Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Probleme und Lösungen für den Schulalltag
sinus
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von sinus »

Momo hat geschrieben:Gerne möchte ich Euch Mal beschreiben, wie ein Morgen vor Schulstart bei uns so abläuft, gerade weil heute Morgen so ein schöner Morgen war :)

Gestern Abend war ja Halloweenparty und es ist sehr spät geworden... somit habe ich meine Tochter bis 8:30 Uhr schlafen lassen, da sie ja erst um 9:30 Uhr in der Schule sein muss. Sie war dann nach dem Aufstehen noch so begeistert von der gestrigen Party und von der ganzen Verkleidung, dass sie kurzentschlossen ihre liebste Schulfreundin angerufen und mit ihr verabredet hat, mit langen Haarperrücken, wild geschminkt und mit ihren Plastikspinnen zur Schule zu gehen. Sie haben sich fröhlich auch schon bestimmte Spiele ausgedacht, die sie dann in der Schule spielen möchte. Meine Tochter packte mit Feuereifer alles zusammen und verließ mit wehenden Haaren, wildem Schminkgesicht und ganz viel Vorfreude auf den tollen Tag das Haus. Als ich sie so gehen sah, wurde mir besonders bewusst, wie wunderbar es ist, sie einfach so gehen lassen zu können. Sie darf so zur Schule gehen. Auch ich bin als Mutter frei und muss mir keine Gedanken machen, wie die Lehrer wohl reagieren werden. Wunderbar! Wäre es nicht schön, wenn alle Menschen diese Freiheiten hätten??!!!

Momo

Leider ist die Welt aktuell eine andere... Und da könnte ich mir vorstellen, dass einige Vorschreiberinnen hier Recht haben - manche Menschen sind dafür womöglich auch nicht gemacht.

Ich selbst wünsche mir durchaus, dass alle diese Freiheiten hätten, genauso, wie ich irgendwie auch an die Machbarkeit und die positiven Effekte eines bedingungslosen Grundeinkommens glaube.
Aber ein paar leise Zweifel bleiben... ob das nicht doch etwas zu romantisch und naiv gedacht ist.
Die Blätter sind bunt
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Momo
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Momo »

Liebe Sinus,
ich beschäftige mich gerade sehr mit dem Thema der "gewaltfreien Kommunikation", da meine Tochter mich in ihrer jetzigen Lebensphase immer wieder vor große Herausforderungen stellt. Ein intelligentes Kind, welches schon immer um mehrere Ecken gedacht hat und überaus logisch und klar argumentieren kann, ist nicht nur easy :schwitz: Ich komme auch manchmal an meine Grenzen, gerade jetzt...

Sehr empfohlen wurde mir folgendes Buch "Gewaltfreie Kommunikation Eine Sprache des Lebens" von Marshall B. Rosenberg: https://www.amazon.de/Konflikte-l%C3%B6 ... munikation. Ich habe es selbst noch nicht gelesen, doch die Menschen ,die mir dieses Buch empfohlen haben, sagen, dass hier die Sicht auf Kommunikation und auf Konflikte von einer ganz anderen Perspektive gesehen werden und das es wahnsinnig hilfreich ist.

Vorhin habe ich während meiner Computerzeit zum Thema gewaltfreie Kommunikation einen Vortrag gehört. Ein typischer Glaubenssatz ist zum Beispiel "Ich bin nicht gut genug!", daraus resultiert zum Beispiel ehrgeiziges Verhalten, welches erstmal positiv in unserer Gesellschaft gesehen wird. Doch im Grunde, so wurde in diesem Vortrag gesagt, zeigt ehrgeiziges Verhalten auch die Angst, nicht gut genug zu sein und alles dafür zu tun, irgendwie zu genügen. Ein interessanter Gedanke.

Vielleicht auch ein interessantes Buch für Dich??

Liebe Grüße von Momo
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sinus
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von sinus »

Liebe Momo,
das Buch kenne ich nicht, aber ich habe schon 2 Bücher zur gewaltfreien Kommunikation hier... und zum Großteil auch gelesen. :fahne:
Woher dieses "ich bin nicht gut genug" beim Kind kommt, weiß ich nicht. Allerdings ist die Oma ähnlich gestrickt. Sie macht sich auch immer schlechter als nötig und leidet unter "Komplexen" wenn man das so sagen darf. Sie meidet auch z.B die moderne Technik weil sie glaubt, sie sei dafür zu dumm und würde das nicht hinbekommen. Grad gestern hatten wirs davon. Sie hatte sich mit 2 Studienfreundinnen getroffen und äußerte: "Die sind sowieso so sehr viel intellektueller als ich. Allein wie sie da so mit ihren Smartphones hantierten, Fotos zeigten usw. Ich hab mich ganz schön blöd gefühlt. *seufz*"
Ich habe ihr (zum wiederholten Male!) angeboten, ihr das zu zeigen aber sie verweigert sich. Sie brauche das doch im Grunde gar nicht, ach das bringt doch bei ihr auch nichts, sagt sie.
Meine Mutter war übrigens Ärztin und ist auch als Rentnerin immernoch vielfältig engagiert und interessiert.
Also sie hat null Grund, sich das nicht zutrauen.

Überhaupt sind Oma und Kind sich sehr ähnlich und das ist eventuell auch ein Grund, warum mich das selbstherabsetzende Verhalten beim Kind so triggert. Zumal ich da anders bin. Ich bin auch oft perfektionistisch, aber neige nicht dazu, an mir zu (ver-)zweifeln. Ich habe Freude daran, etwas zu verbessern und NOCH besser zu machen. Es "kitzelt mich" in positiver Weise.
Oma und Tochter sind übrigens auch beides "typische erste Kinder" und sehr klug, vielleicht ja tw im Kleinkindalter mitunter darum auch emotional manchmal überfordert worden...? Also so denke ich manchmal.
Wobei die Große mit gerade mal 2 hier auch schon saß und eine halbe Stunde wirklich heftigst gewütet und theatert hat, weil sie so verzweifelt war, dass sie den Reißverschluss ihre Jacke nicht allein zu bekam.
Da sehe ich jetzt nichts, was ich falsch gemacht haben könnte. Ganz sicher hatte ich nicht verlangt, dass sie sich allein anzieht...

Und auch da verzweifelte sie schon an sich selbst.
Ich verlor damals irgendwann die Geduld (nachdem ich wirklich eine halbe Stunde hilflos neben ihr saß, weggehen durfte ich nicht, sie anfassen auch nicht) und meinte, nun sei es doch endlich mal gut.
Sie antwortete schluchzend: "Ich würde ja aufhören aber ich KANN nicht!"
(Das werd ich nie vergessen, wie sie mir da direkt vor Augen hielt, dass ich ihr da in dem Moment zu viel Beherrschung abverlangte und auch staunte, dass sie selbst das schon so deutlich kommunizieren konnte.)

Wie ich drauf beim Kind am Besten reagiere, habe ich schon oft drüber nachgedacht. (Auch die Oma gefragt, wobei sie auf sowas angesprochen schnell eingeschnappt reagiert und sich kritisiert fühlt...)
An sich braucht ein Kind ja erstmal grundsätzlich Akzeptanz seiner Persönlichkeit, in dem Falle fällt mir das aber verdammt schwer.
Ich will und kann das schlecht akzeptieren, da es so offensichtlich eine völlig verquere Selbst-Wahrnehmung ist.
Und die auch die Umgebung unter Druck setzt irgendwie. So empfinde ich das zumindest. (Auch bei der Oma)
"Seht her - ich bin ein armes Hascherl, alle Welt ist so viel besser als ich, seht mich doch an, wie klein und dumm ich bin" - höre ich da heraus.
Damit weist man ja gewissermaßen die Verantwortung, etwas hinzubekommen von sich (weil man es ja gar nicht können KANN, so dumm wie man ist), verpackt das aber so schön in Selbstkritik. Die aber eben leider nicht konstruktiv, sondern destruktiv ist.

Man kann denjenigen ja auch nicht guten Gewissens darin bestärken: "Ja, stimmt, du bist zu dumm!"
Man (ich) sehe mich in der Pflicht zu widersprechen. Und ärgere mich über den anderen, denn ich sehe ja auch, dass derjenige es sich damit unnötig schwer macht... Thema sich selbst bewahrheitende Prophezeihung.

Mir ist übrigens noch eine Situation eigefallen, wo das sonst so beherrschte Kind mal so furchtbar heftig ausgeflippt ist. Damals wollte sie unbedingt auf der Website der "Sendung mit der Maus" ein Computerspiel machen. Irgendetwas mit hüpfen und klettern und sammeln. Das klappte nicht so gut. Riesendrama.
Ich habe denn ein Schlussstrich ziehen müssen, weil es einfach zu arg wurde. Riesendrama.
Seitdem hat sie nie wieder so ein Computerspiel angefasst...
Überhaupt hat sie ja auch alle Arten von Gesellschaftsspielen stets gemieden. Sie wollte sich dem Gefühl des Verlierens emotional nicht aussetzen.
Vermeidung jeglicher potentieller Frustsituationen ist zwar eine effektive Strategie, kann aber ja irgendwie auch nicht die Lösung des Problemes sein. 8-)
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Momo
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Momo »

Sinus hat geschrieben:
Man kann denjenigen ja auch nicht guten Gewissens darin bestärken: "Ja, stimmt, du bist zu dumm!"
Man (ich) sehe mich in der Pflicht zu widersprechen.
Soweit ich es verstanden habe und was ich einen sehr schönen Ansatz finde, ist "von Herz zu Herz" zu kommunizieren. Also wirklich empathisch mitzufühlen, was das Gegenüber fühlt und dies zum Beispiel zu spiegeln. Du könntest zu Deiner Tochter in diesen Situationen zum Beispiel sagen: "Du hast Angst, dass Du es nicht schaffst." Oder: " Du bist frustriert und denkst, du kannst es nicht schaffen." Vielleicht gar nicht viel sagen und vor allem nicht widersprechen (auch wenn du es liebevoll meinst), denn dann fühlt sie sich wahrscheinlich erst recht unverstanden und der Frust wird noch größer. Ich mache zum Beispiel oft den Fehler, dass ich zu viel sage. Das nervt meine Tochter und ich nehme sie ernst und versuche an mir zu arbeiten. Wir Mütter wollen manchmal so viel, so schnell, so gut- und dann ist es vielleicht für das Kind viel zu viel...

Deine Tochter hat hohe Ansprüche an sich selbst, umso wichtiger ist es wahrscheinlich für Dich, den Druck völlig rauszunehmen und auch ihren Frust und Schmerz auszuhalten. Das ist zum Beispiel auch wahnsinnig schwer, wir wollen, dass unsere Kinder glücklich sind und dass sie bitte sofort mit ihrer Wut oder ihrem Frust aufhören. Doch wenn wir auch diese Emotion akzeptieren, hilft es dem Kind vielleicht, selbst besser damit umzugehen, weil auch das Kind dieses Gefühl akzeptiert und letztendlich verarbeiten und umwandeln kann.

Ich werde mir dieses Buch bestellen, denn das Thema der gewaltfreien Kommunikation ist äußerst spannend, nicht nur im Umgang mit Kindern, auch mit Erwachsenen und auch mit sich selbst.
Kannst Du mir zu diesem Thema ein anderes Buch empfehlen?

Liebe Grüße von Momo
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von sinus »

Naja, ich habe hier zwei von Rosenberg. "Konflikte lösen durch Gewaltfreie Kommunikation. Ein Gespräch mit Gabriele Seils" (Herder-Verlag) ...ups - das ist ja doch dasselbe, was du verlinkt hast, nur eine viel ältere Ausgabe.
Und "Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens." (Junfermann)
Kann/konnte beide aber nicht am Stück lesen. Bin also damit noch nicht durch. To much Input. 8-)
(da sind einfach so viele Denkansätze, die ich nicht einfach überlesen/übergehen kann und über die ich nachdenken muss und verinnerlichen möchte... dass das nur "Schluckweise" geht)
Sehr gut fand ich auch und in die selbe Richtung geht ja Gordons Klassiker "Familienkonferenz".
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Momo »

Liebe Sinus, na das passt ja- genau diese Bücher meine ich :lol:
Vielleicht können wir ja einen neuen Threat zu diesem Thema öffnen. Ist ja auch interessant, sich mal auszutauschen und Fragen zu klären, anstatt nur alleine vor sich hin zu lesen :)

Also, volle Kraft voraus- Buch ist schon mal bestellt :D
Momo
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von sinus »

Momo hat geschrieben:Sinus hat geschrieben:
Man kann denjenigen ja auch nicht guten Gewissens darin bestärken: "Ja, stimmt, du bist zu dumm!"
Man (ich) sehe mich in der Pflicht zu widersprechen.
Soweit ich es verstanden habe und was ich einen sehr schönen Ansatz finde, ist "von Herz zu Herz" zu kommunizieren. Also wirklich empathisch mitzufühlen, was das Gegenüber fühlt und dies zum Beispiel zu spiegeln. Du könntest zu Deiner Tochter in diesen Situationen zum Beispiel sagen: "Du hast Angst, dass Du es nicht schaffst." Oder: " Du bist frustriert und denkst, du kannst es nicht schaffen." Vielleicht gar nicht viel sagen und vor allem nicht widersprechen (auch wenn du es liebevoll meinst), denn dann fühlt sie sich wahrscheinlich erst recht unverstanden und der Frust wird noch größer. Ich mache zum Beispiel oft den Fehler, dass ich zu viel sage. Das nervt meine Tochter und ich nehme sie ernst und versuche an mir zu arbeiten. Wir Mütter wollen manchmal so viel, so schnell, so gut- und dann ist es vielleicht für das Kind viel zu viel...

Deine Tochter hat hohe Ansprüche an sich selbst, umso wichtiger ist es wahrscheinlich für Dich, den Druck völlig rauszunehmen und auch ihren Frust und Schmerz auszuhalten. Das ist zum Beispiel auch wahnsinnig schwer, wir wollen, dass unsere Kinder glücklich sind und dass sie bitte sofort mit ihrer Wut oder ihrem Frust aufhören. Doch wenn wir auch diese Emotion akzeptieren, hilft es dem Kind vielleicht, selbst besser damit umzugehen, weil auch das Kind dieses Gefühl akzeptiert und letztendlich verarbeiten und umwandeln kann.

Ich werde mir dieses Buch bestellen, denn das Thema der gewaltfreien Kommunikation ist äußerst spannend, nicht nur im Umgang mit Kindern, auch mit Erwachsenen und auch mit sich selbst.
Kannst Du mir zu diesem Thema ein anderes Buch empfehlen?

Liebe Grüße von Momo
Hm, wenn ich so drüber nachdenke ... genaugenommen höre ich nicht, dass da Angst ist, es nicht zu schaffen, sondern ich versteh es so, dass sie nicht bereit ist, sich anzustrengen und es zu versuchen, weil es anstrengend ist.
Im Sinne von "alles oder nichts" - wenn es mir nicht zufliegt, dann mache ich es nicht.
"Und weil du von mir so eine Anstrengung forderst, musst du jetzt aushalten zu sehen, wie schlecht es mir damit geht."
Das Verrückte dabei ist, dass sie ja sehr offensichtlich durchaus den Ehrgeiz hat, um sich durchzubeißen, dass sie es im Grunde ja doch selbst von sich abfordert, das aber immer mit sehr viel Aufhebens vonstatten geht und sie - gefühlt - damit mir die Verantwortung für diese Gefühle zuzuschieben scheint.
(Wobei das wohl auch mein Problem ist, weil ich mich als Mutter vielleicht zu sehr mit ihren Gefühlen identifiziere, mich zu schnell dafür verantwortlich fühle.)

Z.B. zu dem Ausbruch beim Computerspiel. Das hab ich ja nun ganz sicher nicht "verlangt", dass sie das spielt und erfolgreich durchkommt. Ebensowenig den Hüftumschwung an der Turnstange, den sie so verbissen geübt hat.
Womöglich ist meine Wahrnehmung also auch sehr geprägt von meiner eigenen Unsicherheit, ob ich nicht doch etwas von ihr erwarte/verlange, was sie selbst vielleicht gar nicht will bzw nur mir zuliebe tut.
Das ist diese Zwispältigkeit: einerseits was abzufordern (was ja nicht per se schlecht sein muss), aber gleichzeitig dem Kind auch genug Freiheit und Selbstbestimmung geben zu wollen. :gruebel:

Vorhin hatten wir übrigens wieder sowas. Sie sollte für die Klavierstunde "Hänschen klein" aufschreiben, was sie mit der rechte Hand /5 Fingern spielt.
Ich hatte ihr angekündigt, dass ich das für ganz schön kniffelig halte. Und dass sie einfach mal schauen soll, wie weit sie kommt. Dass ich nichtmal genau weiß, ob das überhaupt eine "Pflichtaufgabe" sei, weil es nur mit Bleistift geschrieben als "Notenschreibübung" im Heft stand. (sie selbst wusste leider nicht, was genau gemeint ist, die Oma auch nicht...)
Sie hat sich zunächst mit Feuereifer drangemacht, ist aber dann wieder daran verzweifelt, weil es nicht so einfach war und sie dabei auch Fehler gemacht hat. Ich habe ihr dann gesagt, sie solle doch nach dem ersten Teil aufhören, den hatte sie schon gut hinbekommen, das würde doch dicke reichen. Zumal ja eben nichtmal ganz klar was, WAS genau die Aufgabe gewesen sei.
(Nur die Tonnamen? Auch den Rhythmus mit? )
Natürlich war sie aber noch nicht zufrieden mit der einen Hälfte...
Und obwohl sie laut klagte und zeterte, dass das eine so doofe Aufgabe sei und sie das nicht könne und auch nicht machen würde usw usf, ließ sie sich partout NICHT davon abbringen, es fertig zu machen.
Und dann war sie noch nichtmal mit sich zufrieden, obwohl sie sogar die Taktstriche richtig gesetzt und den 4/4 Takt selbst erkannt hat... :? (Oder - wenn ich jetzt böse wäre, könnte ich sogar sagen: dann hat sie mir nach all dem Gezeter nichtmal gegönnt auch zu erleben, dass sie mit sich selbst zufrieden ist. Ganz tief drin denke ich nämlich, war sie schon stolz, es geschafft zu haben. Aber ZEIGEN tut sie sowas grundsätzlich nicht! So eine Gemeinheit - die schlechten Gefühle krieg ich voll ab und die schönen behält sie einfach für sich. :evil: :lol: )

Übrigens hatte ich wieder das Gefühl, dass sie mir den "schwarzen Peter" zuschiebt: DU VERLANGST ETWAS UNMÖGLICHES VON MIR.
Ich frage mich dann direkt: Überfordere ich sie, ist das wirklich zu schwer? (wobei sie mir ja eigentlich am Ende immer das Gegenteil beweist... Trotzdem fühle ich mich dann schlecht.)
Was genau hätte ich denn da aber anders machen sollen, außer sie gar nicht erst drauf hinzuweisen, dass sie das als Aufgabe im Heft stehen hat...?
Zuletzt geändert von sinus am Di 1. Nov 2016, 19:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von sinus »

DAS große Thema ist dabei wohl: wie kann ich /das Kind lernen, die Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen bzw sich nicht für die des andren zuständig zu fühlen...
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von Bliss »

Unter diesen Umständen würde ich mich echt völlig raushalten. Ich glaube du tust euch da keine Gefallen, wenn du so involviert bist.
sinus
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Re: Lagebericht 2 Wochen Freie Schule

Beitrag von sinus »

Bliss hat geschrieben:Unter diesen Umständen würde ich mich echt völlig raushalten. Ich glaube du tust euch da keine Gefallen, wenn du so involviert bist.
Ja, das mag sein.

Wir sind beide glaube ich gerade auch in einer gewissen "Übergangsphase". Vom Kleinkind/Vorschulkindalter, wo man als Mama eben noch sehr involviert ist und dem Kind auch quasi bei allem noch helfen kann, was so "durchzustehen" ist. Hin zu mehr Eigenständigkeit und Verantwortung für das eigene Handeln und Tun und wohl auch Empfinden.
Das merke ich u.a. auch immer wieder dran, dass sie mir von irgendwelchem Kummer erzählt, wo ich nichts anderes mehr tun kann, als zuzuhören. (Bspw Sachen, die sie zwischenmenschlich in der Schule erlebt hat. Nichts Schlimmes, aber eben Dinge, die sie bewegen.)
Bei kleineren Kindern ist das ja schon so, dass man als Bezugsperson noch sehr viel helfen und "bewegen" oder wenigstens trösten kann und will.

Sie ist eben mein erstes und großes Kind, ich mache und erlebe alles ein erstes Mal. Und hinke dann halt schon immermal hinterher oder eile etwas voreilig vorneweg. :fahne:
(Bei der Kleinen werde ich diese einzelnen "Abnabelunsgphasen" dann sicher schon ganz anders und viel gelassener erleben...)
Zuletzt geändert von sinus am Di 1. Nov 2016, 20:54, insgesamt 1-mal geändert.
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