Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
puh alibaba, das klingt aber arg nüchtern und hat mit dem Weg, den ich gehe oder meinen Kindern empfehlen würde wenig zu tun- wer Kunst oder Musik oder Schauspiel "nur" als Hobby betreibt, kann sich wahrscheinlich nur schwer vorstellen, was es bedeutet, eine professionelle Ausbildung an einer entsprechenden Hochschule genossen zu haben bzw. was es bedeutet, diese Berufe professionell auszuüben. Dass das Ausüben von Kunst einen tieferen Sinn und eine tiefere Erfüllung hat als nur der vermeintliche wirtschaftliche Erfolg oder die Annerkennung anderer. Klar, man darf die äußeren Bedingungen nicht aus den Augen verlieren, aber deswegen seine Träume und Ziele gar nicht erst versuchen umzusetzen?
Auch diese Schilderung der Gestaltung der Freizeit und des "Dazugehörens" zu einer bestimmten Gruppe---- ich weiss nicht. Mir ist es wichtig, dass in meinem Leben und damit auch im Leben meiner Kinder Beziehungen zu anderen Menschen passieren und es zu echten Begegnungen kommt. Da ist es mir egal, ob diese anderen Menschen ein Haus mit Garten besitzen, ein Instrument spielen, auf´s Gymnasium gehen. Wir wohnen ja auch in so einer typisch, wohlhabendenden, ländlichen, süddeutschen Gegend, aber an diese Mentalität werde ich mich wohl nie gewöhnen. Wenn ich mir anschaue, wie das hier läuft und es klingt ähnlich wie bei Euch, dann frage ich mich oft: Wieweit greife ich ein? Will ich wirklich alles für meine Kinder bestimmen und planenen? Einfluss auf Freundschaften nehmen? Ich finde es einigermaßen furchtbar, wenn z.T. im Kindergarten Eltern darüber entscheiden, mit welchem Kind gespielt werden darf und mit welchem nicht, aus lauter Furcht daraus heraus, dass das eigene Kind in einen "schlechten Einfluss" gerät... wieviel Vertrauen zeige ich da meinem Kind und unserem Familiensystem?
Klar, bestimmen wir, lenken wir, wenn wir entscheiden, welcher Kindergarten, welche Schule, welche weiterführende Schule. Aber diese Entscheidungen treffe ich doch vor allem aus der Frage heraus, was tut meinem Kind gerade gut, was braucht es, um ein zufriedener, erfüllter, sozialer, mitfühlender Mensch zu werden (und ja, natürlich auch ein Mensch, der für sich selbst und andere Verantwortung übernehmen kann und für sich sorgen kann) und nicht ausschließlich aus der Frage heraus, was wird später auf seinem Gehaltszettel stehen und dass der erlernte Beruf einer ist, der "anerkannt" ist?
Auch diese Schilderung der Gestaltung der Freizeit und des "Dazugehörens" zu einer bestimmten Gruppe---- ich weiss nicht. Mir ist es wichtig, dass in meinem Leben und damit auch im Leben meiner Kinder Beziehungen zu anderen Menschen passieren und es zu echten Begegnungen kommt. Da ist es mir egal, ob diese anderen Menschen ein Haus mit Garten besitzen, ein Instrument spielen, auf´s Gymnasium gehen. Wir wohnen ja auch in so einer typisch, wohlhabendenden, ländlichen, süddeutschen Gegend, aber an diese Mentalität werde ich mich wohl nie gewöhnen. Wenn ich mir anschaue, wie das hier läuft und es klingt ähnlich wie bei Euch, dann frage ich mich oft: Wieweit greife ich ein? Will ich wirklich alles für meine Kinder bestimmen und planenen? Einfluss auf Freundschaften nehmen? Ich finde es einigermaßen furchtbar, wenn z.T. im Kindergarten Eltern darüber entscheiden, mit welchem Kind gespielt werden darf und mit welchem nicht, aus lauter Furcht daraus heraus, dass das eigene Kind in einen "schlechten Einfluss" gerät... wieviel Vertrauen zeige ich da meinem Kind und unserem Familiensystem?
Klar, bestimmen wir, lenken wir, wenn wir entscheiden, welcher Kindergarten, welche Schule, welche weiterführende Schule. Aber diese Entscheidungen treffe ich doch vor allem aus der Frage heraus, was tut meinem Kind gerade gut, was braucht es, um ein zufriedener, erfüllter, sozialer, mitfühlender Mensch zu werden (und ja, natürlich auch ein Mensch, der für sich selbst und andere Verantwortung übernehmen kann und für sich sorgen kann) und nicht ausschließlich aus der Frage heraus, was wird später auf seinem Gehaltszettel stehen und dass der erlernte Beruf einer ist, der "anerkannt" ist?
Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
Was fehlt denn den Kindern die nicht in den Vereinen sind, die kein Instrument spielen usw. Geld! Warum? Weil oft die Ausbildung nicht mehr her gibt. Hier geht das nur über's Geld und das ist durchaus nüchtern und völlig romantiklos.orangenminze hat geschrieben: puh alibaba, das klingt aber arg nüchtern
Ja, da wohnen wir. Und es geht nicht über das "bestimmen" von Freundschaften. Die sind hier querbeet. Aber Schule ist ja, neben dem Nachbarskind, der Ort der Freundschaften und hier ergibt sich zwangsläufig die "Gleichheit". Mit der Wahl der Schule greife ich hier automatisch ins Freundschaftsauswahlverfahren ein. Da geht es nicht um mich oder um Vertrauen zum Kind, das hat damit gar nichts zu tun. Um "schlechten" Einfluss habe ich keine Angst. Das gibt es hier nicht wirklich, auf unserer "Insel". Und natürlich geht es nicht um das "ausschließlich" auf dem Gehaltszettel Stehende, aber der Wunsch meiner Tochter nach Pferdetrainerin habe ich ausdrücklich ins "private Nebenbei" eingerückt, so hart das klingen mag. Das mag vielleicht zu ihrem Seelenheil beitragen und zur Selbstverwirklichung, aber da kann man auch noch draus saugen, wenn man am Tag der Arbeit und am Nachmittag dem Hobby nachgeht.orangenminze hat geschrieben:
Wir wohnen ja auch in so einer typisch, wohlhabendenden, ländlichen, süddeutschen Gegend, aber an diese Mentalität werde ich mich wohl nie gewöhnen. Wenn ich mir anschaue, wie das hier läuft und es klingt ähnlich wie bei Euch, dann frage ich mich oft: Wieweit greife ich ein? Will ich wirklich alles für meine Kinder bestimmen und planenen? Einfluss auf Freundschaften nehmen? Ich finde es einigermaßen furchtbar, wenn z.T. im Kindergarten Eltern darüber entscheiden, mit welchem Kind gespielt werden darf und mit welchem nicht, aus lauter Furcht daraus heraus, dass das eigene Kind in einen "schlechten Einfluss" gerät... wieviel Vertrauen zeige ich da meinem Kind und unserem Familiensystem?
Klar, bestimmen wir, lenken wir, wenn wir entscheiden, welcher Kindergarten, welche Schule, welche weiterführende Schule. Aber diese Entscheidungen treffe ich doch vor allem aus der Frage heraus, was tut meinem Kind gerade gut, was braucht es, um ein zufriedener, erfüllter, sozialer, mitfühlender Mensch zu werden (und ja, natürlich auch ein Mensch, der für sich selbst und andere Verantwortung übernehmen kann und für sich sorgen kann) und nicht ausschließlich aus der Frage heraus, was wird später auf seinem Gehaltszettel stehen und dass der erlernte Beruf einer ist, der "anerkannt" ist?

Und leider kenne ich hier jede Menge "Künstler" und Romantiker, für die, das Leben die Hand im Mund und die Aufstockung bereit hält. Diesen Preis für mein Seelenheil will ich nicht zahlen. ich kann durchaus der nüchternen Existenz von Geld haben, etwas abgewinnen. Das verschafft mir ruhige Nächte. Und meiner Mutter verschafft das Zugang zu lebensqualitätverlängernden Medikamenten, die der deutsche Ottonormalversichertenbürger nicht von der KK ersetzt bekommt.
VG
Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
Nun, ich habe bisher noch nicht erlebt das eine normale Schule die Persönlichkeit von Kindern bricht. Also, das halte ich jetzt doch für sehr weit hergeholt. Ich bin sehr wohl von zufriedenen Menschen umgeben. Diese gingen alle mal auf ganz normale, alternativlose, Schulen. Selbst ich.Maca hat geschrieben: Wieweit geht man dann, bis die Persönlichkeit " gebrochen " wird?


VG
Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
Alibaba hat geschrieben:
Ich erlebe es täglich: Die Menschen, die einer Arbeit, in welchem Bereich auch immer, mit Freude und Begeisterung nachgehen, die sind auch erfolgreich!
Und da schließt sich der Kreis! Menschen, die nicht verlernt haben, Freude beim Lernen und Arbeiten, beim Tun zu empfinden, werden Erfolg haben bei dem, was sie tun!
Die Menschen, die ihren Fokus allein auf den Gegenwert gerichtet haben führen im Grunde auch nur das weiter, was sie in der Schule schon gelernt haben. Etwas zu tun, um dafür etwas zu bekommen. Es geht nicht um das Tun an sich. Und um die Erfüllung darin. Vielleicht kann man es nicht verstehen, wenn man es selbst nicht erlebt. Ich meinerseits könnte mir nicht vorstellen, meine wertvolle Lebenszeit mit einer Tätigkeit zu verbringen, die mir keine Freude macht. Wie viel Zeit bleibt mir dann letztendlich übrig, um glücklich zu leben? Ist dies die "Sicherheit" in Form von Geld wert?
Momo
Alibaba, wow, ich habe das Gefühl, wir leben in zwei unterschiedlichen Welten! Schön, dass Du so ehrlich bist, trotzdem bin ich etwas schockiert! Ich hoffe sehr, dass Deine Kinder lernen werden, trotzdem ihren Talenten zu folgen und den Beruf zu ergreifen, der ihnen Freude macht und wirklich liegt. Wie viel Zeit verbringen wir mit Arbeit? Arbeiten wir nur, um Geld zu verdienen? Oder kann Arbeit auch Freude machen und einen mit Glück und Zufriedenheit erfüllen? Natürlich kann man Arbeit von seinen eigentlichen tiefen Bedürfnissen und Träumen trennen, doch warum? Warum gehst Du davon aus, dass Künstler automatisch kein Geld haben?Für ein sorgenfreies und selbstverwirklichendes Leben steht Geld. Ohne Geld und Gesundheit, fehlt es mir, meine Träume anzugehen. Und ohne eine gute Ausbildung leiht mir das auch keiner. Da muss ich schon etwas vorweisen können. Die beste Grundlage für Bildung schafft hier das Gymnasium. Hier ist man eher im Alltag behütet. Da gleichen sich eher die Interessen. In den Klassen meiner Kinder spielen alle ein Instrument, man hat viele gleiche Hobbys, trifft sich eher in der Musikschule als auf dem Pausenhof zum rauchen. Die Eltern haben oft die gleiche Grundeinstellung. Meine Tochter kennt die Hälfte der Kinder in ihrer Klasse nur durch ihre Hobbys. Man muss hier aber Leistung zeigen, will man da "aufwachsen" was man selber schätzt.
Ich erlebe es täglich: Die Menschen, die einer Arbeit, in welchem Bereich auch immer, mit Freude und Begeisterung nachgehen, die sind auch erfolgreich!
Und da schließt sich der Kreis! Menschen, die nicht verlernt haben, Freude beim Lernen und Arbeiten, beim Tun zu empfinden, werden Erfolg haben bei dem, was sie tun!
Die Menschen, die ihren Fokus allein auf den Gegenwert gerichtet haben führen im Grunde auch nur das weiter, was sie in der Schule schon gelernt haben. Etwas zu tun, um dafür etwas zu bekommen. Es geht nicht um das Tun an sich. Und um die Erfüllung darin. Vielleicht kann man es nicht verstehen, wenn man es selbst nicht erlebt. Ich meinerseits könnte mir nicht vorstellen, meine wertvolle Lebenszeit mit einer Tätigkeit zu verbringen, die mir keine Freude macht. Wie viel Zeit bleibt mir dann letztendlich übrig, um glücklich zu leben? Ist dies die "Sicherheit" in Form von Geld wert?
Momo
"Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht." Mark Aurel (121-180)
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
Ich glaube es kommt sehr darauf an welche Menschen man kennt und wie diese leben. Wenn wir selbst Menschen kennen, die in künsterlischen Berufen oder als Musiker bzw. Berufssportler glücklich sind und auch noch davon leben können, glauben wir eher, dass unsere Kinder das auch schaffen können, als wenn wir zu diesen Kreisen gar keinen Bezug haben.
Für Karriere machen ist keine spezielle Ausbildung notwendig. Ich kenne etliche Beispiele (vor allem von Frauen) die ungelernt oder mit einem Lehrabschluss in einem ganz anderen Bereich echt groß Karriere gemacht haben. Eine dieser Frauen hatte gerade mal Hauptschulabschluss und wollte nach 10 Jahren Kinderpause (sie hatte 2 Kinder) ein bißchen was dazuverdienen. Sie begann als Teilzeit-Telefonistin in einem großen Konzern. Als sie ca. 20 Jahre später in Pension ging war sie Niederlassungsleiterin, hatte einige hundert Mitarbeiter unter sich und verdiente mehr als das 3fache ihres ebenfalls Vollzeit arbeitenden Mannes
.
Eine andere Frau, welche eine Lehre als "Damenkleidermacherin" abgeschlossen hatte und hobbymäßig kochte, begann nach der Babypause als Aushilfsköchin in der Betriebsküche eines internationalen Konzerns. Bald darauf war sie (ohne Koch-Lehre, Hotelfachschule oder sonstige Ausbildung) Küchenchefin und es dauerte nicht lange da bot man ihr eine Führungspositon nach der anderen an so dass sie bald zu den 5 wichtigsten Managern dieses Konzerns zählte.
Man kann jetzt unken das wäre "früher einmal" alles möglich gewesen, heute seien die Zeiten aber anders und nur der Schulabschluss würde zählen. Stimmt aber nicht! Wie schon geschrieben gibt es durchaus Berufe wo man an bestimmen Ausbildungszielen nicht vorbei kommt. Ich kann ohne Promotion keinen Akademikerposten bekommen, ich kann nicht promovieren ohne vorher studiert zu haben, ich kann nicht studieren ohne zumindest eine Studienberechtigungsprüfung oder ähnliches gemacht zu haben, usw.
Eine ehemalige Schulkollegin, von der ich vermute, dass sie auch hochbegabt ist, hat ihren Berufswunsch, Kunstmalerin zu werden, wahr gemacht. Diesen Wunsch hatte sie schon mit 8 Jahren. Leider habe ich persönlich keinen Kontakt mehr zu ihr, aber ich schaue mir gerne ihre Homepage an, wo sie ihre Bilder ausstellt
- mir kommt jedenfalls vor, dass sie durchaus zufrieden mit sich und ihrer Berufswahl sein dürfte und am Hungertuch scheint sie auch nicht zu nagen.
Schließlich kenne ich genug junge Erwachsene, die erst später, im Berufsleben, erkannt haben, dass sie doch noch ganz was anderes machen wollen und die das auch durchgezogen haben. Das "fixe Standbein" muß also nicht zwangsläufig ein Abi mit gutem Notendurchschnitt oder eine abgeschlossene Berufsausbildung sein, es kann auch später nachgeholt werden.
Ich kenne auch eine Frau, die als KFZ-Mechanikerin arbeitet und die sich den Traum vom eigenen Reitpferd verwirklicht hat. Sie liebt reiten seit sie ein Kind ist und hat sich schon immer ein Pferd gewünscht. Jetzt verzichtet sie lieber auf ein eigenes Auto und ist glücklich, jeden Tag nach der Arbeit zu ihrem eigenen Pferd fahren und eine Runde reiten zu können.
Es gibt viele Wege, ein zufriedenes Leben zu führen. Für mich macht es einen Unterschied ob eine Kind bzw. Jugendlicher nur etwas vage "gern beruflich machen würde" oder ob es ein fixer, ernst gemeinter Wunsch ist, für dessen Erreichung er/sie auch bereit ist, Opfer zu bringen und sich wo durchzubeißen bzw. Nachteile (z.B. geringes Einkommen) in Kauf zu nehmen. Wenn mein Sohn mal "irgendwas mit Tieren" machen will werde ich eher auf einem anderen Standbein bestehen als wenn vom 5. Geburtstag weg der einzige Berufswunsch "Tierpfleger" ist. Klar werde ich besprechen dass das kein sehr anerkannter Beruf ist und der Verdienst wahrscheinlich nie besonders hoch sein wird, aber wenn ich spüre, dass es ein Herzenswunsch ist, werde ich nicht im Weg stehen. Ansonsten kann man es - so wie die Frau mit dem Reitpferd - immer noch als Hobby intensiv ausleben.
Ich selbst schreibe Gedichte und Geschichten seit ich ca. 10 Jahre alt bin. Leider hatte ich noch nie den Biss, was herauszubringen, obwohl ich von Testlesern schon einiges positives feedback bekommen habe. Das ist halt die Schattenseite, am hobbymäßigen ausleben der Interessen: weil es nicht notwendig ist, davon zu leben, fehlt manchmal einfach der Biss, damit wirklich rauszukommen.
Für Karriere machen ist keine spezielle Ausbildung notwendig. Ich kenne etliche Beispiele (vor allem von Frauen) die ungelernt oder mit einem Lehrabschluss in einem ganz anderen Bereich echt groß Karriere gemacht haben. Eine dieser Frauen hatte gerade mal Hauptschulabschluss und wollte nach 10 Jahren Kinderpause (sie hatte 2 Kinder) ein bißchen was dazuverdienen. Sie begann als Teilzeit-Telefonistin in einem großen Konzern. Als sie ca. 20 Jahre später in Pension ging war sie Niederlassungsleiterin, hatte einige hundert Mitarbeiter unter sich und verdiente mehr als das 3fache ihres ebenfalls Vollzeit arbeitenden Mannes

Eine andere Frau, welche eine Lehre als "Damenkleidermacherin" abgeschlossen hatte und hobbymäßig kochte, begann nach der Babypause als Aushilfsköchin in der Betriebsküche eines internationalen Konzerns. Bald darauf war sie (ohne Koch-Lehre, Hotelfachschule oder sonstige Ausbildung) Küchenchefin und es dauerte nicht lange da bot man ihr eine Führungspositon nach der anderen an so dass sie bald zu den 5 wichtigsten Managern dieses Konzerns zählte.
Man kann jetzt unken das wäre "früher einmal" alles möglich gewesen, heute seien die Zeiten aber anders und nur der Schulabschluss würde zählen. Stimmt aber nicht! Wie schon geschrieben gibt es durchaus Berufe wo man an bestimmen Ausbildungszielen nicht vorbei kommt. Ich kann ohne Promotion keinen Akademikerposten bekommen, ich kann nicht promovieren ohne vorher studiert zu haben, ich kann nicht studieren ohne zumindest eine Studienberechtigungsprüfung oder ähnliches gemacht zu haben, usw.
Eine ehemalige Schulkollegin, von der ich vermute, dass sie auch hochbegabt ist, hat ihren Berufswunsch, Kunstmalerin zu werden, wahr gemacht. Diesen Wunsch hatte sie schon mit 8 Jahren. Leider habe ich persönlich keinen Kontakt mehr zu ihr, aber ich schaue mir gerne ihre Homepage an, wo sie ihre Bilder ausstellt

Schließlich kenne ich genug junge Erwachsene, die erst später, im Berufsleben, erkannt haben, dass sie doch noch ganz was anderes machen wollen und die das auch durchgezogen haben. Das "fixe Standbein" muß also nicht zwangsläufig ein Abi mit gutem Notendurchschnitt oder eine abgeschlossene Berufsausbildung sein, es kann auch später nachgeholt werden.
Ich kenne auch eine Frau, die als KFZ-Mechanikerin arbeitet und die sich den Traum vom eigenen Reitpferd verwirklicht hat. Sie liebt reiten seit sie ein Kind ist und hat sich schon immer ein Pferd gewünscht. Jetzt verzichtet sie lieber auf ein eigenes Auto und ist glücklich, jeden Tag nach der Arbeit zu ihrem eigenen Pferd fahren und eine Runde reiten zu können.
Es gibt viele Wege, ein zufriedenes Leben zu führen. Für mich macht es einen Unterschied ob eine Kind bzw. Jugendlicher nur etwas vage "gern beruflich machen würde" oder ob es ein fixer, ernst gemeinter Wunsch ist, für dessen Erreichung er/sie auch bereit ist, Opfer zu bringen und sich wo durchzubeißen bzw. Nachteile (z.B. geringes Einkommen) in Kauf zu nehmen. Wenn mein Sohn mal "irgendwas mit Tieren" machen will werde ich eher auf einem anderen Standbein bestehen als wenn vom 5. Geburtstag weg der einzige Berufswunsch "Tierpfleger" ist. Klar werde ich besprechen dass das kein sehr anerkannter Beruf ist und der Verdienst wahrscheinlich nie besonders hoch sein wird, aber wenn ich spüre, dass es ein Herzenswunsch ist, werde ich nicht im Weg stehen. Ansonsten kann man es - so wie die Frau mit dem Reitpferd - immer noch als Hobby intensiv ausleben.
Ich selbst schreibe Gedichte und Geschichten seit ich ca. 10 Jahre alt bin. Leider hatte ich noch nie den Biss, was herauszubringen, obwohl ich von Testlesern schon einiges positives feedback bekommen habe. Das ist halt die Schattenseite, am hobbymäßigen ausleben der Interessen: weil es nicht notwendig ist, davon zu leben, fehlt manchmal einfach der Biss, damit wirklich rauszukommen.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
@Momo
Ich sehe einfach, das ohne Geld hier nichts geht. Keine Hobbys, keine Medikamente. Und woher bekomme ich denn nun das Geld? Erben? Geht nicht.
Durch das erlernen des Berufes der Bäckereifachverkäuferin? Das mag zum leben reichen, aber nicht für zwei Kinder mit gefühlten 80 Hobbys. Und da rede ich nicht davon, das wir nur in Hilfiger-Klamotten rumrennen. Und dann kommt irgendwann mal das Alter. Gesund dadurch kommt keiner. und neben dem Alltagsverbrauch von Geld, sollte ich etwas haben, was ich für Medikamente benötige, die eben die KK nicht bezahlt. Das werde ich nicht schaffen mit "nur" Bäckereifachverkäuferin". Leider! Auch wenn ich in dem Beruf aufgehen mag und er mir gefällt.
Künstler - ja, das ist so eine Sache. ich "kenne" einige und die, die ich kenne, leben, überspitzt ausgedrückt, von der Hand in den Mund. Viele hätten sich das soooo nicht vorgestellt. Ob die nun ein zufriedenes Leben führen?
Ich hoffe, das meine Kinder, eben durch die vielseitigen Angebote, sich das raussuchen was ihnen gefällt und wo sie Freude dran haben. aber was das sein wird, wird sich noch kristallisieren - später, wenn sie genau wissen was sie wollen. und auch im Beruf werden sie etwas finden mit dem sie sich arrangieren können. Ob das nun immer das ist, was sie schon immer werden wollen, das wage ich zu bezweifeln. Denn, die jungen Leute die ich kenne, die wissen nicht wirklich was sie machen sollen. Und da sind einige dabei, die es sich anders überlegen oder vielleicht auch hadern oder eben unzufrieden sind, sich aber arrangieren.
Erfolg bei dem was ich tue, habe ich nur wenn ich Glück habe. Dazu gibt es tolle wissenschaftliche Studien. Wobei Erfolg ja jeder für sich anders definiert. Und für uns Frauen ist der Preis besonders hoch. Koschka hatte sich darüber bereits sehr gut geäußert.
VG
Ich sehe einfach, das ohne Geld hier nichts geht. Keine Hobbys, keine Medikamente. Und woher bekomme ich denn nun das Geld? Erben? Geht nicht.

Künstler - ja, das ist so eine Sache. ich "kenne" einige und die, die ich kenne, leben, überspitzt ausgedrückt, von der Hand in den Mund. Viele hätten sich das soooo nicht vorgestellt. Ob die nun ein zufriedenes Leben führen?

Ich hoffe, das meine Kinder, eben durch die vielseitigen Angebote, sich das raussuchen was ihnen gefällt und wo sie Freude dran haben. aber was das sein wird, wird sich noch kristallisieren - später, wenn sie genau wissen was sie wollen. und auch im Beruf werden sie etwas finden mit dem sie sich arrangieren können. Ob das nun immer das ist, was sie schon immer werden wollen, das wage ich zu bezweifeln. Denn, die jungen Leute die ich kenne, die wissen nicht wirklich was sie machen sollen. Und da sind einige dabei, die es sich anders überlegen oder vielleicht auch hadern oder eben unzufrieden sind, sich aber arrangieren.
Erfolg bei dem was ich tue, habe ich nur wenn ich Glück habe. Dazu gibt es tolle wissenschaftliche Studien. Wobei Erfolg ja jeder für sich anders definiert. Und für uns Frauen ist der Preis besonders hoch. Koschka hatte sich darüber bereits sehr gut geäußert.
VG
Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
Das stimmt natürlich.Rabaukenmama hat geschrieben:Ich glaube es kommt sehr darauf an welche Menschen man kennt und wie diese leben. Wenn wir selbst Menschen kennen, die in künsterlischen Berufen oder als Musiker bzw. Berufssportler glücklich sind und auch noch davon leben können, glauben wir eher, dass unsere Kinder das auch schaffen können, als wenn wir zu diesen Kreisen gar keinen Bezug haben.

Nur darf ich da leben wo eben viele vielseitige Menschen leben. Und alle diese vielseitigen Menschen haben unterschiedliche Berufe. Künstler, Autor, Arzt, Lehrer, Bäckereifachverkäuferin......da ist keiner so zufrieden mit seinem Job, das er die Erfüllung darin gefunden hätte. In den Hobbys dann schon eher.

Mein Sohn will sein Schulpraktikum bei einer freien Musikschulpädagogin machen. Da wird er dann sicherlich sehen, was das bedeutet. Knallharte, ständig flexible, Einsätze. Ich bin gespannt. Künstler darf mein Sohn "nur" auf Lehramt werden. Etwas anderes werde ich ihm dringend abraten, jedoch nie verbieten.
VG
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
Dann bin ich wohl eine Ausnahme. Ich freue mich jeden Tag wenn ich in die Arbeit fahrealibaba hat geschrieben: Nur darf ich da leben wo eben viele vielseitige Menschen leben. Und alle diese vielseitigen Menschen haben unterschiedliche Berufe. Künstler, Autor, Arzt, Lehrer, Bäckereifachverkäuferin......da ist keiner so zufrieden mit seinem Job, das er die Erfüllung darin gefunden hätte.

Dabei habe ich meinen Beruf (Einzelhandeskauffrau)eher aus der Not heraus (höhere Schule abgebrochen, Wunsch-Lehrberufe nicht verfügbar, Lehrstellen generell knapp) erlernt. Durchdachte Entscheidung war es jedenfalls keine. Meine Eltern haben mir klargemacht dass ich IRGENDEINE Arbeit finden müsse - idealerweise eine Lehrstelle - wenn ich nicht weiter in die Schule gehen will. Und siehe da, der Zufall hat es gut mit mir gemeint

Das Spektrum eines Berufes wie "Verkäuferin" ist riesig! Voraussetzung ist generell Freude an der Arbeit mit Menschen und an Kommunikation. Und je nach dem, wo man verkauft und was, sind noch andere Kenntnisse notwendig: Warenkunde, Fremdsprachen, technisches Verständnis, psychologisches "Gespür, selbstsicheres auftreten,...
...einige dieser Fähigkeiten sind erlernbar bzw. verbesserbar, andere hat man oder hat man nicht. In meiner Branche ist z.B. das technische Verständnis ein MUSS. Wenn ich neue Lehrlinge ausbilden soll merke ich sofort ob in den Augen zwei große Fragenzeichen stehen wenn sie eine technische Zeichnung betrachten oder ob sie wissen, worum es geht. Und diejenigen, die es wissen, haben erfahrungsgemäß auch mehr Freude und Interesse an der Arbeit. Das ist vollkommen unabhängig von Schulzeugnissen.
Ich könnte mir nicht vorstellen, täglich etliche Stunden einer Tätigkeit nachzugehen, die mir keine Freude macht, nur des Geldes wegen. Furchtbar! Daher weiß ich, welche Einstellung ich meinen Söhnen NICHT vermitteln will. Nämlich "Du musst dir eine Arbeit suchen wo du gut verdienst, ob sie Dir Freude macht ist nebensächlich. Spaß haben kannst du in der Freizeit mit deinen Hobbys."
NEEEIN! Eher sage ich "Du wirst mindestens 35 Jahre den Großteil deiner Tage deinen Beruf ausüben. Such Dir was aus, was Dir Freude macht! Was andere davon halten ist nicht so wichtig, es ist DEIN Leben!"

Zuletzt geändert von Rabaukenmama am Di 11. Okt 2016, 15:19, insgesamt 2-mal geändert.
Der liebe Gott schenkt uns die Nüsse, aber er knackt sie nicht (Johann Wolfgang von Goethe)
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
...aber ein Leher muss doch an ganz anderen Dingen Freude haben als ein Künstler
, sie arbeiten zwar (eventuell, wenn die Schule mehr Raum lässt als furchtbare Tuschkästen, meist geben die 45 min. ja nicht mehr her...)... nichts ist doch schlimmer als ein Kunstlehrer, der auf Kinder losgelassen wird und eigentlich seine Zeit lieber alleine mit seiner Kunst im Atelier verbringen würde...?
lg orangenminze

lg orangenminze
Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule
Nicht immer drückt sich Erfolg aber unbedingt auch in Geld aus. Man kann wie gesagt Olympiasieger in einer Randsportart werden und nur ein Bruchteil dessen verdienen, was ein Regionalligaspieler im Fußball verdient.Momo hat geschrieben:. Wie viel Zeit verbringen wir mit Arbeit? Arbeiten wir nur, um Geld zu verdienen? Oder kann Arbeit auch Freude machen und einen mit Glück und Zufriedenheit erfüllen? Natürlich kann man Arbeit von seinen eigentlichen tiefen Bedürfnissen und Träumen trennen, doch warum? Warum gehst Du davon aus, dass Künstler automatisch kein Geld haben?
Ich erlebe es täglich: Die Menschen, die einer Arbeit, in welchem Bereich auch immer, mit Freude und Begeisterung nachgehen, die sind auch erfolgreich!
Und da schließt sich der Kreis! Menschen, die nicht verlernt haben, Freude beim Lernen und Arbeiten, beim Tun zu empfinden, werden Erfolg haben bei dem, was sie tun!
Aber wer richtet denn den Fokus nur auf die Gegenwart, derjenige der sich nur auf das was wofür er gerade brennt fokussiert, oder derjenige, der sich bildungsmäßig alles offenhält und bei seinem Berufswunsch auch andere Gegebenheiten berücksichtigt.Die Menschen, die ihren Fokus allein auf den Gegenwert gerichtet haben führen im Grunde auch nur das weiter, was sie in der Schule schon gelernt haben. Etwas zu tun, um dafür etwas zu bekommen. Es geht nicht um das Tun an sich. Und um die Erfüllung darin. Vielleicht kann man es nicht verstehen, wenn man es selbst nicht erlebt. Ich meinerseits könnte mir nicht vorstellen, meine wertvolle Lebenszeit mit einer Tätigkeit zu verbringen, die mir keine Freude macht. Wie viel Zeit bleibt mir dann letztendlich übrig, um glücklich zu leben? Ist dies die "Sicherheit" in Form von Geld wert?
Es ist ja selten so, dass es nur eine Sache gibt, die man gerne macht. Wer sich eben nicht nur auf seine oberste Leidenschaft fokussiert wird schon was finden, was er auch sehr gern macht. Ich kenne viele, die es so gehandhabt haben, ich selber ja auch. Ich habe eine Beruf, mit dem ich gut Geld verdiene, den ich gern mache und darüber hinaus habe ich mein Hobby. Also verbringe ich meine Zeit mit Dingen, die ich gern tue. Nur verdiene ich mein Geld halt nicht mit meiner allerliebsten Beschäftigung.
Jemand, der sich nur auf seine allerliebste Tätigkeit fokussiert muss halt das Glück haben, dass man damit auch wirklich den Lebensunterhalt bestreiten kann. Das ist aber manchmal (in gewissen, besonders begehrten Bereichen sogar besonders oft) eben nicht der Fall. Und dann hat man unter Umständen eben keine Tätigkeit, die man auch gerne tut, auf die man ausweichen kann und verbringt tatsächlich einen großen Teil seiner Zeit mit ungeliebten Tätigkeiten, da man nichts anderes mehr findet, was die Rechnungen bezahlt.
Umgekehrt kann es gut sein, dass man wenn man den Umweg über die nicht allerliebste Tätigkeit geht sich im Laufe des Lebens noch genug Möglichkeiten ergeben doch noch seine meiste Zeit mit der allerliebsten Tätigkeit zu verbringen.