Diesen Ansatz haben wir ja auch probiert. Ergebnis war, dass der Frust umso größer war, weil sie dann eben mit so ganz reduziertem Üben das nicht konnte oder nicht gut genug konnte, was sie können sollte/wollte.
Beim Klavier übrigens scheint es etwas besser zu gehen, obwohl auch da Ausbrüche stattfinden. Aber da steht sie ja noch ganz am Anfang und es geht sehr langsam voran seitens der Klavierlehrerin und des Lehrwerkes.
Ich glaube, Saxophon ist einfach auch verdammt schwierig, es klingt einfach mies, wenn die Technik nicht stimmt.
Ich denke, man kann es nicht "einfach so" spielen, wie eben Klavier, wo man auch mal nur einfach so rumklimpern kann, wenn einem danach ist. Man muss beim Saxophon wirklich immer Körper und Geist zu 100% einsetzen sonst geht gar nichts.
Die Technik ist auch nicht so ohne, da es ja auch eines gewissen Lungenvolumens bedarf, um z.B. bis in die tiefen Lagen den Ton zu stützen. Wenn man da auch nur ein bisschen nachlässt, ist der Ton weg oder scheppert.
Und dann muss bspw das Blatt (am Mundstück) immer erst eingespielt werden, ehe es so richtig schön schwingt und wenn es lange und oft gespielt wurde, bekommt es dann schon erste Risse und muss dann bald entsorgt werden. Dann muss ein neues her und das wiederum muss wieder erst etwas eingespielt werden etc pp. Also es liegt nicht immer nur zu 100% in Tochters Hand, wie gut die Töne jeweils rauskommen.
So ein Blatt hat beim Kind übrigens eine Lebenszeit zwischen 3 Tagen und 3 Wochen.
Also ein Profi hat damit sicher keine Probleme, aber für sie macht es schon einen merklichen Unterschied, wie neu oder abgenutzt und von welcher Marke das Blatt ist. Es gibt auch Blätter, die sie gar nicht spielen kann, weil sie zu stramm sind und sie die gar nicht erst zum schwingen kriegt.
Wobei der aktuelle Lehrer auch für dieses Problem jetzt eine gute Lösung hat. Er hat immer mehrere Blätter gleichzeitig in Benutzung und nutzt nicht eines nach dem andren ab. Und sie soll die Blätter in einer Tupperdose in Wasser legen, statt sie trocken ans Instrument zu packen vorm Üben und es dann erst mühsam "einzuspeicheln". Alles wertvolle Tipps, die wir irgendwie jetzt ein Jahr zu spät gekriegt haben...
Naja, das alles gleichzeitig mit Noten lernen, Rhythmen usw usf. – das ist einfach ein Riesenpaket. Und wurde vom ersten Lehrer überhaupt nicht unterstützt und als die Leistung, die es war, wahrgenommen und gewürdigt.
Allein dieses "das reicht mir" mit dem Abhaken des Stückes... das finde ich sowas von daneben. Sie hat da echt eine Wahnsinnsleistung vollbracht, förmlich Blut und Wasser hat es sie mitunter wohl gekostet (das sehe ich übrigens erst rückblickend so richtig klar) und er sagt dann dazu nur: "das reicht mir".

Ich selbst kann das wie gesagt auch erst im Rückblick so richtig beurteilen, weil mir viel an Wissen rund um das Instrument anfangs ja fehlte und vom Lehrer auch keine Infos dazu kamen. Das Meiste habe ich mir im Netz selbst angelesen oder jetzt vom neuen Lehrer erfahren...
Und mir wurde auch selbst erst klar WIE schwer das Instrument anfangs zu spielen sein muss, als ich beim Vorspiel am Schuljahresende gehört habe, wie das bei einigen der anderen klang.

Eigentlich klang es nur bei einem der andren besser als bei Tochter und der Junge war 12 oder 13 und hatte schon 3 Jahre Unterricht gehabt. Ich meine damit jetzt übrigens NICHT das Niveau der Stücke, sondern rein den Klang des Instrumentes.
Ich würde das Instrument aus dieser Erfahrung heraus wirklich keinem so jungen Kind empfehlen und auch nicht als Erstinstrument. Nicht zuletzt auch, weil für die zugehörige Musikrichtung/den guten Klang meiner Meinung nach eine gewisse musikalische Erfahrung und Reife gut wären.
Aber sie wollte es ja unbedingt. Sie sagte damals: das oder keines.
(Ich glaube, dass sie sich erstens in die Optik des Instruments verliebt hatte, zweitens den Lehrer mochte und drittens merkte, dass sie das mit der Luft auf Anhieb deutlich besser hinbekam, als andere Kinder... was sicher Erbmasse vom Vater ist. Der hat eine "Hochgebirgslunge".)
Überall (im Internet, im Bekanntenkreis) hieß es dann erstmal, dass man damit frühestens ab 8 anfangen sollte und lieber vorher Flöte lernen sollte. Der aktuelle Lehrer und die Dame aus dem Instrumentenkarussell allerdings meinten, dass wenn sie unbedingt nur Saxophon wolle, es wohl nichts bringen würde, sie mit Flöte oder einem andren zu vertrösten.
Der Lehrer (also nicht der vom ersten Jahr sondern der jetzige, der sie damals aber so beflügelt hatte) sagte auch, er habe immerhin schon einmal einen so jungen Schüler gehabt und bei Tochter könne er sich das vorstellen, dass sie das packt.
Naja, sie ist ja jetzt auch erst 2 Monate bei ihm und auch noch in keinem Ensemble, was aber wohl auch noch kommen wird. Und die Technik wird ja merklich besser. Der Lehrer ist immer ganz angetan, dass sie schon einen so großen Tonumfang herausbekommt. (Ich glaube, sie hat jetzt sogar schon alle Töne, nur klingen die höchsten und tiefsten halt noch nicht immer perfekt)
Ich habe ihr all das, was ich hier gerade geschrieben habe auch schon mehrfach gesagt und dass ich es bewunderte, wie sie sich durchgebissen hat.
Sowas will sie aber immer nicht hören...


Wir geben ihr und uns auf jeden Fall noch Zeit. Das mit den Aufnahmen und der CD momentan hat sie ja doch auch schon ganz schön "angefixt", so mein Eindruck.