Diskussionsthema Schule

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
Maca
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Maca »

@Rabaukenmama,

Ich habe immer das Gefühl ,daß es in der Kommunikation zwischen Eltern und Schule einen großen Süd- Nordunterschied gibt. 8-)
Während im eher leistungsorientierten Süden ,Eltern im Zweifelsfall mit Forderungen gegenüber der Schule zurückhaltend sind,um dem Kind keine zukünftigen Nachteile zu bereiten,
beobachte ich bei uns, seit meine Kinder zur Schule gehen,daß Eltern wegen JEDER KLEINIGKEIT Kontakt zu den Lehrern aufnehmen. Und dabei sind sie auch oft unhöflich und sehr fordernd.
Wenn ein Lehrer ihren,manchmal auch kognitiv leicht eingeschränkten und vor allem unmotivierten Kindern,Lehrstoff nicht vermitteln kann,ist DER LEHRER UND DIE SCHULE schuld. Wenn ihre unzufriedenen ,aggressiven Kinder andere malträtieren,ist Unterforderung schuld.
Sehr fordernde,engagierte Elternhäuser 'holen das beste für ihre Kinder raus'.
Ich bin durchaus für gemeinsames Lernen.
Es gibt für mich nur eine Minimalvorraussetzung,
die Neugierde und Bereitschaft der Kinder.
Die fehlt zum Teil komplett,und immer sind die anderen schuld.

Das doofe daran ist aber auch,das die dominanten,nervigen Eltern dazu beitragen,daß Lehrer sich irgendwann verschließen.Ausbaden müssen es die Kinder,der überlegteren,zurückhaltenden Eltern,die sich erst trauen Forderungen zu stellen,wenn ihre Kinder wirklich leiden. Denn irgendwann werden Eltern einfach generell nicht mehr ernstgenommen.
Und in einer Schulklasse mit 30 Kindern ,gibt es meist 1 bis 2 emotional Entwicklungsverzögerte,die dann alle Zeit und Aufmerksamkeit beanspruchen.

Das still vor sich leidende Opfer kann ( und will ) keiner wahrnehmen.

Trotzdem werde ich mich bei Problemen,die mir ehrlich wichtig sind immer an die Schule wenden,auch wenn es nichts bringt,
Schon aus Prinzip! :D
orangenminze
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von orangenminze »

@Maca...da musste ich kurz schmunzeln... das mit dem Nord-/Südunterschied ist mir auch schon aufgefallen. Zwar nicht in der Schule, aber im Kindergarten. Habe selbst in Norddeutschland in einem von einem Elternverein organisierten Kiga gearbeitet und es wurde auf jedem Elternabend viel und ausgiebig und alles diskutiert. Jetzt geht Sohnemann in einen von einem Elternverein organisierten Kiga in Süddeutschland und diskutiert wird auf den Elternabenden: gar nichts. Ich frage mich immer, wie in diesem Verein Entscheidungen getroffen werden...irgendwie passiert es, aber ich bekomme es nicht mit. Meine Art Dinge und Fragen offen anzusprechen, löst auf Elternabenden immer Unbehagen und noch beharrlicheres Schweigen aus. Tja, da habe ich den richtigen Ton für die Musik wahrscheinlich noch nicht getroffen.
lg orangenminze
Rabaukenmama
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

Hallo Maca und Orangenminze,

die regionalen Unterschiede (innerhalb Österreichs oder Deutschlands) im Eltern-Verhalten kenne ich nicht gut. Ich lebe in Wien und habe nicht viel Einblicke wie es z.B. in Tirol aussieht. Ich erinnere mich aber dass in meiner Hauptschulzeit (reine Mädchenhautpschule im ländlichen Raum) mal einige junge Leute, die eine Lehrer-Ausbildung in Wien gemacht haben, praktiziert haben. Die haben behauptet so eine interessierte und disziplinierte Klasse wie unsere noch überhaupt nie erlebt zu haben. In Wien sei das "ganz anders". Keine Ahnung ob das heute noch so ist.

Aber nach meiner Beobachtung gibt es hier beides nebeneinander: Eltern, für die ausschließlich andere "schuld" sind wenn die eigenen Kinder nichts lernen können/wollen oder sich auffällig verhalten; ebenso wie Eltern, die sich auch bei sehr belastenden Situationen nichts sagen trauen weil sie sonst Nachteile für die eigenen Kinder befürchten.

Ich selbst zähle mich zu keiner dieser Extrem-Gruppen. Aber ich bin der (vielleicht unverfrorenen) Ansicht dass ein Lehrer grundsätzlich die Anliegen der Eltern zumindest anzuhören hat um dann zu entscheiden, wie ernst er sie nimmt und ob sich daraus für ihn Handlungsbedarf ergibt oder nicht. Und das unabhängig davon, wie viele Eltern sich wegen Kleinigkeiten aufregen oder die Lehrperson gar für Probleme, die eigentlich nur ihren Kindern "gehören" verantwortlich machen. Ich erwarte auch von einem Arzt, ordentlich untersucht und bestmöglich behandelt zu werden, wenn ich mich mit einem Anliegen an ihn wende - unabhängig davon, wie viele Simulanten in seine Praxis kommen ;) .
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Momo
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Momo »

Zum Thema Schule und lernen, möchte ich Euch kurz ein paar neue Gedanken und Erfahrungen mitteilen. Gut ist ja, wenn man das ganze Thema mal wieder am eigenen Leib erfährt- für die Meisten von uns liegt die Schulzeit ja schon gefühlte Lichtjahre weit zurück ;)

Wie ich ja schon an anderer Stelle geschrieben habe, nehme ich seit einiger Zeit Klavierunterricht. Dieses Instrument wollte ich schon immer gerne spielen können und weil meine Tochter mit der Lehrerin nicht klar kam, habe ich einfach ihren Unterricht genommen. Da ich absolute Anfängerin war, musste ich natürlich mit furchtbar langweiligen Übungen beginnen. Auch die ersten Lieder waren schrecklich langweilig und ich hatte keine Lust zum Üben. Ich musste mich jedes mal überwinden und kam somit auch nicht wirklich weiter. Irgendwann hatte ich genug davon und habe mir aus dem Internet die Noten von dem Stück organisiert, welches ich unbedingt spielen können wollte- "Comptine dùn autre ete", das wunderschöne Klavierstück aus dem Film "Die fabelhafte Welt der Amelie", vielleicht kennt Ihr dieses Stück? Zugegebener Maßen kein Klavierstück für Anfänger, doch das war mir egal. Mit diesen Noten bewaffnet sauste ich fröhlich und motiviert zur nächsten Klavierstunde, hielt meiner Lehrerin die Blätter unter die Nase mit den Worten "Das will ich spielen!". Tja, Ihr könnt Euch bestimmt vorstellen, wie meine Lehrerin geschaut hat, ich konnte ja gerade mal "Hänschen klein" einigermaßen flüssig spielen :lol: Doch ich bestand darauf und somit legten wir Stück für Stück los. Und wisst Ihr was? Ich kann es nun kaum erwarten, zu üben. Ich beiße mich richtig fest, übe Takt für Takt und freue mich riesig über die Fortschritte. Meine Finger scheinen mittlerweile alles ganz von alleine zu spielen, ich brauche die Noten kaum mehr. Bei der letzen Klavierstunde war meine Lehrerin völlig baff. Wie konnte das sein? Ganz einfach- jetzt bin ich motiviert! Ich mache etwas auch eigenem Antrieb und Freude am Tun. Und plötzlich geht es mir ganz leicht "von der Hand", im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich freue mich sehr über diese Erfahrung und wollte diese einfach mit Euch teilen. Im Hinblick auf unsere Kinder und ihre Schule sollten wir uns dies wirklich vor Augen führen, viele Schwierigkeiten würden sich sicherlich in Luft auflösen!

Ganz liebe Grüße
von Momo

Wenn es Euch interessiert- hier könnt Ihr Euch das wundervolle Stück anhören- genießt es: https://www.youtube.com/watch?v=H2-1u8xvk54
Ps: Das bin nicht ich, die da spielt :lol:
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Linasina
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Linasina »

Hallo Momo, die Filmmusik der Amalie ist wirklich toll und sehr anspruchsvoll. Ich freue mich sehr für Dich dass du dieses Lied spielen kannst. Manche Stücke werden auch auf dem Akkordeon gespielt. Ich höre mir diese Musik auch sehr gerne an.
Lg
Rabaukenmama
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Rabaukenmama »

@Momo: ich glaube zu wissen was du uns mit deinem Klavier-Beispiel sagen willst. Aber im Unterschied zu Dir gehen Schüler ja nicht in die Schule weil sie sich aus freien Stücken dafür entschieden haben und der Lehrer kann nur in Ausnahmefällen auf spezielle Lern-Wünsche seiner Schüler eingehen.

Ich nehme selbst Gitarreunterricht und habe auch einen Privatlehrer. Da ist es einfach, mit einem Stück in der Hand zu kommen und zu sagen "Das möchte ich spielen können" und dann erarbeitet er es gemeinsam mit mir.

Klar kann ein Kind zum Lehrer sagen: "Ich würde gerne alles über die französische Revolution lernen. Bitte bring es mir bei, weil das interessiert mich so sehr". Aber in unserem jetztigen Schulsystem wird es auch einem sehr motivierten Lehrer allein aus Zeit- und Kapazitätsgründen nicht gelingen, solchen Wünschen gerecht zu werden. Es ist nun mal nicht dieselbe 1:1 Aufteilung wie bei einem (bezahlten) Musiklehrer sondern es sind noch 27 andere Kinder in der Klasse mit unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen.

Das, was mich als Kind interessiert hat, habe ich mir immer selbst beigebracht und erarbeitet, da brauchte ich weder Schule noch Lehrer dazu. Das, was in der Schule verlangt wurde hat mich mehr oder weniger interessiert und der Lehrer hatte zwar einen Anteil an meiner Motivation, aber der war nicht ausschlaggebend. So hatte ich z.B. eine gute, motivierende Turnlehrerin, die mich schätzte, war aber trotzdem eine mieserable Turnerin und wurde in der Turnstunde immer ausgelacht. Ein Personal Trainer hätte vielleicht auch in Sachen turnen das Beste aus mir herausholen können, eine Turnlehrerin für 32 Schüler konnte aber nicht meinetwegen ein eigenes Turn-Programm erstellen.

Daher lässt sich mMn selbst motivertes lernen und über von Erwachsenen nicht mit Schule vergleichen. Klar ist Motivation extrem wichtig, die Kinder müssen aber auch dann durch die Schule, wenn keine Motivation (mehr) vorhanden ist und können nicht - wie wir Erwachsene - einfach anrufen und sagen "Ich habe das Interesse verloren, sie brauchen mich in Zukunft nicht mehr unterrichten. Sollte ich wieder wollen melde ich mich bei Ihnen, dann machen wir neue Termine!".
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Momo
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Momo »

Liebe Rabaukenmama,
genau das ist der Punkt, warum ich unser bestehendes Schulsystem so kritisiere und der Meinung bin, dass sich unbedingt etwas ändern muss! Es gibt diese Möglichkeiten, selbstbestimmt(er) zu lernen! Natürlich müssten die Lehrer anders ausgebildet werden. Doch es würde Wege und Lösungen geben. Denn nicht nur viele Schüler leiden sehr unter dem bestehenden Schulsystem, sondern auch die Lehrer. Hochmotivierten Lehrern sind die Hände gebunden, auch sie müssen sich in das System einfügen. Und das Argument der Politiker, dass für den Ausbau oder die Änderung der Schulen kein Geld vorhanden ist, ist sehr kurz gedacht. Denn die enormen Kosten, bedingt durch die enormen psychischen und körperlichen Erkrankungen, die durch den Stress in der Schule ausgelöst werden, werden nicht gesehen und berücksichtigt (Stichwort "Therapie", ADHS") ! Ein Umdenken muss natürlich stattfinden und da die Politiker und Entscheider dazu nicht in der Lage zu sein scheinen, müssen wir uns als Eltern engagieren! Z.B. indem wir darüber sprechen, andere Eltern aufmerksam machen und natürlich eine Schule für unsere Kinder suchen, die den vorgegebenen Stoff anders vermittelt. In meiner derzeitigen Favoritenschule gibt es z.B. auch einen vorgegebenen Schulstoff, den der Berliner Rahmenplan vorgibt. Doch den Zeitpunkt der Aneignung kann sich das Kind selbst wählen (innerhalb eines Schuljahres). Und wenn das Kind möchte, kann es auch vorarbeiten, ganz selbstverständlich und ohne groß Aufhebens darum zu machen. Oder es kann Themen wiederholen. Auch können sich die Kinder untereinander vieles beibringen, was viele Vorteile hat, das Wissen wird gefestigt, die soziale Kompetenz wird geschult. Das eigenständige Lernen wird von Anfang an gelernt und die Motivation wird nicht zerstört. Ich war beim Tag der offenen Tür in dieser Schule. 10 jährige und jüngere Kinder haben uns durch die Räume geführt und haben uns mit leuchtenden Augen von ihrem Schulalltag erzählt. Die Kinder dürfen sich nicht nur ihre Themen frei wählen, sondern sie dürfen sich beim Lernen auch frei bewegen. Sie können z.B. auch im Garten lernen, wenn sie wollen. Ich verstehe es nicht, jedes andere Unternehmen, welches seine Kunden so behandeln würde wie die Eltern und Schüler behandelt werden, wäre längst weg vom Fenster. Ich habe zu diesem Thema ganz frisch ein tolles Buch von Jesper Juul gelesen mit dem Titel "Wollen wir wirklich starke und gesunde Kinder?" Jesper Juul sagt sehr treffend "vor einigen Jahrzehnten wurden die Schüler bestraft, heute werden sie zur Therapie geschickt!" Es ist doch so offensichtlich, dass vieles unbedingt modernisiert werden muss im Schulsystem, warum lassen wir Eltern uns eigentlich so viel gefallen??? Die Kinder haben keine Chance, sie werden gezwungen, zur Schule zu gehen (in Deutschland)! Wir Erwachsenen sind verantwortlich für das Leid vieler Schüler!

Momo
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Maca
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Maca »

Hallo Momo,

Ich würde mir auch sehnlichst ein vollkommen anderes Schulsystem wünschen,bin mir aber zeitweise nicht sicher,ob der Mensch von Natur aus wirklich neugierig,lernwillig,mit Eigeninitiative und Kreativität beglückt ist, oder ob das Schulsystem einfach nur auf die natürliche ´ Trägheit ´ des Menschen reagiert.
Wenn ich beim Babyturnen früher so in die Runde schaute ,machte die eine Hälfte der Kleinen auf mich einen, an allem interessierten ,offenen Eindruck,die andere Hälfte wollte lediglich bespaßt werden und sich möglichst nicht zu weit von Trinkfkasche und Dinkelkekstüte entfernen.
Neue Begrüssungslieder wurden maulend abgelehnt,es sollte immer das ´ vom letzten Mal ´ sein.
Neuartige Bwewegungslandschaften wurden ebenfalls argwöhnisch betrachtet und mit Dauerquengeln kommentiert.
Als Folge blieb die erste Hälfte dem Kinderturnen irgendwann fern und die anderen erfreuten sich an routinierter Gleichförmigkeit.
Ich denke nur ,daß die meisten hier im Forum sich in Kreisen bewegen ,die halt doch nicht das ´ gros´ der Masse und deren Bedürfnisse widerspiegeln.
Du als kreativer Mensch ,liebe Momo,hast doch einen ganz anderen Blick auf die Bedürfnisse von Kindern als beispielsweise
euer Steuerberater (na der im besten Fall noch eher ) oder die Angestellte im Postamt.
Schlaue Kinder sind eher selten. Schule ist ein notwendiges Übel,daß allen gerecht werden muß!

Aber es gibt tolle Schulen,ich drücke euch die Daumen ,daß ihr eine passende findet.

Aber ob die staatlichen Schulen für die Mehrheit der Kinder nicht vielleicht doch das kleinste aller Übel sind,vermag ich nicht zu sagen.

Ich bin sehr dankbar über den neugierigen,wachen und äußerst kritischen Geist meiner Tochter,ich bemerke aber auch ,daß sie manchmal traurig ist,weil sie das,was sie bewegt,kaum mit Gleichaltrigen teilen kann.
Viele Kinder stellen kaum noch Fragen und sind eh viel zu ungeduldig ,um auf Antworten zu warten.

Ich weiß aber nicht,ob es anders wäre ,wenn diese Kinder in einem Schulsystem verweilten,welches das Fragen genauso wertschätzte ,wie die Problemlösungen.


lg Maca
Momo
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Momo »

Maca hat geschrieben:
Ich würde mir auch sehnlichst ein vollkommen anderes Schulsystem wünschen,bin mir aber zeitweise nicht sicher,ob der Mensch von Natur aus wirklich neugierig,lernwillig,mit Eigeninitiative und Kreativität beglückt ist, oder ob das Schulsystem einfach nur auf die natürliche ´ Trägheit ´ des Menschen reagiert.
Auf diese Frage antworte ich mit einem lauten und deutlichen JA!!! Natürlich sind alle Kinder und Menschen von Natur aus neugierig und lernwillig!!! Bei Deinem Beispiel geht es meiner Meinung nach um eine andere Sache- Kinder mögen auf der anderen Seite auch gerne Rituale. Wenn sie ein Begrüßungslied lieb gewonnen haben und sie es vielleicht gerade mitsingen können, möchten sie auch genau dieses Lied singen. Es gibt ihnen Halt und Sicherheit. Und in einer großen Kindergruppe mögen sich einige Kinder auch aufgrund ihres Temperaments nicht gerne weit von der Mama weg bewegen (meine Tochter gehörte auch dazu). Und trotzdem sind die Kinder natürlich absolut neugierig, wenn wir Eltern sie einfach mal lassen würden. Wenn wir aufhören würden, unsere Kinder ständig zu bespielen und zu bespaßen, dann entdecken wir die Kreativität der Kinder. Doch das fällt vielen Eltern heute schwer und auch in meinem Freundeskreis, in dem sich viele sehr intelligente Menschen befinden, wird genau dieser Fehler gemacht. Und ich beobachte, dass die Kinder immer wieder in kurzen Intervallen zu ihren Eltern gelaufen kommen mit der Aussage "mir ist sooo langweilig!". Die Kinder wissen nichts mit sich anzufangen. Ich verkneife es mir dann meisten zu sagen, dass es Tage gibt, an denen meine Tochter und ich einfach kreativ einen ganzen Tag gemeinsam und doch jeder für sich, in unserem Atelier herumwurschteln. Ich räume auf, nähe, spiele Klavier, fotografiere, bearbeite Bilder etc., meine Tochter spielt und spielt und spielt. Dabei höre ich sie erzählen, singen, rennen, lachen, manchmal frage ich "Alles ok?". "Jaa!" Ruft sie von irgendwo zurück. So ist es bei uns. Bei uns gibt es kein tägliches Programm, keine Dauerbespaßung. Von Anfang an nicht (außer als sie Baby war und wirklich 24 Stunden an mir dran klebte). Hängt das nun mit ihrem Typ zusammen? Ich weiß es nicht sicher, da ich nur ein Kind habe. Doch ich glaube zu ahnen, dass Dauerprogramm, auch in Form von gut gemeinten Krabbelgruppen, nicht die Eigeninitiative und Kreativität von Kindern fördert.
Schulen mit einem freien Ansatz haben genau dieses festgelegte Programm nicht. Die Kinder lernen (wenn sie es bereits verlernt haben, traurig!), wieder selbst etwas aus eigenem Antrieb zu tun. Wenn ein Mensch nicht so gestrickt wäre, hätte er sich nicht weiterentwickelt. Neugierde und eigenmotiviertes Handeln sind der Grundstein für Entwicklung.

Liebe Grüße von Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
Maca
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Re: Diskussionsthema Schule

Beitrag von Maca »

Momo,

Ich finde es sehr schön,wie klar und überzeugt du von der natürlichen Neugier von Kindern bist.

Wie gesagt,das sehe ich anders ,ich sehe viele Kinder,die mit Anleitung und Frontalunterricht besser klarkommen,als mit freiem Lernen.
Ich kann nur aus meiner Erfahrung berichten und ich habe zwei sehr unterschiedliche Kinder.

Meine Tochter hasst Lernen,weil der meiste Schulstoff sie nicht interessiert und weil sie muß.
Sie liebt aber Projektarbeiten und ist dabei außerordentlich motiviert und sehr produktiv,je mehr eigenen Gestaltungsraum sie hat,umso besser.
Als Kind konnte sie stundenlang mit Papierschnipseln und anderem ´Müll´ spielen,überhaupt hat sie unglaublich viel gespielt oder gestaltet oder Spielideen entwickelt.
Wenn es zu viel Programm gab,ist sie IMMER krank geworden und dann konnte ich richtig beobachten,wie sie sich wieder gesund spielte.
Schon als Baby hatte sie diesen wachen Blick,den Erwachsene so lieben und sie flirtete mit der ganzen Welt :D .

Mein Sohn ist das komplette Gegenteil,er wartete und wartet einfach auf Input und wenn nichts kommt wird er unruhig oder lethargisch. Schon als ganz kleines Kind hat er nur beobachtet ,wurde aber selten aktiv oder gar gestalterisch.
Ich habe meinen Kindern immer viel Gelegenheit zum freien Spielen gegeben,eben weil ich das auch sooooooo wichtig finde,aber mein Sohn hat sich immer nur an seine Schwester gehängt,von ihm kam einfach weniger!
Irgendwann konnte er plötzlich lesen und bis ins unendliche zählen,da war er vier,ich weiß bis heute nicht wie er lernt!
Offensichtlich hat sein Hirn sehr ´ effektiv´ alle ´ unwichtigen ´ Reize ausgefiltert,die meine Tochter alle sehr stark wahrgenommen hat und die im Gegensatz zu ihrem Bruder,ihre Phantasie und Kreativität beflügelten.
Er hätte in einer Schule mit selbstorganisiertem Lernen ( haben wir zufällig DIREKT vor der Tür),einfach nur da gesessen und beobachtet und gewartet bis er zu irgendetwas aufgefordert wird.So war es jedenfalls überwiegend in der freien Lernzeit seiner GS.
In einer Waldorfschule wäre mein Kleiner unglücklich gewesen,meine Tochter hingegen sehr zufrieden.
Nicht alle Kinder starten mit der gleichen offensichtlichen Form von Neugier und manche,möchte ich behaupten,haben einfach keine,ihr Gehirn reagiert einfach oder auch nicht! :fahne:
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