Manche Eltern... :-(

[Paulina07]

Sorry, ich muss mir echt mal Luft machen, ich hoffe in dem Unterforum passt es halbwegs.
Okay, dass es Eltern gibt, die nach Kennenlernen unserer Tochter immer gleich meinen die Werbetrommel für´s eigene Kind rühren zu müssen ("XY kann ja auch schon diiiies und daaas") habe ich schnell ignorieren gelernt. Was mir in letzter Zeit aber immer öfter auffällt und was ich WIRKLICH heftig finde:
Eltern, die meinen, sich in Gegenwart ihrer Kinder dafür "entschuldigen" und rechtfertigen zu müssen, warum ihr (völlig normal entwickeltes!) Kind dieses und jenes noch NICHT kann. Das arme Kind steht nicht selten ziemlich unglücklich daneben.
Ein ganz krasses Beispiel, in das die Freundin meiner Tochter gestern sogar noch aktiv einbezogen wurde (beide Kinder gerade 5 geworden übrigens):
Mutter und Vater bauen sich vor der Kleinen auf: "Siehst du, die XY kann schon schreiben, lesen, rechnen, warum kannst du das noch nicht? Du musst mehr üben, blablabla." Und so ging das ne ganze Weile. Die Kleine wusste gar nicht was sie sagen sollte, woher auch... Meiner Tochter war´s übelst peinlich, weil sie echt kein Kind ist, dass es so raushängen lässt und ihr tat ihre Freundin natürlich auch Leid.
Sehr förderlich natürlich auch für die Freundschaft der Mädels untereinander.
Ich hab dann versucht die Kleine zu verteidigen, sowas lernt man in der Schule etc. pp.
Daraufhin geriet ICH dann in die Schusslinie, woher mein Kind das denn könnte...
Die selben Eltern haben ihrer Tochter auch sämtliche "kleineren" Puzzles vom Kinderzimmer in den Keller geräumt nachdem sie mitbekamen, dass meine Tochter größere schafft.

Habt ihr sowas auch schonmal erlebt?
Sowas von daneben!!!

[Julia1985]

Ich hab sowas beim Geige auch mal erlebt, find ich auch nicht schön.

[Edainwen]

Ich muss allerdings zugeben, dass ich das auch manchmal so ähnlich mache, allerdings schon bei Sachen, die bei 90% der Kinder normal sind, nur eben bei meinen beiden nicht.

Z.B. bei meiner Tochter, als sie 4 geworden war (Und immer noch bei mir im Bett schlief): "Hey, hast Du gehört, der ... (ihr Freund) schläft jetzt auch in seinem eigenen Bett." - Das hat ihren Ehrgeiz dann tatsächlich auch angestachelt, denn immer, wenn ich sagte, dass sie es doch mal im eigenen Bett probieren soll, hieß es nur "Der ... schläft auch noch bei der Mama."

Oder bei meinem Sohn (wird Ende Mai 3) im Moment: "Guck mal, der ... geht auch schon auf Klo." - Das beeindruckt ihn allerdings so was von gar nicht

[Paulina07]

edainwen: bei sachen, die man locker können sollte kann man das ja auch machen, habe ich ganz sicher auch schon.
aber dann ohne diesen vorwurfsvollen unterton, die kleine wurde ja richtig geschnetzelt vor uns.
ich glaube, obwohl beides ähnlich klingt hat es miteinander nicht viel zu tun.

[Edainwen]

Uff, da bin ich jetzt aber froh, dass ihr mich nicht steinigt

Ja, ich denke auch, dass es einen Unterscheid macht, ob man etwas schon locker können könnte und einfach zu faul ist oder ob es eigentlich noch lange hin ist, dass man etwas können sollte ...

Vielleicht ist es nur manchmal schwierig, das im Blick zu behalten (Obwohl es ja eigentlich klar ist, dass man Lesen erst in der schule lernen muss)

[Activity]

Ich denke der große Unterschied liegt einfach darin ob man sein Kind motivieren will und einen kleinen Ansporn bieten - es möchte ja "genauso" gut wie seine Freunde sein - oder ob man das Kind wirklich "runtermacht" weil es etwas noch nicht kann .... das wird dem Selbstwertgefühl des Kleinen sicher nicht stärken... traurig dass manche Eltern nicht verstehen dass auck Kinder verletzt sind wenn sie so etwas zu hören bekommen bzw dann mit sich selsbt unzufrieden sind ... ist mir echt ein rätsel..

[alibaba]

Moin,

also ich weiß ja nicht, wo Ihr alle so wohnt aber ich habe das noch nie erlebt. Zumindest nicht öffentlich! Und ich komme viel rum.

Was mir aber öfter passiert, das Eltern ihre Kinder in der Öffentlichkeit eben "rechnen" lassen oder eben "lesen" oder darüber sprechen, was sie besonders gut können. Da halte ich mich persönlich immer stark zurück. Ich finde überhaupt diese ständigen Vergleiche nicht so gut. Was kann dein Kind und was meins. Wer konnte was in welchem Alter. Und wenn ja, ist das dann gleich besonders begabt? Krass finde ich das dann noch, wenn sie recht jung sind.

Dabei kann ich aus meiner schon etwas älteren Erfahrung berichten, das sich vieles im ersten Schulalter angleicht, da dann alle Kinder mit den selben Dingen konfrontiert werden. Es hat nichts zu bedeuten, wenn ein schon lesendes Kind eingeschult wird, Erna das aber noch nicht kann. Das sagt nichts über die Intelligenz aus, erst recht nicht über den schulischen Werdegang. Leider haben sich diese Dinge aber in den Köpfen festgesetzt und so kommt es generell zu vielen Dingen wo man den Anderen nicht versteht, weil man es einfach nicht kann.

VLG

[rayaofwakefield]

Ich trau mich anderen Müttern gegenüber eigentlich gar nicht sagen, was unser Sohn schon kann. Auch wenn ich gefragt werde, antworte ich eher zögerlich, weil dann sofort diese bestimmten Blicke folgen und ich mir dann gleich anhören kann, was ihre Kinder nicht alles auch schon können und wie toll sie nicht sind, etc. Oder man erfährt dann hinterrücks, dass man für einen drillenden Mutterdrachen gehalten wird. Anfangs hab ich mich noch irrsinnig gefreut über Juniors Fortschritte (da wusste ich noch nicht, dass er den anderen Kindern da schon in einigem voraus war) und hab natürlich stolz erzählt, dass er das und das schon kann. Und dann hat's damit begonnen, dass seine Leistungen von anderen Eltern sofort runtergespielt wurden, belächelt wurden, etc. Sogar meine eigene Schwester hat mir nicht geglaubt, dass Junior mit 13 Monaten die ersten Buchstaben lesen konnte - bis er bei ihr zu Besuch war und es gemacht hat.

Und im Freundeskreis habe ich leider auch so Mütter, die meinen, ihre Kinder müssen jetzt auch das und das können, weil unser Sohn das schon kann. Dabei hat er das einfach von selbst gelernt und wurde nicht dazu gedrängt. Aber das verstehen die nicht. Da tun mir dann auch die Kinder immer leid, weil ich diese Vergleiche einfach furchtbar finde.

[katjaM]

Ich find das auch voll daneben. Davon kann das andere Kind ja auch nichts schneller sondern verliert im schlimmsten Fall auch noch den "Spass" daran es selber zu lernen weil es das Gefühl hat eh schon viel zu spät dran zu sein...bei ganz normalen Sachen und als "gutes Vorbild" sozusagen finde ich es was anderes...aber so wie du es schreibst ist es echt schlimm.

[rayaofwakefield]

Wie gut ich das leider kenne. Wir haben leider auch jemanden im Freundeskreis, der ähnlich reagiert, wie die Mutter in deinem Beispiel. Furchtbar ist das! Schlimm finde ich auch immer die Reaktionen am Spielplatz, wenn man oft direkt gefragt wird, ob das Kind das und das schon kann. Ich ringe dann oft selbst mit mir, ob ich da ehrlich sein soll, denn man wird sonst wirklich gleich als drillende Eltern abgestempelt, obwohl das Kind das ganz von alleine macht. Als uns noch nicht so genau bewusst war, dass unser Sohn "anders" ist, hab ich natürlich auch mal erzählt, was er so kann - und bin damit oft angeeckt - so in die Richtung "Ja, ja, jede Mutter hält ihr Kind für das Beste..." und "Die sitzt sicher zuhause und das arme Kind muss alles können...". Mit der Zeit hab ich dann beschlossen, nicht mehr so viel zu erzählen, lieber die anderen erzählen zu lassen und mir meinen Teil zu denken. Ich finde es ganz schlimm, wenn Eltern ihre Kinder zu etwas zwingen (außer, es handelt sich dabei um etwas wie Zähneputzen, also etwas, das gemacht werden muss). Das Phänomen, wenn Leute hören, was unser Sohn schon kann und daraufhin sofort erzählen müssen, was ihr Kind nicht auch schon alles kann, kenne ich leider auch zur Genüge. Anscheinend wird da hier ein imaginärer Wettkampf ausgetragen, an dem wir aber nicht mehr teilnehmen wollen. Deshalb bin ich auch sehr froh, hier in diesem Forum Eltern zu finden, denen es so geht wie uns!