Beobachtungen der Lehrerin: face-off hat geschrieben:Colleen sei leistungsstandmäßig sogar schon im 2. Schuljahr anzusiedeln und in ihrer Klasse sogar unterfordert. ... Die Lehrerin bemerkt ein Nachlassen der Motivation innerhalb der letzten 1-2 Wochen und bekennende Langeweile unserer Tochter. ... Und sie sagt, das Kind brauche unbedingt mehr Gehirnfutter. ... Es drohe mangelnde Motivation, da Colleen verdeutlicht, dass ihr der Schulstoff zu einfach sei und sie keine große Lust mehr darauf hat, dass 17. "O" zu schreiben usw.
Lösung der Lehrerin: face-off hat geschrieben:Innerhalb des Klassenverbandes kann die Klassenlehrerin Colleen nicht noch mehr "füttern". ... Sie empfiehlt, Kontakt aufzunehmen mit einer Gruppe für Hochbegabung.
Hallo Claudia,
das ist typisch für unser Schulsystem und auch für das Verhalten der Majorität unserer lieben Pädagogen. Ein schulinternes Leistungsproblem - egal ob nach oben oder unten - wird selten schulintern gelöst... Die Schule in Deutschland ist schließlich nicht dafür da, den
Schülern gerecht zu werden! Wer würde denn so was denken...!

- Aber was, bitte schön, sollte denn eine Gruppe für Hochbegabung an der schulinternen Unterforderung verändern? Klar, es ist ja prima, dass die Lehrerin keine Tomaten vor den Augen hat. Schön, dass sie ansonsten auch ganz umgänglich ist. Aber das Abwälzen der Problematik aus ihrem Verantwortungsbereich scheint mir nicht zielführend. In unserem Fall war es nach einem Lehrerwechsel der Satz "ich kann doch keinen zweiten Parallelunterricht in der Klasse abhalten!", der nachfolgend zum Feuerwehreinsatz führte... Auch in unserem Fall war der Pädagoge nicht in der Lage, die Diversität seiner Schüler unter einen Hut zu bringen - im Gegensatz zur vorherigen Lehrkraft. Aber für wen bloß hält denn die Lehrperson den Unterricht, wenn die eine Hälfte der Klasse zur Nachhilfe geschickt wird und die andere Hälfte zur Zusatz-Förderung, damit die Kinder unter den gegebenen Umständen in der Klasse verbleiben können? - Wann endlich wird es zur Normalität gehören, dass die Kinder mitsamt ihrer Unterschiedlichkeit in unseren Schulen akzeptiert und gefördert werden?!
face-off hat geschrieben:Hat jemand damit Erfahrung und wie geht ihr damit um?
Ich bin dankbar für Ideen, die über Bücherei, Sportverein und Musikschule hinausgehen.....
Das Problem an der Sache besteht darin, dass jede mögliche Förderung am Nachmittag das Defizit am Vormittag nicht beseitigen kann. Wenn aber an jedem Schultag der Frust wächst, dann wird daraus irgendwann eine Verweigerungshaltung, die das Kind in die schulische Sackgasse führen kann, sofern keine Abhilfe geschaffen wird. Es kommt verschärfend hinzu, dass bei etlichen KlugenKindern nicht bloß ein Entwicklungsvorsprung besteht, sondern eine raschere Dynamik der Gehirnentwicklung. Darum geht (etwa bis zur Pubertät) in solchen Fällen die Schere immer weiter auseinander. Aus meiner Erfahrung heraus würde ich daher nur zwei Wege erkennen: (1) die Lehrerin spuckt in die Hände, organisiert Unterlagen für eine Förderung auf verschiedenen Niveaus und stellt ihre Unterrichtsform um - oder (2) Colleen wird über partielles Springen und Drehtürmodell behutsam in die nächst höhere Klassenstufe befördert, was ganz sicher nur die zweitbeste beste Lösung wäre.
Die erste Lehrerin von Töchterlein hatte die unterschiedliche Förderung ganz super hinbekommen und somit die Maßnahme (1) favoritisiert. Zu einem Thema (in Orthographie, Mathe oder Sachunterricht) gab es beispielweise 10 unterschiedlich anspruchsvolle Aufgaben, von denen mindestens 5 zu erledigen waren. Es gab dabei kreative, knifflige und einübende Anwendungen. Das Vorstellen der verschiedenen Lösungen durch die verschiedenen Kinder war dann für alle kleinen Zuhörer nochmals interessant, weil ja nicht jeder alle Aufaben abgearbeitet hatte. Für die Kinder erschien diese Vorgehensweise nicht ungerecht, da jeder gleich viele Aufgaben erledigt hatte und zudem stolz darauf war, die gefundenen Lösungen den anderen vorzustellen (Applaus=soziale Belohnung!). So kann eine Lehrkraft ganz einfach die natürlichen Verhaltensmuster der Kinder (Neugierde, Können zeigen, Herausforderungen bestehen, Belobigung suchen) in das Unterrichtskonzept einbauen. Klar, es ist sicherlich ein Mehraufwand, so einen Unterricht zu gestalten, aber dieser ist dann auch nicht so langweilig, dass die Lehrerin ständig die kleinen Klassenkasper zu mehr "Durchhaltekraft" ermahnen muss... Es ist allerdings keine Lehrerpflicht, so einen "Kinderhirn-kompatiblen" Unterricht zu halten - also wird es auch zumeist nicht gemacht. Punkt.
So hatte auch der nachfolgende KL zu solchen Maßnahmen keinen Draht (und keinen Bock?

), so dass dies dann irgendwann nach einem Crash in Töchterleins Kinderseele zur Maßnahme (2) geführt hatte - nur halt ganz ohne "behutsam", weil auch das als zu aufwändig erschien... Tja, auch Lehrer sind unterschiedlich... Nur kriegen sie deswegen kein unterschiedliches Gehalt. Wäre dem so, sähe die Unterrichtsqualität in Deutschland längst anders aus...
Viele Grüße von
Neckri