Hallo Loewe,Loewe03 hat geschrieben:Die Lehrerin der höheren Klasse ist nach der Schnupperwoche der Meinung, dass meine Tochter besser in ihrer Klasse bleibt, weil sie noch keine Multiplikation kann und noch nicht so schnell Schreibschrift schafft.
der Witz bei einem Klassensprung IST gerade der Umstand, DASS das betreffende Kind noch nicht alles kann. Die Aufholjagd sollte dabei den Effekt verursachen, dass es (vorübergehend) kein Gefühl der Unterforderung mehr gibt. Es muss halt nur erkennbar sein, dass das betreffende Kind diesen Zustand als erfüllenden Ansporn erlebt und nicht als ungerechte Zumutung. Die Reaktion der Lehrerin kann also dem Umstand geschuldet sein, dass sie fachlich nicht im Stande ist, mit einem Springerkind umzugehen, oder dass sich in der kurzen Zeit noch kein Gefühl des wohligen Eiferns einstellen konnte. Das braucht üblicherweise länger als eine Schnupperwoche, in der ja erst mal abgeschätzt werden muss, welche Zielmarken anzupeilen sind...
Dass deine Maus enorm motiviert war, als sie weitere Ziele anpeilen durfte, zeigt mir, wo prinzipiell der Schuh drückt. Die augenblicklichen Anforderungen in der Schule haben offenbar für deine Tochter keinen Reiz. Das trifft natürlich für viele Tätigkeiten auch im Erwachsenenleben zu, aber Kinder können ja weniger über ihren Gefühlen stehen als wir Erwachsene. Aber alle Menschen würden sich dagegen verwahren, eine sinnlose Tätigkeit machen zu müssen, wenn das Ergebnis keinen Bezug zu einem Wertegefühl aufweist. Solche auferlegten Frondienste würden auch wir Erwachsenen eher lustlos und oberflächlich abnudeln.Die Förderung bleibt aber bisher komplett aus und meine Tochter, die seit der Schnupperwoche enorm motiviert war, fällt gerade wieder hinten runter. Ich bin mir total unsicher, ob es wirklich die Unterforderung ist oder sie einfach nur oberflächlich arbeitet.
Eine Förderung beginnt dann, wenn das Schulkind das Gefühl vermittelt bekommt, an einem potentiell wertvollen Ergebnis zu arbeiten. Wenn es "langweilige" Übungen sind, dann könnte ein Geschwindigkeits- oder Sauberkeitspreis locken. Wenn Wiederholungen anstünden für jene Schüler, die diese eben brauchen, dann könnten Kinder, die diese nicht brauchen in derselben Zeit an einer Anwendungsaufgabe basteln. Diese Vorgenhensweise kann aber leider auch ein Psychologe nicht erzwingen, sondern sie obliegt dem Gutdünken der Lehrkräfte.
"Unser" Gespräch mit den Schulpsychologen verlief eher als politreifer Vortrag von Fräulein Nachwuchs (damals 7) über ihre eigenen zwiespältigen Gedanken zu einem Klassensprung. Dabei wurden die Eltern mit strafendem Seitenblick bedacht, als sie zum Kapitel "schulische Anforderungen und Hausaufgaben" kam. Außer gelegentlichem "boah!" und "uff!" hörte man eigentlich nichts von den beiden Fachleuten. Ich denke, es lief so in deren Sinn, dass eben das Kind selbst darstellen sollte, wo es sich selbst am liebsten hindefinieren wollte und wieso dieser Termin denn nun notwendig war. Aus meiner Warte würde ich also dein Kind ermutigen, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, sondern die Psychologen als Teil einer zweckdienlichen Koalition zu begreifen, um die schulische Situation zu verbessern. Bei "uns" war es dann so, dass die verunsicherten Eltern bei einer Tasse Kaffee in den Warteraum abgeschoben wurden, während Töchterlein selbstbewusst neben dem Ablegen des obligatorischen IQ-Tests (der als tolle Spielwiese erlebt wurde) nur noch entsprechende Telefonate mit Lehrern in ihrem Sinn verabredete. Damit war der Sprung für sie besiegelt und das Ziel des Besuchs bei den Psychologen erreicht: Binnen einer Woche war sie damals im Gymnasium. Effekt: Smilygesicht tagelang - nein, eigentlich bis heute...

Viele Grüße von Neckri