Alter noch absolut nicht verläßlich diagnostizert werden. Man erkennt natürlich schon Tendenzen und vor bei sprachlich sehr fitten Kleinkindern wird gerne mal auf HB geschlossen - tatsächlich aber sind oft ganz unauffällige Kinder HB und manche kindliche "Rampensau" (nicht böse gemeint

) ist durchscnittlich begabt.
Mein älterer Sohn ist vermutlich HB - nicht getestet, weil mir der genaue IQ-Wert egal ist. Der konnte z.B. an seinem 2. Geburtstag perfekt buchstabieren und hatte mit 3 Jahren einen wirklich unglaublichen Wortschatz und eine sehr gewählte Ausdrucksweise. Auch auswendig lernen gehört zu seinen Talenten, mit 3 Jahren konnte er ca. 50 Bilderbücher, Gedichte und Lieder wortgetrau auswendig aufsagen bzw. vorsingen. Ich war als Kind übrigens sehr ähnlich und bin getestet HB. Mit 3 Jahren udn 9 Monaten begann er dann, nach Gehör zu schreiben, und mit 4,6 Jahren konnte er sinnerfassend lesen (ohne dass es ihm je wer beigebracht hätte). Das, was mich aber noch viel mehr fasziniert hat, war das sekundenschnelle erfassen von Zusammenhängen.
Bei meinem älteren Sohn zeigt sich der Asperger Autismus praktisch ausschließlich in sozialen Situationen. Er schaut normal in die Augen, ist meist offen und fröhlich (manchmal überdreht), kommt mit Erwachsenen einwandfrei gut zurecht - hat aber deutliche Schwierigkeiten im sozialen Umgang mit Gleichaltrigen. Er hatte bis zu einem Alter von ca. 5 Jahren praktisch keine Wutanfälle. Dann erst begann er, "schwierig" zu werden, zu kreischen, wenn ihm was nicht passte, provokantes Verhalten zu zeigen, psychosomatisches einnässen und einkoten (nachdem er tagsüber schon komplett sauber war), bis hin zum verschmieren von Fäkalien an den Wänden

! Wir haben damals viel auf Geschwistereifersucht geschoben, schließlich drehte sich doch sehr viel um den (gehörlos geborenen, sehr "schwierigen") kleinen Bruder.
Die Autismus Diagnose bekam mein älterer Sohn ziemlich spät - im Alter von 7 1/2 Jahren. Ich wollte es lange auch nicht glauben, weil da sein jüngerer Bruder bereits diagnostizierter Autist war. Und der war eben so KOMPLETT anders: kaum Blickkontakt (blöd, wenn man nur in Gebärdensprache kommuniziert), Spezialinteresse für Zahlen und Mathe, Stereotypen (Kopfzucken), keinerlei Interesse an Kommunikation oder sozialen Kontakten - also so richtig klischeehaft!
Schreibabys waren meine Jungs übrigens beide nicht. (Natürlich haben sie auch mal gebrüllt, aber nicht in besonders auffälligem Ausmaß)
Wutanfälle hat mein älterer Sohn seit einem Alter von ca. 2 Jahren. Leider sind sie bisher nicht besser sondern immer nur schlechter geworden

. Dabei gab es schon Phasen, wo wir das Schlimmste überwunden glaubten. Aber im Moment ist pro Tag ein 45minütiger Wutanfall Minimum. Dauern kann so ein Anfall im Extremfall 90 Minuten, wenn er schon nach einer halben Stunde vorbei ist, atmen alle erleichtert auf (kann aber schon 10 Minuten später wieder losgehen).
Es wurde auch schon von einer Kinder-Neurologin ein Medikament (Risperidon) dagegen verschrieben, aber mein Mann und ich konnten uns noch nicht entscheiden, unserem 5jährigen so ein schweres, doch bewußtseinveränderndes Medikament zu verabreichen. Wenn er aber mit abgestimmten, autismusfreundlichem Verhalten und Homöopathie nicht besser wird, muss es vermutlich sein. Im Moment handeln wir uns von einem Tag zum anderen, in der Hoffnung, dass es irgendwie "von selbst" besser wird.
Was deinen Sohn betrifft ist er einfach noch zu jung, um fix was sagen zu können. Aber unabhängig davon, ob er HB, Asperger-Autist, beides oder nichts davon ist, könnt ihr erst mal abwarten und beobachten. Bei Wutanfällen habe ich bisher die beste Erfahrung damit gemacht, einfach beim Kind zu bleiben und abzuwarten, bis es vorbei ist. Also keine "Straf-"Auszeit allein in einem Zimmer, kein schimpfen wegen dem "unmöglichen" Verhalten, kein weggehen, aber auch kein trösten, beschwichtigen, diskutieren. Einfach da bleiben und abwarten.
Da dein Sohn ja auch altersmäßig in der Selbstständigkeitsphase (ist für mich passender als "Trotzalter") ist, kann durchaus sein, dass die Wutananälle in absehbarer Zeit seltener und schwächer werden. Ob und wann das der Fall sein wird, kann Dir niemand seriös sagen

.
Viele gute Tipps, die man auch bei Nicht-Autisten anwenden kann, habe ich im Buch "Einander verstehen lernen" von Angela Hallbauer und Claudio Castaneda gefunden. Vor allem bei meinem jüngeren Sohn, der ein sehr visueller Typ ist, hat visualisieren (z.B. Tagesplan an der Wand) viel Klarheit und Erleichterung gebracht.
Wegen "angemessen fördern und forden" brauchst Du Dir keine großen Gedanken machen. Kluge Kinder dieses Alters suchen sich selbst aus, was sie interessiert, und wenn man sie nicht ausdrücklich daran hindert, ihren momentanen Interessen nachzugehen, macht man schon alles richtig

. Wichtig ist nur, die eigenen Vorurteile, was ein Kind dieses Alters interessieren "sollte", abzulegen, und sich ganz darauf einzulassen, was das Kind selbst zeigt und will.
Alles Gute und wenn du noch Fragen hast - her damit

!
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)