Liebe Momo,
das Buch kenne ich nicht, aber ich habe schon 2 Bücher zur gewaltfreien Kommunikation hier... und zum Großteil auch gelesen.
Woher dieses "ich bin nicht gut genug" beim Kind kommt, weiß ich nicht. Allerdings ist die Oma ähnlich gestrickt. Sie macht sich auch immer schlechter als nötig und leidet unter "Komplexen" wenn man das so sagen darf. Sie meidet auch z.B die moderne Technik weil sie glaubt, sie sei dafür zu dumm und würde das nicht hinbekommen. Grad gestern hatten wirs davon. Sie hatte sich mit 2 Studienfreundinnen getroffen und äußerte: "Die sind sowieso so sehr viel intellektueller als ich. Allein wie sie da so mit ihren Smartphones hantierten, Fotos zeigten usw. Ich hab mich ganz schön blöd gefühlt. *seufz*"
Ich habe ihr (zum wiederholten Male!) angeboten, ihr das zu zeigen aber sie verweigert sich. Sie brauche das doch im Grunde gar nicht, ach das bringt doch bei ihr auch nichts, sagt sie.
Meine Mutter war übrigens Ärztin und ist auch als Rentnerin immernoch vielfältig engagiert und interessiert.
Also sie hat null Grund, sich das nicht zutrauen.
Überhaupt sind Oma und Kind sich sehr ähnlich und das ist eventuell auch ein Grund, warum mich das selbstherabsetzende Verhalten beim Kind so triggert. Zumal ich da anders bin. Ich bin auch oft perfektionistisch, aber neige nicht dazu, an mir zu (ver-)zweifeln. Ich habe Freude daran, etwas zu verbessern und NOCH besser zu machen. Es "kitzelt mich" in positiver Weise.
Oma und Tochter sind übrigens auch beides "typische erste Kinder" und sehr klug, vielleicht ja tw im Kleinkindalter mitunter darum auch emotional manchmal überfordert worden...? Also so denke ich manchmal.
Wobei die Große mit gerade mal 2 hier auch schon saß und eine halbe Stunde wirklich heftigst gewütet und theatert hat, weil sie so verzweifelt war, dass sie den Reißverschluss ihre Jacke nicht allein zu bekam.
Da sehe ich jetzt nichts, was ich falsch gemacht haben könnte. Ganz sicher hatte ich nicht verlangt, dass sie sich allein anzieht...
Und auch da verzweifelte sie schon an sich selbst.
Ich verlor damals irgendwann die Geduld (nachdem ich wirklich eine halbe Stunde hilflos neben ihr saß, weggehen durfte ich nicht, sie anfassen auch nicht) und meinte, nun sei es doch endlich mal gut.
Sie antwortete schluchzend: "Ich würde ja aufhören aber ich KANN nicht!"
(Das werd ich nie vergessen, wie sie mir da direkt vor Augen hielt, dass ich ihr da in dem Moment zu viel Beherrschung abverlangte und auch staunte, dass sie selbst das schon so deutlich kommunizieren konnte.)
Wie ich drauf beim Kind am Besten reagiere, habe ich schon oft drüber nachgedacht. (Auch die Oma gefragt, wobei sie auf sowas angesprochen schnell eingeschnappt reagiert und sich kritisiert fühlt...)
An sich braucht ein Kind ja erstmal grundsätzlich Akzeptanz seiner Persönlichkeit, in dem Falle fällt mir das aber verdammt schwer.
Ich will und kann das schlecht akzeptieren, da es so offensichtlich eine völlig verquere Selbst-Wahrnehmung ist.
Und die auch die Umgebung unter Druck setzt irgendwie. So empfinde ich das zumindest. (Auch bei der Oma)
"Seht her - ich bin ein armes Hascherl, alle Welt ist so viel besser als ich, seht mich doch an, wie klein und dumm ich bin" - höre ich da heraus.
Damit weist man ja gewissermaßen die Verantwortung, etwas hinzubekommen von sich (weil man es ja gar nicht können KANN, so dumm wie man ist), verpackt das aber so schön in Selbstkritik. Die aber eben leider nicht konstruktiv, sondern destruktiv ist.
Man kann denjenigen ja auch nicht guten Gewissens darin bestärken: "Ja, stimmt, du bist zu dumm!"
Man (ich) sehe mich in der Pflicht zu widersprechen. Und ärgere mich über den anderen, denn ich sehe ja auch, dass derjenige es sich damit unnötig schwer macht... Thema sich selbst bewahrheitende Prophezeihung.
Mir ist übrigens noch eine Situation eigefallen, wo das sonst so beherrschte Kind mal so furchtbar heftig ausgeflippt ist. Damals wollte sie unbedingt auf der Website der "Sendung mit der Maus" ein Computerspiel machen. Irgendetwas mit hüpfen und klettern und sammeln. Das klappte nicht so gut. Riesendrama.
Ich habe denn ein Schlussstrich ziehen müssen, weil es einfach zu arg wurde. Riesendrama.
Seitdem hat sie nie wieder so ein Computerspiel angefasst...
Überhaupt hat sie ja auch alle Arten von Gesellschaftsspielen stets gemieden. Sie wollte sich dem Gefühl des Verlierens emotional nicht aussetzen.
Vermeidung jeglicher potentieller Frustsituationen ist zwar eine effektive Strategie, kann aber ja irgendwie auch nicht die Lösung des Problemes sein.
