charlotte12 hat geschrieben:Ich hingegen schaffe es immer wieder, mich in eine Pattsituation zu manövrieren - pro und contra wiegen ähnlich schwer, zu viele Unbekannte, je mehr und länger ich dann über eine Sache nachdenke, desto weniger kann ich mich entscheiden.
Ach, wie nett, dass es anderen auch so geht. Ich komme mir im Vergleich zu anderen oft furchtbar kompliziert vor. (Bzw bekomme auch entsprechende Rückmeldungen.)
Ich will auch immer von ALLEN Seiten beleuchten und nach Möglichkeit oft auch die "eierlegene Wollmilchsau" züchten.
Bin immer auf der Suche des Optimums, was ja nunmal leider eigentlich nicht realistisch ist.
Allerdings habe ich ganz gute Erfahrungen damit, am Ende meinem Bauchgefühl zu trauen. Also ich bin schon in der Lage, auch unübliche/unpopuläre Entscheidungen zu treffen und durchzuziehen/Meinungen zu äußern, aber eben nur, wenn ich es auf Kopfebene lang genug "hin- und herbewegt" habe und genug Wissen dazu gesammelt habe. Da bin ich dann aber auch überzeugt davon und bisher soweit ich mich erinnere auch zufrieden gewesen mit meinen oft nicht ganz "stromlinienförmigen" Entscheidungen.
Es macht es mich dann immer rasend, wenn mir dann jemand meine Kompetenz abspricht oder mich nicht ernst nimmt, wenn ich eine Meinung habe/eine Entscheidung treffe.
Denn WENN ich eine Meinung habe oder was entscheide, geht dem IMMER eine lange Phase der Informationsbeschaffung und des Abwägens voraus.
Andernfalls stehe ich dazu, keine Ahnung zu haben und tu auch nicht, als wüsste ichs besser.
Dadurch wirke ich in Foren erfahrungsgemäß offensichtlich immer a) furchtbar kompliziert (weil zu jedem Argument immer ein Gegenargument von mir kommt) und b) scheinbar oft unsicher/unschlüssig (weil ich eben immer beide Seiten analysiere, ohne allzuschnell einer Variante den Vorzug zu geben)
Zum Glück kann ich das inzwischen ganz gut überblicken und bin entsprechend "abgehärtet", was negative/wertende Kommentare betrifft.
(ich wurde - nicht hier - schon oft als beratungsresistent, unnötig kompliziert, unsicher und sogar voreingenommen etc bezeichnet. Voreingenommen, weil ich wie gesagt zu jedem Gegenargument wiederrum ein Gegenargument finde. Was aber nicht heißt, dass ich einfach nur meine Meinung unterstützt wissen will - die ich zu dem Zeitpunkt anders als unterstellt ja immer noch gar nicht habe! -, sondern einfach um wirklich jeden Aspekt noch zu vertiefen und näher zu beleuchten.)
In Foren nimmt man mich sehr oft als unsicher und wenig durchsetzungstark wahr - im echten Leben ist das Gegenteil der Fall.
(Da gelte ich als taff, selbstbewusst, direkt und von mir überzeugt. Die Wahrheit liegt natürlich mal wieder eher irgendwo in der Mitte.)
Dort "verstecke" ich die langen Prozesse im Vorfeld einer Entscheidung aber auch meistens.
Trotzdem oder gerade darum finde ich das Schreiben in Foren äußerst hilfreich, denn nirgends anders kann man das Hobby des "Zerdenkens" so schamlos ausleben und bekommt so ehrliche und oft wirklich hilfreiche Rückmeldungen aus ganz verschiedenen Blickwinkeln.
Im "echten Leben" versuche ich mich da wie gesagt möglichst zurückzuhalten und teile meine vielen Gedanken zu einem Thema eher selten mit anderen Menschen...
Meist scheinen andere damit überfordert. Im Sinne von "to much Input" und "du machst es unnötig kompliziert".
Darum noch mal ein Hoch auf die Möglichkeiten des Internets.