1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
s_schaf
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

So, frisch aus dem SPZ.
Es ist wohl tatsächlich ADHS mit einer sozialen Enwicklungsstörung. Kognitive Entwicklung überdurchschnittlich, seinen Altersgenossen voraus.
Sprachlich, klar, da ist er sehr weit. Ich habe gefragt, was denn das heißt, mit dieser kognitiven Entwicklung. Ich dachte eher an erlerntes Wissen, dem sei aber nicht so.
Er könne sehr gut logisch denken, was ihm das Leben mit ADHS nicht unbedingt erleichtert. Er steht sich selber im Weg.
Sie meinte auch, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit besser abschneiden würde, wenn das ADHS nicht wäre. Wo seine Stärken nun liegen, außer der Stärke im sprachlichen Bereich, weiß ich leider nicht.
Es steht weiter eine Förderschule/Erziehungsschule zur Diskussion. Das würden wir aber nur machen, wenn es in der Schule wirklich nicht voran geht. Seinen Willen auf der Schule zu bleiben hat er ja schon gezeigt. Nur gestern gab es leider wieder eine rote Karte. Für was, daran konnte er sich nicht erinnern. Da er der Lehrerin droht, er würde die Karte zerreißen, wenn sie ihm die Karte mit gibt, habe ich momentan keine Ahnung.
Leider hat die Lehrerin auch nichts ins Heft geschrieben.
Ich habe aber gemerkt, dass er gestern und vorgestern wieder unausgeglichen war.
Zudem kann es gut sein, dass er sich langweilt meinte die Dame vom SPZ. Mein Sohn erzählte mir gestern, auf die Frage, warum er so arg schlampig in der Schule schreibt, dass er einfach schnell die Aufgaben fertig haben will. Ich meinte, was er denn dann mit der "freien" Zeit anstellen würde: "Ich helfe den anderen Kindern :? , speziell dem xy, dem helfe ich beim Schreiben. Dem schreibe ich dann schon mal eine Zeile, damit er schneller fertig wird.". Hier kam mir der Gedanke heute, ob er will, dass die Kinder schneller fertig werden, damit man im Stoff weiter kommt...hm. Da er ja eine soziale Entwicklungsstörung zu haben scheint, passt das sonst nicht recht zusammen...
Da er beim Gespräch dabei war (er wollte lieber bei uns zuhören, als Lego spielen) hat er alles mitbekommen. Und er möchte auf gar keinen Fall in eine andere Schule...naja.
So viel von mir.
bine1977
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von bine1977 »

Hallo s_schaf,
wieviel Kompetenz traust Du denn der Lehrerin zu. Grade bei einer roten Karte nicht zu wissen warum, ist schon schlecht, oder? Wie soll der Lerneffekt denn dann bitte einsetzen?
Wenn er überdurchschnittlich begabt und ADHS hat, wird er kaum in eine Gruppe passen. Nicht vom Intellekt und nicht vom Verhalten... stellt sich die Frage nach der Störung im Sozialverhalten.
Wie kann er sich Schule denn vorstellen?
Wie geht die Klassengemeinschaft mit ihm um?
Was tun die Lehrer?
LG
bine1977
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von bine1977 »

Und mal nen Nachtrag, dass Jungs nicht unbedingt gerne malen, ist kein Geheimnis und ich finde sie hätte ihn für sein Bemühen loben sollen.
Solch Verhalten heilt nicht binnen Tagen aus...
LG
s_schaf
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

Ja. Ich fand das Verhalten der Lehrkraft wegen dem "e" auch unglücklich. Sie kommt von einer Schule für lernbehinderte Kinder.
In der Klasse wird er weiter gut aufgenommen. (überraschenderweise). Die Lehrer merken nach und nach dass er "besonders" ist. In Musik ist die Lehrerin ganz begeistert. Mehr weiß ich leider von den anderen nicht.
Auf eine Schulbegleitung hat man uns wenig Hoffnung gemacht. Höchstens jemand der 2 Stunden pro Woche kommt. Das stellt jetzt aber der Schulpädagogische Dienst fest. Da wird jemand kommen. Wann genau, keine Ahnung. Sonst hat das SPZ mir nur vorgeschlagen weiter zu hause konsequent zu sein und mit der Schule an einem Strang zu ziehen. Sie meinte auch seine endlose Diskutiererei, zu Hause und in der Schule könnte daher rühren, dass er sich mit Erwachsenen v. a mit uns auf einer Ebene fühlt. Die Grenze Eltern-Kind sei verschoben und deshalb würde er auch wenig Respekt gegenüber der Lehrkraft zeigen.
bine1977
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von bine1977 »

@Koschka
finde ich auch zu lasch 2 Stunden Förderprogramm in der Woche.
War das denn euer letzter Termin im SPZ? Wir müssen mind. 3x hin...bevor sich die Psych. überhaupt äußert.
Fand ich vom Ansatz gut. Schule als auch wir haben einen Fragebogen bekommen und vor Ort werden versch. Tests durchgeführt.
LG
mamma42
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von mamma42 »

Hallo S_Schaf,

Mein Kind ist jetzt auch in der ersten Klasse seit einigen Wochen. Am Anfang war es ok, aber dann wurde er zunehmend aggressiver (zuhause!).
Selber hat er angedeutet, dass er v.a. in Mathe unterfordert ist. Ich hab dann mit seiner Klassen-Lehrerin gesprochen und sie hat dann angeboten, dass sie ihm schwierigere Aufgaben gibt, soweit er mit den anderen fertig ist. Nicht extrem flexibel, aber für ihn akzeptabel. Da ihm dies immer noch zu leicht war (Anfang 2.Klasse-Aufgaben) haben wir vereinbart, dass wir ihm ein Knobelheft mitgeben und dass sie auch nach weiteren Knobelaufgaben (nicht explizit reiner 2.Klasse stoff) sucht.
Er kann zwar auch schon einigermassen gut lesen und im prinzip lautgetreu schreiben, aber aus seiner Sicht ist Deutsch (noch) ok.

Mit der anderen Lehrerin, die 5Stunden nter anderem Sachunterricht gibt, kommt er allerdings nicht zurecht. Sie malen dort sehr viel und sie ist nicht bereit, dass er stattdessen z.B. Sätze dazu aufschreiben darf oder etwas erlesen darf. Bzw. bei unserem Gespräch hatte ich nicht den Eindruck, dass sie mir überhaupt zuhört und versteht, dass mein Kind a) dies schon tw. kann und b) etwas "gescheites" lernen möchte. Ich nehme an- es geht meinem Kind bei ihr wie es mir erging - sie nimmt seine Bedürfnisse gar nicht ernst (im Gegensatz zur Klassenlehrerin) - deshalb - ist mein sonst wirklich ausser haus im allgemeinen sehr angepasstes Kind- in ihrem unterricht sehr negativ aufgefallen und nach mehrmahligem Ermahnen bei der roten Karte gelandet.- hier ein Blitz mit sofortigem Anruf bei den Eltern.

Momentan würde ich eigentlich gerne eher abwarten bin aber auch unschlüssig, ob man nicht doch eine beratungsstelle aufsuchen sollte, ob ein Überspringen doch sinnvoll wäre (ist ja immer nur zum Halbjahr oder schuljahrswechsel). Auf jeden Fall sehen wir es momentan als unser elterliches Thema, dass wir mit ihm das thema "Gefühle", wa fühl ich und was brauche ich- bearbeiten und immer wieder ansprechen, weil vor allem mir die Aggressionen gerade sehr nahe gehen und das Ziel sein sollte, die eigentlichen ursachen schneller rauszufinden- vor allem er selber und an der richtigen Stelle und mit dem richtigen Feingefühl an die fragliche Person oder zumindest an uns weiterzugeben.

mamma42
shaja
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von shaja »

Hallo mamma42,

wie alt ist dein Sohn?

Mein Sohn wurde mit 5,8 eingeschult, ist nun (6,10) Schüler einer zweiten Klasse, in Mathe und Musik besucht er die dritte Klasse (insgesamt 4 Stunden) .Er kommt mit seinen Klassenkameradinnen und -kameraden der zweiten Klasse gut aus und der ALtersunteschied ist kein Problem! Es geht ihm super!

Lg shaja
s_schaf
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von s_schaf »

@mama42:
Das aggressive Verhalten hatten wir auch, und da war ein Punkt erreicht, an dem ich emotional am Ende war. Und dann haben wir uns entschlossen weitere Schritte einzuleiten.
Nun stehe ich aber eigentlich wieder am Anfang.

@koschka und bine1977:
Es war der letzte Termin bei der Psychologin. Mitte Dezember sind wir noch beim Arzt im SPZ (ich weiß nicht genau, was der dann macht).
Sie hat mir 3 Möglichkeiten aufgezeigt. 1. Wir hoffen, dass das was wir gerade machen ausreicht, damit es in der Schule klappt, 2. wenn es nicht klappt, dann wäre ein Versetzen in die Erziehungsschule (furchtbares Wort) angeraten, 3. Medikamente
Ich wundere mich auch dass mit ADHS und einer sozialen Entwicklungsstörung nicht mehr drin ist. Vielleicht liegt das wieder am Bundesland? Wobei ich dachte, dass wir in BaWü da nicht so schlecht sind...hm.
Sie hat mir noch eine Telefonnummer einer Sozialpädagogin im Haus aufgeschrieben. Bei der könnte ich mich ja melden, wenn wir Bedarf haben.
Und sonst...
Bis jetzt läuft es in der Schule etwas besser (die gelben, orangen und roten Karten nehmen ab). Als "Belohung", wenn er im Unterricht (hier geht es hauptsächlich um Deutsch, HuS, Sport bei der gleichen Lehrerin) nicht so einen Quatsch macht, dann darf er in die höheren Klassen zum Musikunterricht. Ich muss ihn mal fragen, ob das denn nun auch so ist.
Ich habe das Gefühl, dass er sich durch die schwere Kindergartenzeit dieses störende und aggressive Verhalten angeeignet hat (er war immer der der "anders sein muss" und der stört).
Ich versuche sein Selbstwertgefühl aufzubauen indem ich ihm sage, dass wir ihn so lieben wie er ist, selbst wenn er mal "schlechte Laune" hat. Dass er das eben alles erst lernen muss und selbst viele Erwachsene das bis heute nicht gelernt haben (z.B. respektvollen Umgang...).
Er hat gestern seinen ersten Gitarrenunterricht gehabt. Ein junger Mann (17), der Musik genauso liebt wie mein Sohn und der ihm das Instrument ohne Druck beibringt. Er hat keine Vorkenntnisse (außer dem üblichen Geklimper) und war 30min. so konzentriert und friedlich dabei, diesen Gesichtsausdruck habe ich nur einmal gesehen, nämlich als er mit 4,6 den IQ-Test gemacht hat. Er hat nicht rumgekaspert, er hat nicht rumgequatscht, er hat das förmlich aufgesogen. Ich hoffe es macht ihm Spass. Er hat von sich auch den nächsten Gitarrentermin um eine Woche vorverlegt und gestern gleich das Gelernte geübt (und heute morgen vor der Schule). Vielleicht schaffe ich so einen Ausgleich für ihn. Ich hoffe es sehr.
In Deutsch arbeitet er vor, aber das teilweise ohne dass ich es mitbekomme. Er schreibt zwar nix in die Schulhefte, aber er schreibt hier und da auf herumliegende Blätter. Manchmal bittet er mich Sätze aufzuschreiben, die er lesen muss. Und dann will er die Sätze möglichst schwer haben und freut sich darüber. Gestern hat er mir gestanden, dass er nur so breit und gruselig ins Heft schreibt, damit er schnell fertig ist. Breit schreiben heißt weniger oft das Wort wiederholen müssen.
bine1977
Dauergast
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von bine1977 »

Guten Morgen,
AdHs ist zweifelsfrei diagnostiziert?
Es gibt im Netz eine Seite über ADHS und Hochbegabung. Es gibt ja nix, was es nicht zusammen gibt ;-). vielleicht kannst Du dort noch mal ein paar Ratschläge einholen.
Bei ADHS wird eigentlich ganz gerne Ergotherapie angewendet. Habt ihr diesbezüglich Ratschläge bekommen? Über ADHS gibt es viele Seiten. Diese Erziehungsschule... wäre die an Eurem Bedarf vorbei oder möglicherweise eine echte Alternative?
Wie schätzt Du die Lehrerin ein? Ist sie einfach nur genervt oder wirklich bemüht und es funktioniert trotzdem nicht?
Kann es sein, dass er seine Schlauheit bzw. anders sein versteckt? Weil er eben bisher auch nicht gepasst hat? Wir kennen das auch? Hast Du dadrüber mit der Psychologin gesprochen?
Unser Kleiner mag auch gerne Musik; er lernt oft freiwillig ganze Songtexte auswendig (z. B.alle WM -Hits :schwitz: ; wir sind morgens um 5 mit der Nationalhymne geweckt wurden :twisted: :lol: ). Es gibt doch recht günsig Keyboards, da kann man eine Menge alleine lernen... so man will.

Ja Routine Aufgaben sind nervig für die Kinder... ich erlaube meinen stattdessen Sätze zu schreiben. Notfalls sprech ich da auch mit den Lehrern... an sich haben sie dieses "mehr an Können" immer positiv bewertet.
Habt ihr zu Hause mal ein *-System ausproiert? Kann man für Belobigung und Tadel einsetzen...
Und zu guter letzt ... es sind Jungs! Sie sind meistens nicht an malen, schöner Handschrift und besonderer Ordentlichkeit intressiert sondern wollen Pflichten schnell erledigen, toben, raufen und auch mal streiten! Ausnahmen bestätigen hier die Regel :fahne:

LG
bine1977
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Re: 1. Klasse nach 6 Wochen ein Desaster

Beitrag von bine1977 »

Hallo s_schaf,
in puncto HA halte ich mich raus ausser sie fordern meine Hilfe ein. Falls es Dir zu langwierig ist, schaffe einen Anreiz, die Aufgaben in einer bestimmten Zeit ordentlich zu erledigen (vielleicht über eine Wette).
LG
Antworten