mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

hochbegabt oder ADS oder beides?
Meine3
Dauergast
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

Update:

Die KJP hält es nicht für nötig, in Richtung ASS weiter zu schauen. Das hat sie wörtlich so nicht gesagt, aber für mich schwang das sehr stark mit. Für sie steht fest, dass er ADHS hat und sie hat uns nochmal den Versuch von Medikamenten ans Herz gelegt, auch um eventuell darüber Aufschluss zu bekommen, ob er WIRKLICH ADHS hat, weil die Medis ja nicht wirken, wenn er kein ADHS hat (und was ist mit den Kindern MIT ADHS, bei denen die Medis nicht wirken??). Ich wäre zu einem Versuch bereit, bin aber nicht überzeugt, dass sie wirklich weiß, was sie da tut, wenn sie mit solchen Argumentationen kommt. Es ist ja nunmal hinlänglich bekannt, dass man oft auch das Präparat oder die Dosis oder was auch immer ändern muss, bis sich eine Wirkung einstellt. Wenn es also beim ersten Versuch nicht klappt, hat er kein ADHS? Da tue ich mir schwer mit. Dann hätte ja Rabaukenmamas Sohn auch kein ADHS :gruebel: ? Und soweit ich informiert bin, greifen die Medis nur bei etwa 60 Prozent der Kinder MIT ADHS. Ihre Aussagen kommen mir zunehmend nicht fundiert vor.

Mein Mann ist weiterhin recht voreingenommen gegenüber der Medis, ist Stand JETZT auch nicht mit einem Versuch einverstanden, hat sich aber bereit erklärt, sich mal zusammen mit mir von der KJP "aufklären" zu lassen. Immerhin.

Da ich ja nun auch schon einen Weg hinter mir habe mit meinem Sohn, habe ich aber bezüglich ASS nicht locker gelassen. Daraufhin meinte sie, dass sie schon nachvollziehen kann, was ich meine, aber seine Probleme wären eher im Störungsbild "sozial-emotionale Störung mit oppositionellem Verhalten" zu finden.

Ich habe jetzt nachgelesen. Das passt so gut wie garnicht:

"....Beispiele, die auf ein gestörtes Sozialverhalten hinweisen, sind ein extremes Maß an Streiten oder Tyrannisieren, Grausamkeiten gegenüber anderen Menschen oder Tieren, erhebliche Destruktivität gegenüber Eigentum sowie Stehlen oder Lügen. Auch Ungehorsam schwere Wutausbrüche, Schulschwänzen oder das Weglaufen von zu Hause sind mögliche Symptome...."

--er tyrannisiert und streitet auch nicht in einem extremen Maß, ist aber wohl sehr diskussionsfreudig und kann da auch hartnäckig sein. Keine Frage
--Grausamkeit gegenüber Menschen und Tieren - trifft überhaupt nicht zu. Eher das Gegenteil. Er ist ausgesprochen tierlieb und sehr lieb und fürsorglich gegenüber Tieren, macht sich Gedanken, ob eine Pflanzen Schmerzen hat, wenn sie zugeschnitten wird, ist auch noch niemals grausam gewesen. Auch ist er noch nie "grundlos" gewalttätig geworden ( er neigt schon dazu, wenn er zu seiner kleinen Schwester 10 mal gesagt hat, sie soll ihm nicht aufs Buch hauen, während er liest, dann auch mal zu schubsen und weil er dann zwischenzeitlich sehr wütend ist, kann das schubsen auch mal "zu energisch" ausfallen, aber das ist meiner Meinung nach nicht mit "Grausamkeit gegenüber Menschen" gleichzusetzen, sondern hat was damit zu tun, dass er seine eigene Kraft nicht gut einschätzen kann und eben impulsiv ist :gruebel: ). Wenn er dann jemandem weh tut (versehentlich! Das ist noch NIE absichtlich vorgekommen. Noch nie...), dann ist es ihm auch sehr unangenehm und er ist betroffen (sofern er MERKT, dass er jemandem weh getan hat).
--Erhebliche Destruktivität gegenüber Eigentum, sowie stehlen und lügen - trifft nicht zu. Er geht nicht immer pfleglich mit seinen Sachen um, aber destruktiv? Nein. Er hat leider neuerdings den Tick Löcher in Kleidung zu beißen und das finde ich durchaus "seltsam" aber dennoch lässt sich das nicht als erhebliche Destruktivität einordnen... Er sagt, er macht es, wenn er in Gedanken ist und mag den Geschmack von Stoff :oops:. Er hat noch nie gestohlen, im Gegensatz zu den Mädels, die das beide schonmal "ausprobiert" (und schnell wieder gelassen) haben. Lügen? Er lügt nicht, ist einer der aufrichtigsten Menschen, die ich kenne. Er lügt nicht mal um sich einen Vorteil zu verschaffen, obwohl er sonst schon oft auf seinen Vorteil bedacht ist. Passt einfach garnicht
--Ungehorsam - trifft bedingt zu. Er hält sich oft nicht an Regeln, er diskutiert auch oft, wenn er eine Aufgabe, Aufforderung oder Regel nicht gut findet, aber das würde ich eben eher einordnen in ADHS und HB. Regeln einzuhalten fallen Kindern mit ADHS ohnehin schwer, bzw. brauchen sie um ein vielfaches länger, diese zu verinnerlichen und dadurch, dass er eben sehr klug ist, diskutiert und argumentiert er eben gern und versucht uns so zu überzeugen...
-- schwere Wutausbrüche. Ja, die gab es schon. Aber nie unbegründet und SCHWERE Wutausbrüche kann ich auch noch an einer Hand abzählen. Es ist schon so, dass er schnell wütend wird und dann auch mit den Türen knallt oder rumschreit, aber wie gesagt, nicht unbegründet.
--Schule schwänzen oder weglaufen: ist auch kein Thema

Zudem wird beschrieben, dass diese Störung vor allem bei Kindern auftritt, wo auch maßgeblich in der Erziehung was schief läuft (zu wenig Aufmerksamkeit, Desinteresse der Eltern, Gewalttätigkeit, aggressive Erziehung...) Trifft bei uns überhaupt nicht zu. Nicht falsch verstehen, natürlich machen wir Fehler, natürlich platzt uns mal die Hutschnur, was kein Wunder ist. Unser Sohn ist nunmal eine "Aufgabe" für sich. Natürlich haben wir schon falsche Entscheidungen getroffen oder waren mal unfair (nicht absichtlich). Aber grundlegend läuft bei uns in der Erziehung nichts schief...

Sie meinte auf meine Nachfrage nach Autismus, sie habe eben den Eindruck, dass er sehr wohl "versteht", warum sein Verhalten andere stört, wenn man es ihm erklärt und sie habe den Eindruck, dass er nicht nicht verstehen KANN, sondern oft nicht verstehen will, weil es mit seinen Bedürfnissen kolidiert. Und diesen Eindruck hat sie, weil er es eben nachvollziehen kann, wenn man ihm die Gefühle des Gegenübers erklärt und darauf hinweist. Das ist für mich argumentativer Humbug. Das schließt doch Autismus nicht aus, oder sehe ich das falsch??

Ich denke, dass genau das typisch sein kann für ein kluges Kind am Rande des Spektrums. Ich muss ihm erklären, wie sich das Gegenüber fühlt, meinen anderen Kindern muss ich es nicht. Die MERKEN das, die können sich intuitiv in andere hinein versetzen. Meiner 4jährigen gelingt das altersbedingt noch nicht so gut wie der 6jährigen, aber definitiv ist mein Sohn da in einer ganz anderen Liga. Als ich meinte, ich als Mutter haben den Eindruck, dass er es wirklich nicht merkt oder eben intuitiv begreift, meinte sie, dass das an der Reizüberflutung, bedingt durch das ADHS liegt, dass sein Gehirn keine Prioritäten setzen kann und wenn zu viel los ist, nimmt er solche Dinge nicht wahr. Dass das schon stimmen würde, dass er die Bedürfnisse oder Gefühle nicht mitbekommt, sie also nicht absichtlich ignoriert, aber dass das eben auch durch ADHS erklärbar sei.

Ich bin echt genervt und frustriert. Ich denke, wir werden die Kurzzeittherapie bei ihr abschließen (sind ja ohnehin nur 12 Termine und 4 haben wir schon rum) und dann ein SPZ (wir haben in der Region zwei mit SEHR gutem Ruf in Punkto Diagnostik )aufsuchen :roll:. Mag ja sein, dass er wirklich nicht ins Spektrum fällt, aber DAS (sozial-emotionale Störung) hat er nicht. Und alles was ich über Autismus von "betroffenen Eltern" oder Betroffenen gehört und erzählt bekommen habe, passt viel besser zu dem Verhalten meines Sohnes als ihre Begründung.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

meine Erfahrung zeigt, dass SPZs sich mit feinen Störungsbildern nicht auskennen. Ich zweifele sehr stark an, dass sie mit einem sehr hoch begabten Aspergerkind überhaupt was vernünftiges anfangen können. Damit ASS ausgeschlossen wird, muss jemand Aspergerdiagnostik durchführen, der einen tiefen Verständnis sowohl von Autismus als auch von der Begabung und kompensatorischen Kapazitäten hat. Das was deine KJP sagt ist nicht wirklich glaubwürdig. Sie scheint die Aspergerproblematik gar nicht zu verstehen. Ein angepasstes kluges Aspergerkind kann mit einzelnen Personen sehr wohl produktiv zusammen arbeiten/spielen. Die Probleme treten vor allem in den Gruppen auf, weil man dort nicht mehr die Zeit hat, alles durchzudenken, sondern schnell reagieren muss und die Lage daher schnell entgleisen kann. Wenn man aber still und unsichtbar ist, kann selbst dieses Teil der Dynamik wegfallen, was die Probleme des Kindes nicht kleiner macht.

Die Argumentation mit MPH ist auch auf den Kopf gestellt. Auch wenn das Medikament wirkt, heißt es nicht, dass das Kind kein ASS hat. Ganz im Gegenteil, wenn die ADHS Problematik verschwindet, kommen die AS-Symptome in Vordergrund, was die Art der Störung dann deutlicher macht.

Protestverhalten gleich als Diagnose? Ich lege im Internet nicht die Hand ins Feuer, aber so wie du dein Kind und deine Familie beschreibst, glaube ich es einfach nicht, das es eine treffende Beschreibung der Probleme ist.

Wenn dein Sohn an den Ärmeln der Kleidung kaut, dient das Spannungs- und Stressabbau. Ich würde das gar nicht thematisieren, es ist viel besser als Nägel zu kauen oder die Haare zu zupfen...
Rabaukenmama
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Rabaukenmama »

Meine3 hat geschrieben: Sie meinte auf meine Nachfrage nach Autismus, sie habe eben den Eindruck, dass er sehr wohl "versteht", warum sein Verhalten andere stört, wenn man es ihm erklärt und sie habe den Eindruck, dass er nicht nicht verstehen KANN, sondern oft nicht verstehen will, weil es mit seinen Bedürfnissen kolidiert. Und diesen Eindruck hat sie, weil er es eben nachvollziehen kann, wenn man ihm die Gefühle des Gegenübers erklärt und darauf hinweist. Das ist für mich argumentativer Humbug. Das schließt doch Autismus nicht aus, oder sehe ich das falsch??

Ich denke, dass genau das typisch sein kann für ein kluges Kind am Rande des Spektrums. Ich muss ihm erklären, wie sich das Gegenüber fühlt, meinen anderen Kindern muss ich es nicht. Die MERKEN das, die können sich intuitiv in andere hinein versetzen.
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Genau so sehe ich es auch. Sehr gut erklärt ist das in Peter Vermeulens Buch "Autismus als Kontextblindheit" wo es hauptsächlich um hochfunktionale Autisten geht. Darin habe ich meinen Sohn oft 1:1 wiedergefunden. Und es kann nicht nur für ein kluges Kind AM RAND DES SPETRUMS typisch sein. Meine Jungs (der jüngere Sohn OHNE zusätzlicher ADHS) können beide mit entsprechender Erklärung Kontexte gut verstehen und beide sind nicht nur irgendwo "am Rand" sondern deutlich im autistischen Spektrum.

Zu deiner KJP fällt mir spontan ein Spruch von Paul Watzlawik ein: "Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat sieht in jedem Problem einen Nagel. Die Frau mag eine gute Diagnostikerin für ADHS sein, aber von Autismus hat sie offensichtlich keine Ahnung. Generell beobachte ich aber, dass es sehr wenige KJPs gibt, die sich bei beiden Störungen gut auskennen, und noch weniger, die eine Ahnung haben, wie sich diese Störungen in Kombi mit Hochbegabung nach außen zeigen. Mein älterer Sohn hat zuerst seine ASS-Diagnose bekommen, obwohl meiner Meinung nach sein ADHS viel auffälliger ist. Grund: die Psychologin kannte sich mit ADHS nicht aus und hat einfach alles Auffällige auf den Autismus geschoben. Genau umgekehrt wie bei dir und deinem Sohn.

Jetzt haben wir endlich seit gut 2 Jahren einen KJP gefunden, der sich bei beiden Störungen gut auskennt, aber die Kombi mit Hochbegabung ist auch für ihn Neuland.
Meine3 hat geschrieben: Ich bin echt genervt und frustriert. Ich denke, wir werden die Kurzzeittherapie bei ihr abschließen (sind ja ohnehin nur 12 Termine und 4 haben wir schon rum) und dann ein SPZ (wir haben in der Region zwei mit SEHR gutem Ruf in Punkto Diagnostik )aufsuchen :roll:. Mag ja sein, dass er wirklich nicht ins Spektrum fällt, aber DAS (sozial-emotionale Störung) hat er nicht. Und alles was ich über Autismus von "betroffenen Eltern" oder Betroffenen gehört und erzählt bekommen habe, passt viel besser zu dem Verhalten meines Sohnes als ihre Begründung.
Was deinen Plan betrifft, zur weiteren Abklärung ein SPZ aufzusuchen: ich bin da eher bei Katze. Im SPZ arbeiten "Generalisten", die es von Blähungen über Intelligenzminderung bis zu Schiziphrenie oder Vernachlässigung mit allem möglichen zu tun haben. Daher ist ihr Wissen meistens breit gestreut, aber gerade bei nicht klar erkennbaren Störungen einfach oft zu rudimentär. Wenn dein SPZ einen sehr guten Ruf hat, dann kann das natürlich auch anders sein. Aber um eine seltene Augenerkrankung diagnostizieren zu lassen würde ich trotzdem eher zu einem guten Augenarzt oder in eine Augenambulanz gehen als zu einem sehr guten Allgemeinmediziner. Und in Deutschland gibt es viele Autismus-Kompetenzzentren mit Spezialisten auf dem Gebiet, denen Auffälligkeiten nicht entgehen, die auch ein guter SPZ-Arzt schlichtweg mangels Wissen und Erfahrung gar nicht bemerkt.


Kurz noch zur Medikation: für mich sind so Aussagen, dass Ritalin nur dann wirkt, wenn das Kind "wirklich" ADHS hat, schlichtweg Quatsch. Tatsächlich ist über die Wirkungsweise weniger bekannt als zugegeben wird. Ich bin bei Kindern mit Leidensdruck für ernsthafte, gut überwachte Mediktionsversuche, weil ich einige Familien kenne, denen es wirklich sehr geholfen hat. Aber um festzustellen, ob das Kind "wirklich" eine Störung hat, würde ich niemals einen Medikationsversuch machen. Wie du richtig schreibst hätte mein Sohn demnach kein ADHS, ich bin aber von der Richtigkeit dieser Diagnose restlos überzeugt. Aber auch wenn ein Kind gut auf Ritalin anspricht ist das nicht der automatische Beweis für die ADHS. Vor allem muss man das passende Präparat UND die passende Dosierung erst mal durch Versuch und Irrtum rausfinden.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Rabaukenmama
Dauergast
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Rabaukenmama »

Nachtrag: Autismus zeigt sich durchaus AUCH in den Dingrn, die du unter "sozial-emtionaler Störung" gefunden hast, aber eben nicht nur. So sehe ich es auch als soziale Störung, dass es mein Sohn in größeren Kindergruppen nur für eine begrenzte Zeit "aushält". Dann ist er sozial so überfordert, dass er seinen Frust über ein Ventil loswerden muss. Dieses Ventil kann ein Wutanfall sein, aber auch der totale geistige "Rückzug" in die eigene Phantasiewelt.

Mein Sohn "behandelt" sich in solchen Stesssituationen selbst mit einer Art "Zeichentherapie". Damit kann er sein inneres Gleichgewicht oft wieder herstellen. Leider sehen manche Lehrer das nicht gern, obwohl sie natürlich auch nicht wollen, dass mein Sohn in ihrem Unterricht "auszuckt". Sein Leidendruck ist ihnrn genauso wenig bewusst;wie das sie das Zeichnen als bei Bedarf angewandte, therapeutische Maßnahme sehen können.

Mein Sohn ist kein aggressives, zerstörerisches , bewusst "herausforderndes" Kind. Aber er hat sehr wohl massive Probleme mit der Emotionskontrolle. Diese kommen zwar großteils aus der ADHS-Ecke, werden aber durch die autistische Kontextblindheit nochmal verstärkt. Sprich: mein Sohn braucht gar nicht provoziert zu werden, um sich provoziert zu fühlen. Umgekehrt erkennt er manchmal offensichtliche Provokationen nicht. In der Theorie verfügt er über weit über seinem Alter liegende soziale Fähigkeiten. Bei fiktiven Beispielen gibt er immer emotional sehr reife, gut durchdachte Antworten. Im echten Leben schafft er das nicht, weil er eben den Kontext ganz normaler Alltagssituationen oft nicht erkennt.

Das zeigt sich unter anderem darin, dass mein Sohn sehr unangemessen rumbrüllt, wenn eine Kleinigkeit anders läuft, als er das erwartet hat. Auch sowas sind sozial-emotionale Störungen.

Leider glaubt man gerade bei Autismus oft, dass es auffälligeres Kind deutlicher im Spektrum sein muss, als ein weniger auffälliges. Daher bekommen die Kinder mit den auffälligeren sozialen Störungen (eben Gewalttätigkeit, Tierquälerei, absichtliche Provokationen, Diebstahl, Lügen, etc.) auch viel leichter eine Diagnose, und somit auch Hilfen, als diejenigen, die genauso oder mehr leiden, sich selbst aber mit Tagträumen oder Zeichnen "therapieren". Nicht die Handlungen "sind" der Autismus, sondern das, was zu den Handlungen bewegt. Die Handlungen sind nur die Strategien, mit dem eigenen Anders-sein umzugehen.
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Katze_keine_Ahnung
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

Ich habe langsam das Gefühl, dass das Thema Hochbegabung in Bezug auf Verhalten der Kinder nur von Menschen verstanden wird, die ihrerseits auch begabt sind. Ich habe schon so oft erklärt, was bei meinen Kindern geht und nicht geht: man hört zu, nur wenn man sich damit auch identifizieren kann. Ansonten geht es rechts rein und links wieder raus. Die KJP von Meiner 3 kann sich gar nicht vorstellen, was der IQ Wert im Bereich von 150 heißt (auch wenn es ein Teilwert ist). Somit kann sie nicht den Weg nachverfolgen, wie tief der kompensatorische Potential dieses Kindes ist. Während andere im Sandkasten mit Gesten und Grinsen kommuniziert haben, hat er die Handlungen schon nach der Sprache der begleitenden Erwachsenen sortiert. Ich bin mir auch sicher, dass bei dem Kombi außer Sprache noch exzellente Logik dahinter steckt. Diese zwei Wege helfen den Kindern zurecht zu kommen, aber sie lösen nicht das zu Grunde liegende Problem.
Meine3
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:@Meine3

meine Erfahrung zeigt, dass SPZs sich mit feinen Störungsbildern nicht auskennen. Ich zweifele sehr stark an, dass sie mit einem sehr hoch begabten Aspergerkind überhaupt was vernünftiges anfangen können. Damit ASS ausgeschlossen wird, muss jemand Aspergerdiagnostik durchführen, der einen tiefen Verständnis sowohl von Autismus als auch von der Begabung und kompensatorischen Kapazitäten hat. Das was deine KJP sagt ist nicht wirklich glaubwürdig. Sie scheint die Aspergerproblematik gar nicht zu verstehen. Ein angepasstes kluges Aspergerkind kann mit einzelnen Personen sehr wohl produktiv zusammen arbeiten/spielen. Die Probleme treten vor allem in den Gruppen auf, weil man dort nicht mehr die Zeit hat, alles durchzudenken, sondern schnell reagieren muss und die Lage daher schnell entgleisen kann. Wenn man aber still und unsichtbar ist, kann selbst dieses Teil der Dynamik wegfallen, was die Probleme des Kindes nicht kleiner macht.

Die Argumentation mit MPH ist auch auf den Kopf gestellt. Auch wenn das Medikament wirkt, heißt es nicht, dass das Kind kein ASS hat. Ganz im Gegenteil, wenn die ADHS Problematik verschwindet, kommen die AS-Symptome in Vordergrund, was die Art der Störung dann deutlicher macht.

Protestverhalten gleich als Diagnose? Ich lege im Internet nicht die Hand ins Feuer, aber so wie du dein Kind und deine Familie beschreibst, glaube ich es einfach nicht, das es eine treffende Beschreibung der Probleme ist.

Wenn dein Sohn an den Ärmeln der Kleidung kaut, dient das Spannungs- und Stressabbau. Ich würde das gar nicht thematisieren, es ist viel besser als Nägel zu kauen oder die Haare zu zupfen...
Danke für deine Einschätzung. Mit dem SPZ bin ich mir auch noch nicht so sicher. Aber wenn ich in ein Diagnose-Zentrum für Autismus gehe, dann sehen sie doch in jedem Fall den Autismus, weil sie überall Autismus sehen.

Als ich eine Spange bekommen habe als Teenager, habe ich plötzlich überall andere Teenager mit Zahnspange gesehen. Als ich schwanger war, sah ich plötzlich haufenweise Schwangere, viel mehr als vorher. Du verstehst, was ich meine? Das war der Grund, warum wir zu einer KJP gegangen sind. Ja, es ist richtig, dass sowohl KJP's als auch SPZ's zu wenig spezialisiert sind Autismus zu erkennen, wenn das Kind gleichzeitig begabt ist und eventuell noch Komorbiditäten aufweist wie ADHS und dergleichen, aber Spezialisten wiederum sehen oft NUR ihr Störungsbild, alles andere aber nicht....

Schwierig.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

Rabaukenmama hat geschrieben:Nachtrag: Autismus zeigt sich durchaus AUCH in den Dingrn, die du unter "sozial-emtionaler Störung" gefunden hast, aber eben nicht nur. So sehe ich es auch als soziale Störung, dass es mein Sohn in größeren Kindergruppen nur für eine begrenzte Zeit "aushält". Dann ist er sozial so überfordert, dass er seinen Frust über ein Ventil loswerden muss. Dieses Ventil kann ein Wutanfall sein, aber auch der totale geistige "Rückzug" in die eigene Phantasiewelt.

Mein Sohn "behandelt" sich in solchen Stesssituationen selbst mit einer Art "Zeichentherapie". Damit kann er sein inneres Gleichgewicht oft wieder herstellen. Leider sehen manche Lehrer das nicht gern, obwohl sie natürlich auch nicht wollen, dass mein Sohn in ihrem Unterricht "auszuckt". Sein Leidendruck ist ihnrn genauso wenig bewusst;wie das sie das Zeichnen als bei Bedarf angewandte, therapeutische Maßnahme sehen können.

Mein Sohn ist kein aggressives, zerstörerisches , bewusst "herausforderndes" Kind. Aber er hat sehr wohl massive Probleme mit der Emotionskontrolle. Diese kommen zwar großteils aus der ADHS-Ecke, werden aber durch die autistische Kontextblindheit nochmal verstärkt. Sprich: mein Sohn braucht gar nicht provoziert zu werden, um sich provoziert zu fühlen. Umgekehrt erkennt er manchmal offensichtliche Provokationen nicht. In der Theorie verfügt er über weit über seinem Alter liegende soziale Fähigkeiten. Bei fiktiven Beispielen gibt er immer emotional sehr reife, gut durchdachte Antworten. Im echten Leben schafft er das nicht, weil er eben den Kontext ganz normaler Alltagssituationen oft nicht erkennt.

Das zeigt sich unter anderem darin, dass mein Sohn sehr unangemessen rumbrüllt, wenn eine Kleinigkeit anders läuft, als er das erwartet hat. Auch sowas sind sozial-emotionale Störungen.

Leider glaubt man gerade bei Autismus oft, dass es auffälligeres Kind deutlicher im Spektrum sein muss, als ein weniger auffälliges. Daher bekommen die Kinder mit den auffälligeren sozialen Störungen (eben Gewalttätigkeit, Tierquälerei, absichtliche Provokationen, Diebstahl, Lügen, etc.) auch viel leichter eine Diagnose, und somit auch Hilfen, als diejenigen, die genauso oder mehr leiden, sich selbst aber mit Tagträumen oder Zeichnen "therapieren". Nicht die Handlungen "sind" der Autismus, sondern das, was zu den Handlungen bewegt. Die Handlungen sind nur die Strategien, mit dem eigenen Anders-sein umzugehen.

Gemäß ICD10-Code ist eine soziale Störung ein eigenes Störungsbild mit verschiedenen Ausprägungen. Keine passt aber zu meinem Sohn. Natürlich haben Kinder mit Autismus "Störungen im sozialen Bereich", aber das ist nicht gleichzusetzen mit dem Störungsbild "soziale Störung". Viele Störungsbilder überschneiden sich an gewissen Stellen, so auch ADHS und ASS...

Nichts desto trotz passt das reine Störungsbild soziale Störung (egal welchen ICD10-Code ich da nehme) auf meinen Sohn nicht. Auch nicht auf deinen....

Und du hast natürlich recht, dass was von außen wahrgenommen wird als "am Rande" oder "stark" muss nichts damit zu tun haben, wie sich der Betroffene tatsächlich fühlt. Das war von mir unglücklich ausgedrückt und ich verstehe, dass das was in dir auslöst. Sorry.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

Katze_keine_Ahnung hat geschrieben:Ich habe langsam das Gefühl, dass das Thema Hochbegabung in Bezug auf Verhalten der Kinder nur von Menschen verstanden wird, die ihrerseits auch begabt sind. Ich habe schon so oft erklärt, was bei meinen Kindern geht und nicht geht: man hört zu, nur wenn man sich damit auch identifizieren kann. Ansonten geht es rechts rein und links wieder raus. Die KJP von Meiner 3 kann sich gar nicht vorstellen, was der IQ Wert im Bereich von 150 heißt (auch wenn es ein Teilwert ist). Somit kann sie nicht den Weg nachverfolgen, wie tief der kompensatorische Potential dieses Kindes ist. Während andere im Sandkasten mit Gesten und Grinsen kommuniziert haben, hat er die Handlungen schon nach der Sprache der begleitenden Erwachsenen sortiert. Ich bin mir auch sicher, dass bei dem Kombi außer Sprache noch exzellente Logik dahinter steckt. Diese zwei Wege helfen den Kindern zurecht zu kommen, aber sie lösen nicht das zu Grunde liegende Problem.

Dieses Gefühl drängt sich mir auch mehr und mehr auf. WIr haben jetzt schon so viele Fehleinschätzungen und mögliche Diagnosen (akute Anpassungsstörung mit Teilhochbegabung, aber kein ADHS vs. Hochbegabung aber auf keinen Fall ADHS vs. ADHS, aber keine Hochbegabung und dazu eine soziale Störung), dass uns langsam die Puste ausgeht, weil nichts von dem wirklich passt. Ich möchte einfach mal jemand treffen, der kompetent genug ist und GENAU hinsieht und alles in Betracht zieht und nicht nur auf "SEIN" Spezialgebiet schaut. Ich wünsche mir, dass wir als Eltern ernst genommen und unsere Einschätzung über unseren Sohn ernst genommen wird. Natürlich ist man als Mutter subjektiv, aber da ich dieses Kind am besten kenne, bin ich doch die Expertin für mein Kind. Sollten dass sich die Fachleute nicht zu nutzen machen? Wenn Sohnemann nicht so ein hohes Potenzial an Kompensation hätte, wäre es sicherlich leichter herauszufinden, was ihm fehlt. Deswegen sehe ich die Hochbegabung derzeit überhaupt nicht als "Gabe".
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Meine3
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Meine3 »

@all:

vielleicht war das ein Fehler, aber ich habe der KJP jetzt eine Email geschrieben und mich gegen die "soziale Störung" als Diagnose gewehrt. Ich kann das so nicht hinnehmen. Da wehrt sich alles in mir.
Es kann sein, dass nicht alles wahr ist, was ein Mensch dafür hält, denn er kann irren, aber in allem, was er sagt, muss er wahrhaftig sein.
Katze_keine_Ahnung
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Re: mein Sohn hat ADHS, nun offiziell...

Beitrag von Katze_keine_Ahnung »

@Meine3

Ich schätze, dass der ATZ dich sofort nach Hause schickt, wenn sie in deinem Kind keinen ihrer Kinder erkennen. Abgesehen davon ist Autismus in D. keine Diagnose, die gern gestellt wird. Im Gegensatz zu ADHS bringt sie einige soziale Leistungen wie Anspruch auf die Integrationshilfe mit sich.
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