Beispiel Puzzle: meine Söhne haben beide mehrere Puzzles zu Weihnachten bekommen - der Kleine, weil er sie gerne macht und der Große weil er mal lauthals erklärt hat dass er es ungerecht findet wenn sein Bruder Puzzles bekommt und er nicht. Nachdem Kleinsohn seine Puzzles (12-30 Teile, Altersangabe ab 3 bzw. ab 4 Jahre) mehrmals gelöst hatte wollte auch mein Großer seine Puzzles lösen. Er hatte 3 Stück "ab 5 Jahre" mit je 49 Teilen. Mein Mann und ich machten auch mit, jeder bekam ein Puzzle und los ging es. Kleinsohn schlief da schon.
Tja, und dann ging es gleich mit Frust los. Statt mal zu puzzeln zu beginnen fing mein Großer an, lauthals zu jammern dass ihm das "viel zu schwer" sei und er nicht wisse wo er anfangen soll. Sowohl mein Mann als auch ich wissen aber, dass er es sehr wohl kann. Und es war ja die Idee unseres Sohnes gewesen die Puzzles jetzt zu machen - also ließen wir ihn erst mal jammern und machten selbst weiter. Bald war ich mit meinem Puzzle fertig und mein Sohn hatte gerade mal 2 Teile zusammen gefunden. Mehr hatte er gar nicht ausprobiert. Mein Mann schlug ihm dann vor erst mal die Randsteine auszusortieren und zuerst den Rand zu machen, was von unserem Sohn mit noch mehr jammern, dass das ja "so viel Arbeit" sei, abgelehnt wurde. Weil er sich immer mehr reinsteigerte meinte ich dann er müsse ja das Puzzle nicht genau jetzt lösen, er könne es ja ein anderes Mal probieren. Nein, das wollte er auch nicht! Naja, was tun

Nachdem jeder von uns seinen Vorschlag gemacht hatte (mein Mann war mit seinem Puzzle mittlerweile auch fertig) ließen wir unseren Sohn allein weitermachen bzw. weiter jammern (denn wirklich gemacht hat er ja nichts) und nach einer Viertelstunde räumte er sein Puzzle völlig frustriert wieder zurück in den Karton.
Am nächsten Tag fand der Kleine den Puzzlekarton und wollte das Puzzle lösen. Nachdem mein Mann ihm bei den ersten 3 Teilen geholfen hatte wollte er alleine weitermachen. Er probierte die Teile in allen möglichen Richtungen und kam langsam, aber sicher, immer weiter. Großsohn sah dabei fasziniert zu. Nach etwa 10 Minuten hatte der Kleine sein Puzzle allein geschafft, gebärdete sich selbst stolz "bravo", lehnte ab, ein weiteres zu lösen, und ging zufrieden mit seiner Straßenbahn spielen. Mein Großer nahm daraufhin ein anderes 49teiliges Puzzle und löste es auch. Die Tatsache, dass sein kleiner Bruder es geschafft hatte, hat ihn offensichtlich motiviert.
Aber ich sehe, wie verschieden meine beiden Söhne an so eine harmlose Sache wie ein Puzzle herangehen. Mein Großer muss immer erst mal kommentieren, jammern, meckern, beschweren, während der Kleine einfach loslegt und sich nicht abbringen lässt bis er es geschafft hat. Und wenn er mal gar nicht weiterkommen sollte (war in anderen Situationen so) bittet der Kleine um Hilfe, zeigt aber an, wenn er es sich wieder selbst zutraut, während der Große Hilfe ablehnt bzw. die Hilfe so aussehen muss dass der Helfer alles macht und er gar nichts.
Bin schon gespannt wie sich die beiden in der Schule tun werden. Großsohn hat ja viele tolle Fähigkeiten, aber seine niedrige Frosttoleranz macht da einiges kaputt, während Kleinsohn seine Ressourcen meistens sehr gut einsetzen kann.